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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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von den Socken. Es vergehen keine zehn Sekunden und alle Cowboys liegen am Boden, verletzt, stöhnend. Einer von denen zuckt ganz komisch. Wie bei einem Anfall, weißt du? Dann geht Hulk auf die Bullen zu. Ich weiß nicht, was er vorhatte, falls er was vorhatte, aber die Bullen gingen davon aus. Denn die haben alle ihre Knarren gezückt.
    Mann, da hast du was verpasst. Ich weiß nicht, wie du dabei schlafen konntest.
    Jetzt stehen Hulk und ich da. Er atmet schwer, weil, Mann, das muss ganz schön anstrengend sein, das ganze Gewicht zu heben und dann noch richtig zuzuschlagen. Ich blute. Sonst tue ich gar nichts. Ich blute so ruhig wie möglich. Und die drei federales zielen mit ihren Waffen auf uns. Die haben einen Scheißbammel. Die Knarren zittern in ihren Händen, und es stinkt nach Pisse, so eine Scheißangst haben die. Um ehrlich zu sein, der Pissgeruch konnte auch von dir gewesen sein. Keine Ahnung. Ich konzentriere mich nur darauf, keine Bewegung zu machen. Ich weiß, wenn ich mich bewege, rastet einer von den Wichsern aus, drückt ab, und dann leeren die andern auch ihre Magazine. Es ist wie im Film. Ich bin wie erstarrt. Und ich bete, dass Hulk es auch schnallt.
    Wir sind wie – wie heißt das noch – so eine Szene in einem Museum. Mit einer ausgestopften Bergziege. So stehen wir da, wie in einem Museum. Keiner rührt sich. Keiner sagt was. Das einzige Geräusch ist Hulks Atmen – tief, regelmäßig und schnaufend. Eigentlich angenehm. Irgendwie beruhigend. Ich hab automatisch angefangen, im gleichen Rhythmus zu atmen. Wir waren ja quasi auf derselben Seite. Es gab eine Verbindung zwischen uns.
    Ein Diorama, so heißt das. Wir waren wie ein Diorama.
    Ach ja! Das ist einfach unglaublich. Ich gucke runter, und da steckt ein Messer in Hulks Arsch. Einer von den Cowboys hat ihm in den Hintern gestochen. Hinten an seinem Bein fließt ein bisschen Blut runter. Ganz tief in seiner Arschbacke. Ich weiß nicht
mal, ob er’s gemerkt hat. Er machte keine Anstalten, es rauszuziehen. Schien ihm nichts auszumachen. Er atmete einfach bloß.
    Und dann: › Amigos ‹. Jemand sagt: › Amigos ‹. Ich höre das Wort und weiß, was es bedeutet, aber ich weiß nicht, warum ich es höre. Dann noch mal › Amigos ‹. Wir drehen uns alle um. Ganz langsam. Keiner bewegt seinen Körper, nur die Köpfe. Und wir alle sehen Tomás, der auf dem Bürgersteig steht. Und er hält einen Packen Zwanzig-Dollar-Scheine gefächert in seiner Hand wie Biggie Smalls. Und er lächelt, denn er weiß, er hat die Lage unter Kontrolle.
    Alles entspannt sich sofort. Die Bullen stecken langsam ihr Knarren weg, obwohl sie Hulk im Auge behalten, als könnte der jeden Moment ausrasten. Tomás zählt ein paar Scheine ab und bezahlt jeden einzelnen Bullen, aber nicht, bevor er jedem was ins Ohr geflüstert hat. Keine Ahnung, was er gesagt hat, aber auch wenn die Schiss vor Hulk hatten, vor Tomás hatten sie eine Riesenheidenangst.
    Und direkt vor unseren Augen wird plötzlich alles ganz anders. Die Bullen fangen an, die Cowboys mit Fußtritten zu wecken. Vier stehen langsam auf. Der fünfte wird nicht wach. Also packen ihn zwei bei den Füßen und zerren ihn weg, während die Bullen sie mit gezogenen Waffen die Straße entlang bugsieren. Ob zum Knast oder direkt in einen Graben am Stadtrand, das weiß ich nicht, und das will ich auch gar nicht wissen.
    Tomás kniete sich neben dich, checkte deinen Puls und deine Augen. Du bist kurz zu dir gekommen, und dann warst du wieder weg. Eher ohnmächtig als k. o. würde ich sagen. Ich habe gesagt, ich würde mich um dich kümmern. Und ohne ein Wort ist Tomás ins Cachanilla’s zurückgegangen.
    Wann hat sich denn Tomás auf einmal in Tony Montana verwandelt?
    Hulk ging Tomás hinterher, und beim Laufen, ohne Scheiß, hat er hinter sich gegriffen und sich das Messer aus der Arschbacke gezogen. Hat es einfach fallen lassen. Ohne stehen zu bleiben. Ich hätte zu gern gesehen, wie er sich in den mexikanischen Bill Bixby verwandelt, aber es war höchste Zeit, dich nach Hause zu bringen.
    Ich habe dich drei Blocks weit geschleppt. Du hast einen verdammt guten Schlaf.
    Aber eines steht jetzt fest: Wir müssen öfter nach Mexicali fahren. So bekloppte Sachen passieren nur, wenn du dabei bist. Ich habe dich vermisst, Mann.«
    Bobby setzte mich zu Hause ab. Ich wollte lieber im Schlaf an meiner sehr wahrscheinlichen Gehirnerschütterung sterben, als noch länger wach zu bleiben. Ich versuchte erst gar nicht, über die

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