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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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eben nicht, einfach nur Kartons oder Tüten mit dem entsprechenden Schriftzug zu versehen – nein, auf jeden Apfel gehört der Namenszug.
    Verschiedene Versuche haben ergeben, dass es nicht besonders sinnreich ist, Maschinen mit der Etikettierung zu beauftragen. Wie schon erwähnt, sind die verschiedenen Sorten extrem unterschiedlich in ihrer Beschaffenheit, und jener Etikettenstempel, der dem neuseeländischen Braeburn vielleicht nur ein müdes Lächeln entlockt, sorgt beim Golden Delicious möglicherweise für den sofortigen Übertritt des Aggregatzustandes in Richtung Mus. Um dies zu vermeiden, werden die Etiketten von Menschenhand auf die Äpfel geklebt – Apfel für Apfel, Etikett für Etikett. Bei großen Apfelerntebetrieben geschieht dies am Fließband, in kleiner strukturierten Einheiten wird auch schon mal von einem Korb in den nächsten sortiert. Die Bezahlung ist der intellektuellen Anforderung durchaus angemessen – mit fünf bis sechs Euro pro Stunde kann der Apfeletikettierer im Durchschnitt rechnen.

Gefahr: (Lassen Sie es uns so sagen: Die Wahrscheinlichkeit, als Apfeletikettenaufkleber von einer gefährlichen Situation überrascht zu werden, ist ungefähr so hoch wie die Chance auf die Begegnung mit einem Weißen Hai in Schorsch Brunnhubers Süßwasseraquarium. Null Sterne.)
Langeweile: ***** (Mehr als fünf Sterne vergeben wir prinzipiell nicht. Für den Apfeletikettenaufkleber gerieten wir ernsthaft in Versuchung, eine Ausnahme zu machen.)
Seltenheit: * (Apfeletikettenaufkleber zählen zu den Erntehelfern und sind insofern nicht eben selten zu nennen.)
Ekelfaktor: * (Ab und an steckt mal der Wurm im Apfel, aber das ist auch schon das Ekligste, das Ihnen blühen könnte.)
Neidfaktor: (Nur Apfelfetischisten könnten tauschen wollen. Hey, gibt es Apfelfetischisten überhaupt?)

Wasserbecherkontrolleur
     
    D em nun folgenden Beruf können und wollen wir ob seiner vollständigen, grauenhaften, betroffen machenden Sinnlosigkeit nicht allzu viele Zeilen widmen, gemahnt er doch eher an eine Realsatire, an ein Gleichnis von der Sinnlosigkeit des menschlichen Lebens.
    Vielleicht sind Sie ja einer dieser unerträglich wichtigen Vielflieger, die angeblich jeden zweiten Piloten persönlich kennen und Meilen schon alleine deshalb sammeln, um die eigene Erbärmlichkeit unter der Tünche der Weitgereistheit zu verstecken. Dann kennen Sie ganz sicher diese Wasserbecher, die man bei verschiedenen Fluglinien zu den sogenannten Mahlzeiten gereicht bekommt. Diese Becher sind mit mehr oder weniger formschönen Deckeln verschlossen, die zuweilen so fest auf ihnen sitzen, dass sie ihren eigenen Daseinszweck vollständig konterkarieren.
    Gedacht sind die Deckel auf den Bechern nämlich eigentlich dazu, dass der werte Fluggast sich oder die Umgebung nicht unnötig benässt. Es könnte ja zu Turbulenzen kommen. Oder es könnte sein, dass gerade während der Parodie einer Mahlzeit der übergewichtige Sitznachbar aufsteht, weil er ausgerechnet jetzt ganz dringend zu seinem in der Bordtoilette deponierten Sprengsatz muss. Die Erfahrung lehrt die leckere Flugbegleiterin nämlich schmerzhaft, dass ihre propere Optik spätestens dann nicht mehr genügt, wenn der werte First-Class-Mega-Checker knapp unterhalb des Armani-Schlipses einen Anflug jenes Gefühls verspürt, das wir gewöhnlichen Sterblichen als einen Hauch von Unzufriedenheit bezeichnen würden. Das geschieht bei diesen eminent bedeutsamen Entscheidungsträgern gemeinhin dann, wenn sie einen Mangel an notwendigem Respekt, fehlenden Service oder gar die Abwesenheit von angebrachter Anbetung zu bemerken glauben. Und das führt uns nun zurück zum Wasserbecher.
    Die Deckel dienen also der Zufriedenheit der Passagiere, führen jedoch – und das ist der eigentliche Gag an dieser unsäglichen Geschichte – unweigerlich ständig zum genauen Gegenteil. Sie sind nämlich oft derart bombensicher am Becher angebracht, also sozusagen eingerastet, dass selbst kundige Wasserbecherdeckelentferner ein Übermaß an körperlicher Anstrengung aufbringen müssen, um sie zu entfernen. Dies wiederum führt dann zum Gegenteil dessen, was der Becher-und-Deckel-Fabrikant ursprünglich beabsichtigt hatte: Der durch Fehlversuche erboste Kunde reißt mit roher Kraft am Deckelchen, dieses löst sich ganz plötzlich und zuweilen in gänzlich unerwarteter Art, woraufhin es … Schwapps … zum eingangs bereits erwähnten Fiasko kommt: Wasser spritzt, Passagier nass, Passagier

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