Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny

Vom Netzwerk:

Rand durchs Fenster. Er duckte sich wieder und schüttelte den Kopf. Alejandro war es nicht. Ich war nicht überrascht. Ich weiß nicht warum, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass er schnarchte. Wir gingen weiter zur Halle, die am nächsten lag.
    Bobby und ich hockten in der versenkten Lkw-Zufahrt einer breiten Laderampe. In das Gebäude führten mehrere stählerne Rolltore und ein paar Standardtüren. Die Gebäude bestanden hauptsächlich aus Beton und Stahl. Keines der Hauptgebäude hatte Fenster. Das war natürlich ein Problem. Es bedeutete, wir mussten wie bei einer Spielshow Türen öffnen, ohne zu wissen, was sich dahinter verbarg.
    Wir gingen davon aus, dass die Wachleute der Oase und ihre Gäste sich nur allzu sicher fühlten. Warum sollte man Türen bewachen, wenn man nicht damit rechnete, dass jemand kam?
    Wir wussten nicht einmal, in welchen Gebäuden Leute untergebracht waren. Allerdings war uns klar, dass wir improvisieren mussten, wenn wir jemandem begegneten. Bobby hatte eine Schrotflinte dabei, gerade erst abgesägt, und ich die Flinte von Pop. Damit gestaltete sich die Improvisation interessanter, wurde aber auch in gewisser Weise vorhersehbar.
    Ich rollte mich bäuchlings auf die Laderampe, weder sehr elegant noch besonders geräuscharm. Bei Bobby sah es viel einfacher aus; und als er aufstand, machte er mir ein Zeichen, still zu sein. Langsam gingen wir zu einem der Rolltore. Ganz sachte legte ich
mein Ohr an den Stahl und versuchte herauszufinden, ob sich drinnen irgendetwas tat. Ich wartete eine Weile. Es kam mir vor wie eine Minute, aber es waren wohl eher zwanzig Sekunden. Ich hörte nichts und schüttelte den Kopf. Bobby deutete mit dem Kopf zu einer zwanzig Meter entfernten Tür. Er legte seine Flinte an, aber mit dem Lauf nach unten. Ich legte meine Hand auf den Türgriff und wartete auf ein Zeichen von Bobby.
    Bobby atmete dreimal hastig und nickte dann. Ich drehte den Türgriff um. Es war nicht abgeschlossen und es gab ein lautes Klicken, als ich die Tür einen Spalt weit öffnete. Das Geräusch ließ mich zusammenzucken. Ich machte die Tür weiter auf und Bobby huschte hinein. Ich folgte ihm in die Dunkelheit und hob meine Flinte an.
    Wir standen in einem verlassenen Büro, das als Lagerraum diente. Überall standen Kisten herum, aber glücklicherweise keine Leute. Ich ließ die Tür ein paar Zentimeter offen, um Licht reinzulassen. Es gab nur eine andere Tür. Die führte tiefer ins Innere des Gebäudes.
    »Es ist, als würden wir Doom spielen«, flüsterte Bobby. »Wir können nur vorwärtsgehen.«
    »Es ist überhaupt nicht wie irgendein Scheißspiel«, sagte ich. »Ganz und gar nicht.«
    »Beruhig dich, Jimmy. Wir kriegen den Jungen schon.«
    »Das hier ist kein Spiel«, beharrte ich.
    »Rede dir das nur immer wieder ein.« Mit diesem Spruch öffnete Bobby die Tür und tauchte rasch in die noch schwärzere Dunkelheit vor uns ein.
    Als ich die Tür schloss, war ringsum kohlrabenschwarze Nacht. Wir hatten zwar Taschenlampen dabei, aber ich hielt es für klüger, sie nicht anzuschalten. Jedenfalls, bis ich mir an einem niedrig verlaufenden Rohr fast den Schädel eingeschlagen hätte. Mein Kopf machte ein deutlich hörbares Geräusch wie eine Kokosnuss, bei dem ich an die Three Stooges denken musste. Wir vier waren ein bisschen wie die Stooges. Und ich war sicher der Trottel Shemp.
    Ich rieb mir die Beule auf meinem Schädel und lauschte in die Dunkelheit. Es herrschte Totenstille.
    Bobby flüsterte: »Kein Mensch sitzt einfach in der Dunkelheit rum. Hier ist niemand.«
    Dem musste ich zustimmen. Es war, als wäre ich blind. Auch mit weit aufgerissenen Augen sah ich nur schwarz.
    Bobby machte seine Taschenlampe an und schwenkte sie kurz durch das Gebäude. Es war so groß wie ein Flugzeughangar und der Strahl der Taschenlampe wurde nach zirka dreißig Metern von der Dunkelheit verschluckt. Ein gewaltiger, inaktiver Generator füllte die Mitte des Gebäudes. Der Rest waren Rohre. Jede Menge Rohre. Große Rohre. Kleine Rohre. Rohre überall. Selbst ein Ingenieur hätte nicht sagen können, wozu die alle dienten. Ich bin überzeugt, dass einige gar keine Funktion hatten, sondern nur eine perfekte Industrieästhetik schaffen sollten.
    »Lass uns ein bisschen rumsuchen, nur um ganz sicher zu sein«, sagte Bobby.
    Ich nickte.
    »Hast du genickt?«, fragte Bobby. »Im Dunkeln bringt Nicken nämlich nicht so wahnsinnig viel.«
    »Ja, ich habe genickt«, sagte ich.
    »Ich habe gerade