Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko
Lüge.«
Bobby sah mich aus dem Augenwinkel an. »Du willst Angie anlügen?«
»Nein«, gab ich zu.
»Du liebst sie«, sagte er und stieß mir feste mit dem Finger in die Rippen.
»Ich habe nie das Gegenteil behauptet«, sagte ich. »Ich habe nie gesagt, ich würde sie nicht mehr lieben.«
»Mann, das ist ja einfach super!«
»Okay, danke. Aber ich habe plötzlich das Gefühl, in einer Tampon-Werbung gelandet zu sein. Ich liebe sie heiß und fettig, aber es wird Zeit, dass wir uns wie richtige Kerle benehmen.«
»Drehen wir auf!«
Bobby drehte schnell die Lautstärke hoch und Baby I’m-a Want You von Bread plärrte aus den Lautsprechern.
Ich schaute ihn an, aber er zuckte nur mit den Schultern und sagte: »Mixkassette.« Wir ließen es laufen und begleiteten den Song nicht etwa mit Headbanging, sondern mit sanftem Hin- und Herwiegen.
Wir fuhren auf das riesige, unasphaltierte Gelände des »Imperial Sand Dunes Recreational Area«, direkt außerhalb von Gordon Wells. Zu jeder Jahreszeit außer im Sommer waren auf dem Behelfsparkplatz Dutzende Wohnmobile und Zelte verstreut. Aber Anfang September setzten sich nur absolute Fanatiker den tausend Grad Hitze ohne Schatten aus, um in einem riesigen Sandkasten auf Männerspielzeugen rumzudüsen. An diesem Abend standen dort nur zwei Wohnmobile und ein Pick-up mit einem Strand-Buggy auf einem Anhänger. Am Nordende der unbefestigten Fläche brannte ein Lagerfeuer. Die Männer rund ums Feuer sahen aus wie Jäger, denen wahrscheinlich auch das Wohnmobil gehörte und die so klug waren, das Gelände als Ausweichparkplatz zu benutzen. Da es kein offizieller Campingplatz war, kostete es auch nichts. Auch wenn es in den Dünen kein Leben gab, am nur anderthalb Kilometer entfernten All-American-Kanal flogen einem reichlich Tauben vor die Flinte.
Wir parkten an der südöstlichen Ecke des Geländes, so weit wie möglich von den anderen Fahrzeugen entfernt. Der Weg zur Oase war gut anderthalb Kilometer lang und führte durch ein Gebiet, wo die Dünen flacher wurden und dem Buschland wichen.
Wenn wir die einspurige Straße zur Oase nahmen, würde man uns entdecken. Der Überraschungseffekt war unser einziger Vorteil. Wir mussten uns der Anlage also von hinten nähern. Niemand würde damit rechnen, dass irgendjemand aus dieser Richtung kam. Außerdem rechneten sie sowieso nicht mit uns. Alle, die zur Oase fuhren, kamen entweder über die Straße aus dem Westen oder von der Grenze im Süden her. Wir würden uns von Norden aus annähern, in einer Nachtwanderung wie bei den Pfadfindern, und uns dabei an den Sternen orientieren, bis die Lichter der Anlage in Sichtweite kamen.
Der Lärm der Motorräder und Quads würde unsere Ankunft schon in ein paar hundert Meter Entfernung ankündigen. Deshalb wollten wir sie durch den Wüstensand schieben und nur zur Flucht verwenden.
Bobby und ich stiegen aus und lösten die Niederzurrungen, mit denen die Fahrzeuge auf dem Anhänger befestigt waren. Buck Buck und Snout hielten neben uns, stiegen aus und taten es uns nach. Snout winkte mir zu und lächelte breit. Buck Buck furzte laut und lachte dann. Ich liebte diese bekloppten Typen einfach.
Als ich sie gefragt hatte, ob sie mitmachen würden, war die ganze Unterhaltung folgendermaßen abgelaufen:
Ich: »Leute, Alejandro hat Juan entführt.«
Sie: »Holen wir ihn uns wieder.«
Ich: »Es könnte gefährlich werden.«
Sie: Lachen.
Es ist schwer genug, eine Sanddüne hochzulaufen, wenn der Untergrund rieselnd nachgibt und einem unter den Füßen wegrutscht. Man sinkt bis zu den Waden ein und hat Mühe, sein Gleichgewicht zu halten und sich gleichzeitig voranzukämpfen. Aber dann auch noch zu versuchen, ein Motorrad durch den Sand zu schieben, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Als ich mit meiner Bildung prahlen wollte und bemerkte, es sei eine Sysiphusarbeit, stimmte Bobby mir zu und meinte, ja, es wäre schlimmer, als sich mit einer Geschlechtskrankheit rumzuplagen.
Nach der ersten desaströsen Düne hatte ich so ungefähr den Bogen raus. Man durfte nicht schnurstracks geradeaus hochlaufen, sondern nur ganz allmählich im Zickzackkurs. In dem tiefen Sand nützen die Räder nicht viel. Die meiste Zeit musste ich das Motorrad hochziehen. Buck Buck und Snout ging es mit den Quads auch nicht anders, aber die jammerten nicht und machten einfach.
Bergab war es einfacher, vor allem, weil ich ständig fiel und rutschte. Unten angekommen war ich schließlich unterm Sand
verschüttet. Die
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