Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
gerade so einen richtigen Lauf hast? Lass uns hier und jetzt eine echte Kinoszene erleben!«
»David, ich …«
»Vielleicht gehen wir jetzt besser hinein«, schlug mein Vater vor und versuchte, alle ins Kircheninnere zu lotsen. »David und Scarlett, ihr solltet das besser unter euch klären.«
»Nein, warum denn die Mühe?«, rief David angespannt. »Ihr habt doch bisher alles mitbekommen. Dann könnt ihr das hier auch noch hören. Außerdem«, fuhr er fort und sah mich an, »ist es doch so viel dramatischer! Das ist es doch, was du so gern magst! Dramatik und Spannung kann es in deinem Leben gar nicht genug geben, nicht wahr, Scarlett?«
Obwohl es ein warmer Aprilmorgen war, merkte ich, wie mir ein Schauer über den Rücken lief. Ich hatte David wirklich nicht verletzen wollen, und es lag absolut nicht in meiner Absicht, dass jetzt so etwas passierte. Alle blieben schweigend stehen, als ich zu ihm hochsah. Aus den Augenwinkeln heraus bekam ich mit, wie Dermot und Finlay ihre Hüte wieder aufsetzten.
»Ich werde es dir sehr einfach machen, Scarlett«, erklärte David und sah zu mir herunter. »Kannst du dich noch erinnern, wie wir für diesen wundervollen Tag in unserem Leben eine Hochzeitsplanerin engagiert haben und du dachtest, sie sei bestimmt genau wie Jennifer Lopez in diesem Film?«
Ich nickte.
»Das war sie aber nicht. Man konnte sie eher vergleichen mit … na, wie hast du sie noch genannt? Cruella de Vil?«
Ich nickte überschwänglich, während mir Cruella, die auf einem Grabstein in der Nähe hockte, einen bösen Blick zuwarf.
»Nun, der augenblickliche Teil unserer Hochzeit wird genauso ablaufen wie in dem Film. Kannst du dich noch erinnern, Scarlett? An die Szene, kurz bevor das Paar getraut wird?«
Ich nickte traurig.
»Ja? Gut. Denn wie der Bräutigam in diesem Film, Scarlett, werde ich dir die Sache leicht machen und dir die Entscheidung über die Wahl zwischen mir und Sean abnehmen. Und weißt du auch, warum? Ich will dich nämlich gar nicht mehr heiraten!«
Alle, die sich im Kirchhof versammelt hatten, hielten wie auf Kommando gleichzeitig die Luft an.
»Ich will keine Frau heiraten, der ich nicht mehr vertrauen und bei der ich mich nicht darauf verlassen kann, dass sie zu hundert Prozent hinter mir steht. Ich habe keine Lust, eine Frau zu heiraten, für die ich nur zweite Wahl bin. Und«, seine Stimme, die bislang so stark und emotionslos geklungen hatte, begann zu zittern. »Was noch wichtiger ist: Ich will keine Frau heiraten, die, ohne jeden Zweifel, mit Haut und Haar und bis über beide Ohren in einen anderen verliebt ist.«
Ich ging einen Schritt auf ihn zu, doch David hob abwehrend die Hand.
»Nein, Scarlett. Du wolltest es so! Du wolltest wie in einem Kinofilm leben, und das hast du jetzt davon. Ich habe dir dein dramatisches Ende beschert, genau wie in Wedding Planner . Aber ich wette, du hättest nicht gedacht, jemals selbst die Braut zu sein, die bei ihrer eigenen Hochzeit sitzen gelassen wird.«
»David, bitte!«, flehte ich ihn an, als er die Treppenstufen herunterkam – offenbar wollte er dieser höllischen Situation, in die ich ihn gebracht hatte, schnellstmöglich entkommen.
Am Fuß der Treppe fing ich ihn ab und packte ihn am Arm.
»David, warte …«
»Geh zu ihm, Scarlett«, flüsterte David mir zu. »Er hat dich nicht verdient, aber geh zu ihm, wenn es das ist, was du willst. Vielleicht kannst du doch noch dieses märchenhafte Happy End erleben, von dem du immer geträumt hast – wenn auch nicht mit mir.«
Ich sah ihm hinterher, als er den Kirchhof verließ, ein vorbeifahrendes Taxi anhielt und bald darauf im ewigen Londoner Verkehrschaos untergetaucht war.
Ich drehte mich zu den anderen um, die immer noch schweigend dastanden und zu begreifen versuchten, was sich soeben vor ihren Augen abgespielt hatte. Dann sah ich auf die Einladung in meiner Hand, doch dieses Mal fiel mein Blick auf die Vorderseite der Karte.
»Aber das kann doch nicht sein!«, flüsterte ich. »Woher wusste er das?«
Die Postkarte war eine dieser Kunstkarten – die Sorte, die man in Kunstgalerien als Souvenir von einem der Gemälde kaufen kann. Und das Gemälde auf der Karte war das einer Braut an ihrem Hochzeitstag – »La Mariée«.
Es war genau das Bild aus der Kunstgalerie, die ich mit Maddie besucht hatte. Das Bild, das Julia Roberts Hugh Grant in Notting Hill geschenkt hatte …
Jetzt schenkte mir also Sean dieses Gemälde. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte
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