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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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Mike treffen, und der hätte sicher die Nase gerümpft.
    Mike Egger ist mein Cousin. Seine Mutter ist die Schwester meiner Mutter. Aber es ist so: Ich habe meine Mutter nie kennengelernt, deshalb war mir diese Seite der Familie nicht wirklich nah. Ich kannte Mike gut genug, um ihn auf der Straße zu grüßen oder wenn ich ihn bei J & M sah, aber wir haben die Feiertage nicht miteinander verbracht und uns nicht einmal Weihnachtskarten geschickt. Ich kann eigentlich nicht mehr sagen, als dass wir voneinander wussten.
    Aber offenbar sind Angeheiratete genauso viel wert wie Blutsverwandte, denn als Pop krank wurde, hat Mike sofort seine Hilfe angeboten. Bevor ich runtergefahren war, hatte ich noch mit ihm gesprochen und ihn gefragt warum. Er sagte nur: »Das gehört sich so in einer Familie. Dazu sind Familien da.«
    Mike hatte die letzten anderthalb Jahre Pops Land bestellt. Für jeden anderen wäre es eine große Belastung gewesen, die Farm zu übernehmen, aber Mike bewirtschaftete sowieso über zweitausend Hektar. Deshalb konnte er es mit seiner riesigen Belegschaft stemmen und in seinen normalen Arbeitsablauf eingliedern. Er hat einfach dafür gesorgt, dass die Luzernenfelder bewässert, gemäht und das Heu gelagert und verkauft wurden.
    Ich habe ihn nicht gefragt, warum er mich nicht angerufen hat, als Pop krank wurde. Ich nahm an, er hatte versprochen, nichts zu sagen.
    Es gibt Leute, die sagen, sie würden alles für einen tun. Und dann gibt es die Leute, die’s tatsächlich tun. Mike hatte sich gemeldet, weil er wusste, er konnte helfen, und so gern ich auch glauben wollte, dass das normal ist, wusste ich doch aus Erfahrung, dass so etwas eher selten ist.
    Wenn man sieht, wie undifferenziert Menschen in den Medien dargestellt werden, könnte man davon ausgehen, dass Mike und ich uns nicht mochten. Er war Anhänger der Republikaner, ich waschechter Demokrat. Aber meistens liegen die Medien total daneben. Nichts ist schwarz-weiß. Menschen können verschieden sein und trotzdem miteinander auskommen.
    Mike war sympathisch. Über hundert stämmige, kompakte Kilo Kerl. Er umarmte einen wie ein Bär; und wenn er einem auf den Rücken schlug, flog man zwei Meter nach vorne. Er war ein Familienmensch und guter Katholik mit vier Kindern, der nie daran gedacht hätte, seine Frau zu betrügen, der Zeit und Geld für die Kirche opferte, sich selten beklagte und nie über seine Mitmenschen urteilte. Er glaubte an das, was er glaubte, und hatte keine Angst, es zu sagen, aber er hielt mich nicht für dumm, nur weil ich manchmal anderer Meinung war.
    Ich fuhr über eine unbefestigte Straße zu Mikes Schuppen, eine riesige Wellblechscheune, die man schon von Weitem sieht. Wie um mich noch mehr zu quälen, rumpelte und schlenkerte mein Pick-up durch die tiefen Traktorspuren. Ich fuhr so langsam, wie es ging, ohne den Motor abzuwürgen. Bei jeder Unebenheit hatte ich das Gefühl, jemand würde mir eins mit einer Schaufel überziehen. Durch den Schlitz im Fenster, durch den mein Zigarettenrauch abziehen sollte, flog Staub hinein. Als ich einen Hustenanfall bekam und meine Rippen wie Feuer brannten, musste ich meine Zigarette ausdrücken.
    Ich parkte meinen Mazda am Schuppen neben anderen, viel maskuliner wirkenden Pick-ups. Neben Modellen wie Dodge
Ram und Ford F-150 wirkte mein Vierzylinder wie ein Spielzeugauto. Sie waren größer, böser und dreckiger. Die Kotflügel voller Schlammspritzer.
    Als ich den Schuppen betrat, winkte und nickte ich den wenigen Leuten zu, die ich kannte: Männer, die gelegentlich Arbeiten für meinen Vater erledigt hatten oder mit denen ich als Jugendlicher zusammen auf den Feldern gearbeitet hatte. Es gab in der Landwirtschaft keine Berufsbezeichnungen. Keine Manager. Keine Vorarbeiter. Nur Männer.
    Daniel Quihuis, ein altersloser Mexikaner, war Mikes wichtigster Mann. Er war spindeldürr und hatte im Gesicht schon immer alt ausgesehen. Tiefe Lachfalten und Lederhaut. Jetzt passte sein Gesicht endlich zu seinem Alter. Er kümmerte sich um alles, was so anfiel und Mike nicht selbst machen konnte. Daniel hatte schon für Mikes Vater gearbeitet, meinen Onkel Frank, aber ich habe nie erlebt, dass er Mike wie ein Kind behandelt hätte.
    »Mein Gott, Jim! Was ist mit deinem Gesicht passiert? Hast du dich mit deinem Liebhaber gezankt?«, fragte Daniel, als wir uns die Hand gaben. Viele Jahre zuvor, als er mich zum ersten Mal mit langen Haaren sah, hatte er angefangen, darüber zu witzeln, wie weibisch ich

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