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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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innen auf«, bemerkte ich.
    Bobby schüttelte mit dem Kopf, stellte den Kasten ab, den er in der Hand hielt, und ging an mir vorbei nach draußen.

Sieben
    Als wir uns eilig von der Bar entfernten, sah ich mich immer wieder um. Im Viertel herrschte noch viel Betrieb. Scharen von Imbissverkäufern säumten die Straßen, und die Gerüche waren berauschend. Aber vielleicht waren es auch Bier und Gewalt, die den Rausch verursachten.
    Bobby grinste. »Das lernt man nicht beim Karatetraining.«
    »Der ist auf mich losgegangen. Ich war beim Pinkeln. Was soll ich denn machen?«
    »Vielleicht nicht mehr pissen?«
    »Ich konnte nicht … Ich habe nicht … Ich war nicht richtig da.« Ich konnte kaum glauben, dass ich mich tatsächlich rechtfertigte oder dass ich überhaupt darüber redete. »Seit wann trittst du denn so gern zu?«, fragte ich in dem Versuch, ihm den schwarzen Peter zuzuschieben.
    Bobby lachte nur. »Du riechst nach Windel.«
    Ich merkte gar nicht, dass er stehen geblieben war, bis ich schon ein paar Schritte weiter war. Ich drehte mich um. »Komm schon! Warum bleibst du stehen?«
    »Wir sind da«, sagte Bobby und deutete auf das gemalte Schild der Bar Cachanilla’s.
    »Bobby, die beiden Cowboys werden dich suchen, um dir den Arsch aufzureißen. Wir verschieben die Sache. Ich muss duschen. Lass uns abhauen.«
    »Erstens würden die dir den Arsch aufreißen, nicht mir, und zweitens scheiß ich drauf!«
    »Ich will nicht noch mehr Ärger kriegen.«
    »Warum nicht?«, fragte Bobby vollkommen ernst. »Früher sind wir andauernd hergekommen. Es ist doch nichts dabei.«
    »Bobby«, sagte ich resignierend.
    »Wir sind jetzt schon mal hier«, sagte Bobby. »Es wird schon nichts passieren oder wahrscheinlich nicht. Wenn, dann wäre schon längst was passiert.«
    »Aber es ist doch was passiert. Ich bin auf dem Klo überfallen worden. Ich bin, verdammt noch mal, ein erwachsener Mann. Ich besaufe und prügle mich mehr nicht jedes Wochenende.«
    Bobby lachte. »Willst du mir damit etwa eins reinwürgen? Was du denkst, ist mir so was von scheißegal. Nach allem, was du schon gesehen und erlebt hast, wie kannst du da bloß so eine Memme sein? ›Ich bin ein erwachsener Mann.‹ Was zum Teufel soll das überhaupt heißen?«
    »Ich bin überall voller Pisse. Meiner eigenen Pisse. Ich will nach Hause.«
    »Okay, verstehe ich ja. Hak es einfach als Erfahrung ab.« Bobby schüttelte mit dem Kopf. »Aber die Party ist erst vorbei, wenn wir zum Zug gekommen sind. Du tust es für Jack. Für deinen Vater, nicht meinen. Du hast mich gefragt, schon vergessen? Wieso muss ich dich dann bequatschen? Wir sind Freunde und ich halte zu dir, egal, wie blöd du bist und was für blöde Sachen du anstellst. Aber als dein Freund lasse ich auf keinen Fall zu, dass du kneifst. Wir beide haben die Sache zusammen angefangen und wir bringen sie auch zusammen zu Ende. Also reiß dich zusammen, vergiss deine ganze eigene Scheiße mal für einen Moment, und lass uns eine Nutte für deinen Alten suchen.«
    Bobby lief zur Tür des Cachanilla’s, ohne meine Reaktion abzuwarten. Ich nickte nur kurz und folgte ihm.
    Ein Anzug aus violettem Samtimitat steht nur den wenigsten. Aber der Türsteher des Cachanilla’s war vielleicht so jemand. Er war gekleidet wie eine Mischung aus Super Fly und Cantinflas, bis hinunter zu seinen Schlangenlederschuhen ganz in Dunkelviolett. Es war schwierig auszumachen, ob er unter all den Rüschen an seinem Hemd Fett oder Muskeln verbarg, aber jedenfalls hatte er Masse. Zu unserem Glück war er einer der nettesten Kerle, die ich je kennengelernt habe.
    Er sah mich und Bobby an, rechnete kurz im Kopf nach und schenkte uns ein breites Lächeln. Zwei Amerikaner vor einem mexikanischen Striplokal – die Rechenaufgabe war einfach. Das roch nach Geld. Außerdem schnupperte er an mir und konnte offensichtlich auch Pisse riechen. Aber er war so gut, nichts zu sagen. Man muss schon ein verdammt guter Geschäftsmann sein, um Uringeruch zu ignorieren. Er fing sofort an, seinen Spruch runterzuleiern: »Die beste Show in México . Hübsche chicas . Billiger Tequila.« Er sah mich lächelnd an. »Du stehst auf mexikanische Muschis?«
    Ich lächelte ihn an und unterdrückte ein Lachen. Sein mexikanischer Akzent klang affektiert, als würde er übertreiben, um mehr zu klingen wie die Sorte Mexikaner, für den wir ihn seiner Meinung nach hielten.
    Er wartete meine Antwort nicht ab. »Komm rein, trink was, trink noch was, schau dir die

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