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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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doch sei. Der Witz funktionierte immer noch. Jedenfalls für ihn.
    Ich lächelte zum Zeichen, dass ich seinen Witz mitbekommen hatte. »Ist Mike da?«
    Er deutete mit dem Kopf hinter sich.
    »Wie geht’s Big Jack? Marta hat ihm vor ein paar Tagen Tamales gebracht. Keine Ahnung, ob er die essen durfte, aber wenigstens konnte er den Duft genießen. Sie hat gesagt, er sah okay aus. Dünner.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Dank ihr von mir. Und wie geht’s dir? Du müsstest ja mittlerweile so um die hundert sein, stimmt’s?«
    »An manchen Tagen fühle ich mich auch so.« Er lachte. »Aber ich bin erst ein dreiundsiebzigjähriger Jüngling.«
    »Willst du nicht irgendwann in Rente gehen?«
    »Und all das hier aufgeben?«, sagte er und breitete seine Arme aus.
    Einer seiner Männer brüllte seinen Namen vom anderen Ende des Schuppens aus.
    »Schön, dich zu sehen, Daniel«, sagte ich.
    Wir gaben uns die Hand.
    »Ja. Ach, tu mir doch einen Gefallen. Kannst du Jack was fragen?«
    »Klar. Was denn?«
    »Frag ihn, ob er lieber einen Sohn gehabt hätte«, sagte Daniel und lachte sich schlapp. Verfolgt von seinem Gelächter ging ich weiter nach hinten. Mir war es schon immer nur darum gegangen, andere Menschen glücklich zu machen.
    Hinter dem Schuppen standen auf achttausend Quadratmetern gestampfter Erde Reihen über Reihen schwerer Maschinen. Traktoren, Raupen, Drescher, Pflüge und andere Ungeheuer mit riesigen, lehmverkrusteten Reifen füllten den Hof. Manche funktionierten, andere waren Antiquitäten. In der Landwirtschaft wird nie etwas weggeworfen. Man weiß ja nie. Vielleicht wird der verrostete Pferdepflug noch irgendwann gebraucht.
    Ich fand Mike unter einem Drescher. Er drückte seine Stiefelabsätze in den Boden, um sich weiter unter die Maschine zu schieben. Ich hörte das Hämmern von Metall auf Metall, von Flüchen begleitet. Davor standen zwei seiner Männer. Ein Sammelsurium von Werkzeugen lag am Boden verstreut.
    Mike rutschte unter dem Drescher hervor, stand auf und klopfte sich den Staub ab. Er wandte sich an seine Männer: »In Ordnung, ich gebe mich geschlagen. Ihr hattet recht. Total verbogen. Ich kann ihn auch nicht reparieren.« Er hatte mich aus dem Augenwinkel gesehen. »Hey, Jim, bist du das? Ich komme sofort.«
    Ich nickte, aber er redete schon wieder mit seinen Männern. »Wenn ich ihn in die Werkstatt bringe, zahle ich zweitausend. Niemals. Das ist doch kein Sportwagen. Der muss nicht schnell laufen. Der muss nicht mal gut laufen. Er muss einfach nur laufen.«
    »¿Qué quieres hacer?«
    »Rede mal mit den anderen. Vielleicht hat einer einen Bruder oder Cousin, der Mechaniker oder Schweißer ist. In Mexicali oder hier. Sag ihnen, wer das Teil repariert, kriegt fünfhundert. Und für den, der ihn findet, gibt’s auch noch mal hundert. Aber nur, wenn er mindestens sechs Monate läuft. Wenn die ihre Sache gut machen, gibt’s noch mehr Arbeit. Und keine Zigeuner.«
    Die Arbeiter nickten und sammelten das verstreute Werkzeug ein. Mike kam auf mich zu und drückte mit einer Hand meine Schulter, dass es knackte. »Willst du was Kaltes zu trinken? Oder ein Steak für dein Auge? Gehen wir in mein Büro. Da ist es kühler.«
    Was nicht stimmte. Der kleine Ventilator konnte nichts ausrichten. Seine Flügel drehten sich so langsam, dass man sie mit den Augen verfolgen konnte. Es war vielleicht sogar ein bisschen heißer als draußen. Die Luft war stickig und abgestanden. Mikes mit Holz verkleidetes Büro war total funktionell, ohne jegliche Dekoration. Schreibtisch, Wasserspender, Minikühlschrank, Aktenschrank und zwei Stühle. Und überall stapelte sich Papier. Auf jedem Stapel ein anderer provisorischer Briefbeschwerer, damit das Papier nicht weggeweht wurde. Allerdings bezweifelte ich, dass der Ventilator auch nur ein Blatt hätte bewegen können.
    Mike setzte sich, und ich nahm einen großen Stapel Papier von dem einzigen anderen Stuhl und setzte ihn auf dem Boden ab. Der Stapel war von einer Schachtel Schrotpatronen beschwert worden, die ich wieder obendrauf legte. Ich wollte Mikes System ja nicht durcheinanderbringen.
    Mike holte zwei Flaschen Coca-Cola aus dem Minikühlschrank. Er gab mir eine und musterte mit zugekniffenen Augen mein Gesicht. »Hast du denn nie gelernt, wie man richtig zuschlägt? Und wie sieht der andere aus?«
    Ich konnte den Bluterguss auf meiner Kinnbacke spüren und wurde sofort verlegen. »Ich war gestern Abend mit Bobby Maves unten in Mexicali.«
    Mike lachte, denn

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