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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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verpassen. Hätte er Zeit gehabt nachzudenken, hätte er mir eine reingehauen. Aber wenn man versucht, einem Pissstrahl auszuweichen, kann man an nichts anderes denken. Ich lenkte den Strahl sogar zu Grünstiefelchen und zwang ihn zu einem kleinen Tanz. Ich fühlte mich wie ein Revolverheld im Wilden Westen.
    »Kommt schon«, rief ich mutig, denn der Alkohol machte mich unverwundbar. Ich amüsierte mich tatsächlich köstlich und lachte ungehalten.
    Dann ließ mein Druck nach. Ich versuchte mit aller Kraft, mehr herauszupressen, aber der Strahl wurde langsam zu einem Tröpfeln und versiegte schließlich vollends. Ich stand da mit meinem Schwanz in der Hand, während zwei im doppelten Wortsinn angepisste mexikanische Cowboys mich mordlüstern anstarrten. Im Nachhinein war die Situation saukomisch, aber in dem Moment war mir das Lachen vergangen.
    Ich hätte wahrscheinlich einfach zur Tür hechten sollen. Aber wenn ich mich auf eine Schlägerei einlassen musste, war meine oberste Priorität, erst mal meine Hose zuzumachen. Ein ungeschriebenes Gesetz im Straßenkampf besagt, dass man seinen Penis nicht raushängen lassen soll. Ich hatte schon zwei Knöpfe zu, als Rotstiefelchen seine Faust schwang, die meinen Unterkiefer seitlich und meine Schulter voll traf. Ich fiel nach hinten und meine
Beine stießen gegen die Kloschüssel. Ich stolperte, stieß mir den Kopf an der Wand und wurde zwischen Kloschüssel und Wand eingeklemmt. Meine Beine lagen auf der Schüssel, ich lag auf meinem einen Arm und der andere ragte in die Luft.
    Ich klammerte mich an den Rand der Kloschüssel, immer Rotstiefelchen im Blick, der auf mich zukam. Ich wurde von Panik ergriffen. Ich versuchte mit aller Kraft, mich aus dieser Lage zu befreien, und verhedderte mich nur noch mehr. Mein einziger Trost war, dass ich Rotstiefelchen beim Pinkeln gesehen hatte. Wenigstens würde er mich nicht vollpissen, sondern mich nur nach Strich und Faden verprügeln.
    Natürlich trat er zu. Seine Stiefelspitze traf mich hinten am Oberschenkel. Von seinem Stiefel spritzten mir Tröpfchen meiner eigenen Pisse ins Gesicht. Die Ironie des Schicksals.
    » Dinero, pendejo «, sagte er, spanische Wörter, die sogar ich verstand.
    »Fick dich«, war meine ebenso höfliche Antwort.
    Er holte ein großes Schnappmesser aus seiner Gesäßtasche und öffnete es langsam. Er zeigte mir die Klinge von beiden Seiten. Es war ein abgewetztes Messer mit schwarzen Flecken. Ich konnte sogar einen leichten Fischgeruch ausmachen. Sauber wäre es schon schlimm genug gewesen.
    »Okay«, sagte ich, hielt meine Hände hoch und deutete auf meine Vordertasche. »Mein Geld ist in meiner Tasche. Dinero está aquí. «
    Er nickte nur.
    Ich versuchte, die Gelegenheit zu nutzen, um aufzustehen, und rutschte von der Kloschüssel weg. Ich spielte auf Zeit, da Bobby mein ganzes Geld hatte. Ich griff trotzdem in meine Tasche. In dem Moment flog die Toilettentür auf.
    Bobby machte zwei Schritte vorwärts, sein Melonenmesser in der Hand. Bevor Grünstiefelchen sich umdrehen konnte, hatte Bobby ihm schon mit der Seite seines Stiefels in die Kniekehle getreten. Jaulend klappte Grünstiefelchen nach hinten um. Sobald er am Boden war, trampelte Bobby ihm aufs Handgelenk und gab
ihm dann einen Tritt ins Gesicht. Das Ganze dauerte nur zwei Sekunden.
    Rotstiefelchen hatte sich umgedreht und alles mit angesehen, sich aber nicht gerührt. Jetzt standen sich die beiden Auge in Auge gegenüber. Bobby blickte auf das Messer in Rotstiefelchens Hand. Der blickte auf das Messer in Bobbys Hand. Bobby lächelte. Rotstiefelchen nicht.
    Bobby sah mich an. »Steh auf, Mann! Wir müssen weg.«
    »Ehrlich?«, sagte ich, wand mich aus der Nische zwischen Wand und Klo und rutschte dabei durch die Urinpfützen am Boden. Ich behielt Rotstiefelchens Messer im Auge und rechnete jeden Moment damit, dass er eine Dummheit begehen würde.
    Bobby konnte meine Gedanken lesen und sagte: »Der tut schon nichts. Er ist hier reingekommen, um einen schnellen Dollar zu machen. Bei dir. Er ist vielleicht nur ein dämlicher Mexikaner, aber klug genug zu kapieren, dass er’s mit mir nicht so einfach hat. Ich mache zu viel Mühe. Bei einer Messerstecherei gibt’s keinen Sieger. Jeder kriegt was ab.« Bobby sah mich an, dann den Boden, dann Rotstiefelchens Bein. »Reinigungskraft in Gang fünf, bitte!«
    Rücklings verließen wir den Toilettenraum. Bobby schloss die Tür und fing an, hastig Bierkästen davor zu stapeln.
    »Die Tür geht nach

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