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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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sadistischem Lächeln an. Alejandro, der mich nicht bemerkt hatte, rannte verbissen hinter Bobby her.
    Ich rannte los, schlängelte mich durch enge Gassen und betete nur, nicht im Schlamm auszurutschen.
    Ich sah mich um. Sie waren hinter mir, aber sie lagen ziemlich weit zurück. Das geringere Problem war, dass ich keine Ahnung hatte, wohin ich eigentlich rannte oder ob vor mir eine Sackgasse wartete. Ich fasste spontan den Plan, im weiten Bogen zurück zur Hauptstraße zu laufen. Solange sie mich zusammen verfolgten, hatte ich noch eine Chance. Falls sie sich trennten, musste ich langsamer werden, um nicht in einen Hinterhalt zu laufen.
    Das größere Problem war, dass ich ein Raucher ohne Kondition war. Ich war nicht in Form und hatte zudem einen Riesenkater. Viel schneller konnte ich nicht laufen, ohne ohnmächtig zu werden. Nach vierzig Metern hatte ich Seitenstiche, meine Lungen brannten und ich hatte einen sauren Geschmack im Rachen. Ich schwor, ich würde Mitglied in einem Fitnessstudio werden, falls ich mit dem Leben davonkam.
    Ich musste mich verstecken. Ich musste untertauchen. Ich musste mir eine Waffe besorgen. Ich musste einfach da raus.
    Ich lief schnell um eine Ecke und nahm die erste offene Tür. Ich hätte mir an dem niedrigen Eingang fast den Schädel eingeschlagen,
duckte mich dann aber und huschte schnell in die kleine Hütte aus Brettern und Lehm. Ich hatte Glück und es war niemand da. Nur ein Eingang, keine Hintertür, keine Fenster. Ich lehnte mich gegen die Wand und wartete darauf, dass meine Verfolger vorbeiliefen. Schweiß tropfte mir vom Gesicht und brannte in den Augen. Mein Herz raste wie das eines sterbenden Vogels. Ich schnappte nach Luft und war kurz davor zu hyperventilieren. Ich blickte mich im Raum nach Brauchbarem um. In einer Ecke stand eine Schaufel.
    Ich hörte, wie zwei Männer keuchend vorbeirannten. Ich zählte bis fünf, nahm mir die Schaufel und streckte meinen Kopf zur Tür heraus. Anstatt in die Richtung zurückzulaufen, aus der ich gekommen war, folgte ich ihnen ein paar Meter. An ihrer Stelle hätte ich mich getrennt und einer wäre weitergelaufen, während der andere kehrt gemacht hätte.
    Schaufel und Überraschungseffekt besiegen Baseball-Schläger. Theoretisch wenigstens.
    Ich fand ein gutes Versteck und wartete ab. Die Lücke zwischen zwei kleinen Hütten gab mir genug Deckung und gleichzeitig ausreichend Platz, um die Schaufel zu schwingen.
    In der Ferne hörte ich zwei laute Schüsse krachen. Bobby. In was hatte ich ihn da nur reingezogen? Ich hörte ihn schon sagen, er wäre ohne mein Zutun da reingeschlittert. Dass er erwachsen wäre und ich, verdammt noch mal, nicht für ihn verantwortlich. Aber wenn ihm etwas zugestoßen war? Das hätte ich nicht ertragen.
    Ich hatte gar nicht gewusst, dass es zur Selbstreflexion anregte, wenn man mit einem Gartengerät in einer Gasse darauf lauerte, jemanden zu attackieren.
    Schritte näherten sich, langsam, nicht rennend. Eigentlich keine richtigen Fußschritte, sondern eher Sauggeräusche, wie sie Stiefel machen, wenn man sie aus dem Schlamm zieht. Langsame, behutsame Schritte. Ich umfasste den Holzgriff der Schaufel fester, bis meine Knöchel weiß wurden. Ich merkte erst, dass ich die Zähne zusammenbiss, als sie wehtaten. Ich versuchte, mich zu entspannen, aber in dieser Situation war es einfach unmöglich. Ich
wollte noch nicht um die Ecke gehen und damit verraten, wo ich war. Ich brauchte den Überraschungseffekt. Ich musste mich auf mein Gehör verlassen. Ich hielt die Luft an und schloss die Augen.
    Ein Schritt. Dann noch einer. Dann nichts mehr. Er war stehen geblieben. Er lauschte auch. Hatte er mich gehört? Hatte ich ein Geräusch gemacht? Hatte ich mich bewegt? Ich blieb vollkommen starr. Eiskalter Schweiß sickerte mir aus jeder Pore. Mein rechtes Bein zitterte unkontrollierbar. Ich war kurz davor, die Gewalt über mich zu verlieren. Ich hörte ihn spucken. Er war nah. Aber war er nah genug?
    Sein Stiefel machte ein Matschgeräusch, als er ihn aufsetzte. Ich holte mit der Schaufel aus und beobachtete, wie ihr Blatt auf Armeslänge einen Bogen beschrieb. Als es die Ecke erreichte, wurde es schneller, und ich schritt hinaus. Er musste blitzschnell reagieren. Er hatte die Augen überrascht aufgerissen. Er war größer, als ich angenommen hatte. Die Schaufel schlug flach auf seine Schulter. Beim Aufprall drehte sich das Schaufelblatt und schnitt ihm tief in die Wange. Blut spritzte entlang der Bahn, die die

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