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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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unpassend.
    Ich lief die Flure ab, um Carney zu suchen. Ich steckte meinen Kopf in jede Tür. Ich erwartete, eine Leiche oder einen Zombie zu finden, aber es gab nur Büros und leere Aufbahrungsräume. Probleme mit Zombies aus dem Weg zu räumen, ist wahrscheinlich oberste Priorität eines jeden Bestattungsunternehmens. Die sechste Tür führte zu Carneys Büro. Er saß hinter seinem Schreibtisch und aß ein Sandwich. Es roch nach Leberwurst, eine ungewöhnliche Wahl. Es roch ein wenig leichig.
    »Entschuldigung, dass ich Sie beim Essen störe.« Ich betrat das kleine Büro und hielt ihm das Klemmbrett entgegen. »Ein paar Informationen muss ich Ihnen später telefonisch durchgeben. Die müssten im Haus zu finden sein.«
    »Das ist ganz normal«, sagte er, legte sein Sandwich zur Seite und pulte sich mit einem Fingernagel zwischen den Zähnen.
    Wir legten Datum und Uhrzeit für die Trauerfeier fest (sie würden sich um alles Notwendige kümmern), suchten die Musik aus (um die würde ich mich kümmern), die Blumen (Tante Phyllis), und wir überlegten, wer die Grabrede halten sollte (ich hatte keine Ahnung). Ich entschied mich für einen geschlossenen Sarg, aber wer unbedingt wollte, sollte die Möglichkeit haben, am Vortag den aufgebahrten Leichnam sehen zu können. Wegen der Hitze beschloss ich, die eigentliche Bestattung ganz im Privaten am Tag nach der Feier stattfinden zu lassen. Und schließlich war es Zeit, mich für einen Sarg zu entscheiden.
    Carney führte mich zum Verkaufsraum. Es war ein länglicher Raum mit etwa einem Dutzend Särgen, einige offen, andere geschlossen. Es war wie in einem Autohaus. Die Modelle vom letzten Jahr standen vorne, um sie möglichst schnell loszuwerden. An jedem Modell war ein Laken befestigt, auf dem alle möglichen Extras aufgeführt waren: Wasserdichtungen, Feuchtigkeitsschutz, Satin, Seide, selbst ein Kissen würde einen noch mal hundert Mäuse kosten. Die Kindersärge standen auf einer Seite, in zwei Größen, eine für Babys, die andere für Drei- bis Zwölfjährige, aber Zwerge und
mittelgroße Haustiere hätten sicher auch darin Platz gehabt. Kindersärge wurden scheinbar nur in Himmelblau und Rosa hergestellt.
    Ich lernte schnell, dass Särge nicht billig waren. Es gab auch weniger kostspielige Modelle, aber die sahen aus wie mit der Klebepistole zusammengekleistert. Wie recycelte Toilettentrennwände, bis hin zu dem tweedähnlichen, blauen Stoff, mit dem sie überzogen waren. Aber auch diese Särge kosteten sechshundert Dollar, nichts verglichen mit den dreitausend Dollar für das Modell »Jungfrau von Guadalupe«, das aussah wie der aufgemotzte Wagen eines Pachuco aus dem Osten von Los Angeles. Einen Mittelweg gab es nicht: Man hatte nur die Wahl, sich entweder mit dem billigen Modell als Geizkragen zu outen, und das zu einer besonders schwierigen Zeit, oder einen Wucherpreis für etwas zu zahlen, das für immer unter der Erde landen würde.
    »Wo sind denn ihre mittelpreisigen Modelle? Irgendwas Nettes für um die tausend Dollar?«, fragte ich.
    »Tut mir leid, aber das hier ist unser gesamter Warenbestand.«
    »Mehr Auswahl gibt’s nicht? Nur die? Haben sie hinten keine billigeren, die nicht so scheiße aussehen? Zweite Wahl vielleicht oder Retouren? Welche mit Schrammen?«
    »Es gibt Zahlungsoptionen, wenn Sie es sich nicht leisten können«, begann Carney.
    Ich ignorierte ihn. »Pop wäre auch mit einer Kiste aus Kiefernholz zufrieden gewesen, aber ich habe jetzt weder die Zeit noch die Kraft, eine zu bauen. Wer hat schon die Energie zu feilschen, wenn er trauert?«
    »Wir haben Modelle in verschiedenen Preisklassen«, sagte er und führte mich zu den fiesen Stoffsärgen.
    »Sie bekommen sicher Provision, was?«
    »Ich versuche nur, Ihnen in der Zeit der Not zu helfen.«
    Ich musste lachen. »Sie haben die Frage nicht beantwortet. Bekommen Sie eine Provision für den Verkauf dieser Kisten?«
    »Ja, Sir, und wir nennen sie lieber Särge .«
    Ich schlug den Deckel eines Sargs zu. »Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum diese Särge so teuer sein müssen. Macht es
Ihnen denn gar nichts aus, den Eltern eines toten Kindes das teuerste Modell aufzuschwatzen? Verdammt noch mal, die Kindersärge kosten genauso viel wie die für Erwachsene, und dafür wird nur halb so viel Material verwendet.«
    Carney beugte sich vor und musste zu mir aufschauen. Die sanfte Süße war aus seiner Stimme verschwunden. »Hören Sie zu, Mann, ich weiß, das ist Beschiss. Ich versuche hier

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