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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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den Tisch. Ich hatte nicht damit gerechnet und meine Bierflasche schmetterte zu Boden. Sehr laut. Glasscherben und schäumendes Bier. In diesem Moment schien es wie das lauteste Geräusch, das ich je gehört hatte.
    Der alte Mann unterbrach sein Gitarrenspiel. Alle hörten auf zu reden. Der Barmann ging zum Ende der Theke, eine Hand verborgen. Er fragte: » ¿Todo está bien? «
    Bobby kniete sich hin, um die Scherben aufzusammeln. » Está bien. Lo siento. Fue un accidente. «
    Der Barmann hob langsam seine Hand und nahm einen Lappen von der Theke. Ich griff danach. »Lassen Sie! Ich mach das schon.«
    Er sah mich verdutzt an.
    Bobby übersetzte: » Permítalo. Vamos a limpiarlo pronto. «
    Der Barmann zuckte nur mit den Schultern und warf mir den nassen, grauen Lappen zu. Er roch nach Erbrochenem, aber es ging mir nicht um eine gründliche Reinigung. Es ging ums Prinzip. Wir waren dort zu Gast.
    Der Barmann holte hinter der Theke einen Plastikeimer hervor und stellte ihn neben Bobby. Der warf eine Handvoll Scherben hinein. Dann holte er einen von meinen Zwanzigern aus seiner Tasche und gab ihn dem Barmann. » Cuatro cervezas más, por favor. Y una para usted. « Der Barmann nahm das Geld und ging hinter die Theke, um unser Bier zu holen.
    Während ich Bier in den Eimer wrang, konnte ich aus dem Augenwinkel Rotstiefelchen und Grünstiefelchen sehen. Sie starrten mich an. Der eine wandte sich dem anderen zu, nickte in meine Richtung und sagte etwas. Der andere lachte und nickte.
    Das konnte nichts Gutes verheißen.
    Eine Stunde, fünf Bier und ein paar Schnaps später war mir alles egal. Es tat gut, mal auf die Pauke zu hauen. Ich dachte nicht
mehr an Pop, der bis dahin meine Gedanken beherrscht hatte. Ich fühlte mich in Mexicali nicht mehr unwohl und scherzte sogar wie ein Stammgast mit dem Barmann. Er gab vor, uns zu mögen, denn Bobby warf mit meinem Geld um sich, aber mir reichte das. Als er uns auf Kosten des Hauses einen Schnaps ausgab, kamen mir die Tränen.
    Unbeholfen stand ich auf und ging langsam Richtung Toilette, die sich hinten befand. Da ich schon zum vierten Mal ging, kannte ich den Weg durch den dunklen Flur. Ich war stolz, weil ich auf meinem nicht ganz geraden Kurs nur über zwei Stühle stolperte und nur die Ecke der Theke rammte.
    Da ich dachte, es wäre niemand in der Toilette, trat ich viel zu kräftig gegen die Tür und ging hinein. Der Cowboy mit den roten Stiefeln stand am Klo. Er sah mich mürrisch über die Schulter an und widmete sich wieder seinem Geschäft.
    »’tschuldigung«, sagte ich verlegen und wartete.
    Der Raum war überraschend groß dafür, dass es dort nur ein Waschbecken und eine brillenlose Kloschüssel gab. Da es genügend Platz gab, fiel es mir nicht schwer, einen möglichst großen Abstand zu Rotstiefelchen zu halten. Ich gönnte ihm seine Privatsphäre und musterte die Armaturen am Waschbecken. Ich überlegte, an der Theke zu warten, aber wir waren schließlich alle erwachsen und ich musste pissen.
    Als er fertig war, machte sich Rotstiefelchen nicht die Mühe zu spülen. Er ging direkt zur Tür und ließ das Waschbecken links liegen. Meine Blase machte mir zu sehr zu schaffen, um ihn über Hygiene zu belehren. Ich hastete an ihm vorbei zum Klo und machte meinen Hosenstall auf. Und dann stand ich da. Obwohl ich das Gefühl hatte zu platzen, kam nichts raus. Verdammtes Lampenfieber. Ich schloss die Augen, wartete, dass Rotstiefelchen endlich verschwand, und dachte an Wasserfälle, das Meer und tropfende Wasserhähne.
    Ich hörte, wie sich die Tür schloss. Mein Körper entspannte sich. Ich atmete tief ein und zählte bis zehn. Bei vier lief es endlich. Doch dann hörte ich statt der erwarteten Stille Schritte hinter mir.
Stiefelschritte, um genau zu sein. Ich drehte mich halb um und versuchte gleichzeitig, trotz Trunkenheit mein Ziel zu treffen. Rotstiefelchen und Grünstiefelchen standen mit dem Rücken an der geschlossenen Tür.
    Mein Hirn brauchte eine halbe Sekunde, um die Situation zu registrieren und einzuschätzen, und ich konnte mir keine hilflosere Position vorstellen. Während Grünstiefelchen sich an der Tür herumdrückte, machte Rotstiefelchen einen Schritt auf mich zu, ein bösartig schiefes Grinsen im Gesicht.
    Ich tat das Einzige, was mir auf die Schnelle einfiel. Ich ergriff die Offensive, drehte mich schnell um und pisste auf Rotstiefelchens rote Stiefel. Er sprang zurück, aber ich ging auf ihn zu und versuchte, ihm möglichst eine gute Salve Urin zu

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