Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko
nur, meine Brötchen zu verdienen. Mein Chef ist ein Arschloch und die Kunden sind alle total traurig. Jetzt machen Sie aber mal halblang. Mein Job ist deprimierend genug. Sie sind der Erste, der sich beschwert. Überhaupt. Es ist total pervers, aber alle anderen zahlen gern.«
Ich brauchte eine knappe Minute, um mir die Särge anzusehen.
»Ja, tut mir leid. Ich wollte es nicht an Ihnen auslassen. Sie machen ja nur Ihre Arbeit.«
Carney trat zurück, um mir Platz zu machen. »Ist schon okay. Ihr Vater ist gerade gestorben. Das ist echt Scheiße.«
»Und jetzt verkaufen Sie mir schon so einen Scheißsarg«, sagte ich.
Red Fidler kam in dem Moment aus seinem Büro, als ich das Foyer betrat. Er nahm meine ausgestreckte Hand und umarmte mich mit der anderen. »Entschuldige, James. Jack war mein bester Freund. Ich weiß nicht, ob du das wusstest. Er war ein guter Mensch. Ich werde den Saukerl so vermissen.«
Wir gingen wieder in sein Büro.
»Danke, Mr. Fidler. Ich versuche immer noch, es zu begreifen. Ich fühle mich ein bisschen wie betäubt, wissen Sie? Ich wusste ja, dass es so kommen würde, aber …«, sagte ich, ohne den Gedanken zu beenden.
»Natürlich. Das ist doch vollkommen natürlich.« Er drückte mich fest an der Schulter. »Ich werde tun, was ich kann, um dir zu helfen.«
»Ohne Sie und Tante Phyllis wäre ich, glaube ich, ziemlich ratlos.«
»Phyllis Egger? Stimmt, sie ist ja die Schwester deiner Mutter. Sie versteht sich darauf, Beerdigungen auszurichten. Da bist du auf jeden Fall in guten Händen.«
Ich setzte mich Red gegenüber. Er übergab mir einen braunen Umschlag. »Ich habe alle Stellen angestrichen, wo du unterschreiben musst. Jack hat dich sowohl als Vollstrecker des Testaments als auch als Treuhänder der Treuhandgesellschaft eingesetzt. Der Jack Veeder Family Trust war die beste Möglichkeit, die Vermögenswerte zu schützen: Land, Haus und so weiter. Er hat auch so eine Art Autobiografie geschrieben. Ich glaube, das hat er für den Nachruf gemacht.«
»Danke, Mr. Fidler. Ich lese alles durch, unterschreibe es und bringe es morgen zurück. Den Nachruf schreibe ich heute Abend.«
»Es dürfte alles verständlich sein.«
»Ich wollte Sie noch fragen: Können Sie bei dieser Trauerfeier was sagen? Sie kannten Pop gut. Sie waren sein Freund. Ich würde ja auch was sagen, aber ich glaube, ich würde nur losheulen.«
»Es wäre mir eine Ehre, ein paar Worte zu sagen.«
»Danke. Pop hätte das auch gefallen. Auf die Gefahr hin, wie ein Geier zu klingen, aber wie schnell bekomme ich Zugang zum Konto? Ich habe gerade mein letztes Geld für einen überteuerten Sarg rausgeworfen.«
»Du hättest zu Costco gehen sollen.«
»Bei Costco kann man Särge kaufen?«
»Bei Costco kann man alles kaufen. Ich rufe die Banken an und lasse die Papiere vorbereiten.«
Ich bedankte mich bei Red und stand auf, um zu gehen.
»James?«, sagte Red ein bisschen zögerlich.
Ich wartete.
Fast zehn Sekunden lang sagte er nichts und sah mich nur an, und dann sah er auf seine Hände. »Sei nicht zu überrascht, wenn nicht allzu viele Leute zur Trauerfeier kommen. Dein Vater war ein guter Mensch, aber er lebte eher zurückgezogen. Manche Leute störten sich daran. Ich will nur sagen, nimm es nicht persönlich, falls nicht so viele Leute kommen.«
Bobby rief am frühen Abend an. Er versuchte, lässig zu klingen, so als würde er nicht nur anrufen, um zu sehen, wie es mir ging. »Wie geht’s?«
»Ganz gut. Ich kümmere mich um den ganzen Kram, um den man sich so kümmern muss. Es tut mir wahrscheinlich gut, diese ganzen Kleinigkeiten zu erledigen. Das lenkt mich ab«, sagte ich.
»Soll ich rüberkommen? Auf ein paar Bier?«
»Nein, aber ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
»Schieß los.«
»Yolanda soll es auch erfahren. Dass Pop gestorben ist.« Bei dem Wort »gestorben« musste ich schlucken. Es auszusprechen, war etwas ganz anderes, als es zu denken.
»Die Yolanda? Die, die wir gesucht haben? Die langbeinige, heiße …«
»Genau die. Ich möchte, dass du sie suchst und es ihr sagst. Da war etwas zwischen Pop und ihr. Ich weiß nicht, was es ist … war, aber sie sollte es erfahren.«
»Schon erledigt. Ich fahre morgen runter. Ach was, ich fahre heute Abend noch runter und suche Tomás oder den anderen Kerl. Nicht Hulk, den Cowboy.«
»Alejandro.«
»Richtig. Ich suche einen von denen. Die wissen sicher, wo sie ist.«
»Danke, ich will nur sicher sein, dass sie’s
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