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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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getroffen … dir gesagt, was er wollte?«, fragte sie, wieder bei der Sache.
    »Er wollte nicht eingeäschert werden. Warum, hat er nicht gesagt, aber ich schätze, vielen Leuten macht der Gedanke wohl Angst. Er hat ein Grab im Terrace Park in Holtville. Das ist schon gekauft.«
    »Neben deiner Mutter«, sagte sie, während sie sich bekreuzigte und ihren Blick senkte.
    »Ja, er hat sie zusammen gekauft.«
    Tante Phyllis sah hoch und zwang sich zu einem Lächeln. »Das ist gut. Macht die Sache einfacher. Jack war ein Kriegsveteran. Du bekommst von der Armee einen Grabstein und eine Flagge, die du behalten kannst. Umsonst. Er hat mit seinem Militärdienst dafür bezahlt. Es ist nett, dass die das machen. Willst du eine Messe in der katholischen Kirche in Holtville oder in El Centro?«
    »Pop war nicht katholisch, nur Mom. Ich glaube nicht, dass er einen Gottesdienst gewollt hätte.«
    »Oh«, sagte sie und dann, nach einem Moment peinlichen Schweigens, fuhr sie fort: »So war Jack nun einmal. Er hatte seinen eigenen Kopf. Mach dir keine Gedanken. Wenn irgendjemand es in den Himmel schafft, dann dein Vater.«
    Ich lachte und nickte. »Ich habe an eine kurze Trauerzeremonie im Bestattungsinstitut gedacht. Ich fahre heute hin und überlege mir die Einzelheiten. Ich glaube nicht, dass Pop was Pompöses wollte. Was ganz Schlichtes und anschließend eine kleine Feier.«
    »Nimmst du Tanner Brothers in El Centro?«
    »Ja, es sei denn, du kennst eine bessere Firma. Das ist die Einzige, an die ich mich von den wenigen Beerdigungen, bei denen ich war, noch erinnern kann.«
    »Die sind gut. Die verstehen ihr Geschäft. Ich habe vor einem Monat bei Sammy Alvarez’ Beerdigung mitgeholfen, und das haben die ganz toll gemacht.«
    »Vielen Dank für deine Hilfe«, sagte ich ehrlich. »Es bedeutet sehr viel für mich und für das Andenken an Pop, an Jack. Ehrlich.«
    »Na ja, du hast sicher genug Sorgen. Du brauchst auch Zeit zum Trauern. Wir können dir wenigstens die lästigen Kleinigkeiten abnehmen. Darum brauchst du dich nicht mehr zu kümmern. Ich trommle die Mädels zusammen, telefoniere herum und organisiere alles. Du fährst zu Tanner Brothers.«
    »Heb alle Quittungen auf. Du bekommst alles zurück.«
    »Darüber reden wir später.«
    »Tante Phyllis, ich will die Kosten übernehmen«, sagte ich und versuchte, streng zu klingen.
    »Hatte dein Vater einen Anwalt?«, fragte sie eindeutig, um das Thema abzuschließen.
    »Clem Fidler«, sagte ich.
    »Red? Na klar, sie waren ja befreundet. Der hat sicher einiges an Papierkram für dich. Ach so, wenn du einen Nachruf schreiben willst, kann ich ihn noch schnell in der Post-press unterbringen. Aber ich kann ihn auch schreiben.«
    »Nein, ich würde ihn gern selbst schreiben.«
    Ich wusste nicht mehr, ob es richtig Beerdigungsunternehmen, Bestattungsinstitut oder Leichenhalle heißt. Wie auch immer, ich betrat das klimatisierte Foyer. Sofort begrüßte mich ein kleiner Mann in einem konventionellen, schwarzen Anzug. Er war etwa fünfundzwanzig, aber sein mit Gel zurückgekämmtes Haar war an den Schläfen schon ergraut.
    »Ich bin Mister Carney. Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?«, sagte er in einem leicht affektierten Flüsterton, der wohl tröstlich klingen sollte. Eine Stimme, wie man sie benutzt, wenn man mit einem weinenden Kind spricht, obwohl es einem scheißegal ist.
    Er war jünger als ich, deshalb würde ich ihn ganz bestimmt nicht Mister Soundso nennen. »Ich bin wegen Jack Veeder hier. Ich habe vor einer Stunde angerufen.« Ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen.
    Carney führte mich in ein kleines Vestibül, das nach vergammelten Süßigkeiten roch, das Ergebnis eines billigen Lufterfrischers, der wahrscheinlich »Frühlingswiese« oder »Sommer-Potpourri« hieß. Er nahm ein Klemmbrett von einem Stuhl und drückte es mir in die Hand. Oben hing ein Stift an einem Band daran und auf der Rückseite stand in großen Lettern mit einem Marker geschrieben »Tanner Brothers«. Anscheinend hatten Tanner Brothers Probleme mit Klemmbrettdiebstählen.
    Ich brauchte ungefähr zwanzig Minuten, um alle Formulare auszufüllen. Und das, obwohl ich vieles gar nicht ausfüllen konnte. Ich hatte nicht daran gedacht, dass ich Pops Sozialversicherungsnummer oder seine Militärdaten brauchte. Es gab keine Klingel oder so, deshalb wusste ich nicht, wie ich Carney mitteilen sollte,
dass ich fertig war. Einfach in den Flur zu brüllen, schien an einem Ort mit lauter Toten

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