Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko
Schaufel genommen hatte, sickerte in den Schlamm zu unseren Füßen und verschwand.
Dem Mann rutschten die Beine weg und er landete hart auf dem Rücken. In einer Hand hielt er immer noch den Schläger, während seine andere Hand nach der klaffenden Schnittwunde auf seiner Wange tastete. Ich stand vor ihm und war bereit, wieder zuzuschlagen. Er ließ den Schläger aus seiner Hand rollen und hielt sie hoch, um sich zu ergeben.
»¿No más?« , fragte ich.
Er nickte und anstatt Worten sprudelte Blut aus seinem durch die Wunde verzerrten Mund.
Als ich hochsah, sah ich Wäsche auf einer Leine in der Nähe hängen. Ich nahm ein kleines Geschirrtuch von der Leine und gab es dem niedergestreckten Mann. Er hielt es sich an die Wunde.
Ein Geräusch lenkte meine Aufmerksamkeit auf das Ende der Gasse. Der andere vato war etwa dreißig Meter entfernt. Er atmete hastig und beobachtete das Geschehen. Sein Blick fixierte mich.
Wir starrten einander an. Buchstäblich ein mexikanisches Unentschieden.
Der Mann zu meinen Füßen schlug mir mit dem Schläger aufs Knie. Ganz schön dreist. Der Schlag warf mich zur Seite, aber nicht um.
»Fick dich«, lallte er.
Als ich mich aufrichtete, bekam ich durch die Belastung einen stechenden Schmerz im Knie. Der Mann am Ende der Gasse senkte seinen Kopf und stürmte auf mich zu wie ein Nashorn. Schon aus Prinzip trat ich dem Mann am Boden in die Seite, bevor ich mich davonmachte. Wenigstens war ich jetzt auf dem Weg zu meinem Pick-up. Auch wenn ein Mann mit einem Baseball-Schläger wie ein Berserker hinter mir herrannte.
Ich rannte vielleicht fünfzig Meter, bevor sich wieder die stechenden Schmerzen in meinem Knie meldeten. Wegrennen war wohl zwecklos. Scheiß drauf.
Ich drehte mich um und konfrontierte ihn. Schaufel gegen Baseball-Schläger. Vorteil Schläger, aber ich hatte keine andere Wahl.
Der Mann kam weiter mit Volldampf angerannt, den Schläger geschultert wie eine Streitaxt auf einem Poster von Frank Frazetta. Ich hielt den Schaufelgriff wie einen mittelalterlichen Kampfstab mit beiden Händen weit auseinander, bereit, seinen Schlag zu parieren. Als er mich erreichte, holte er mit dem Schläger aus. Ich täuschte eine Abwehrbewegung an, wich ihm aus und er segelte an mir vorbei und schlug ins Leere. Obendrein schlug ich ihm im Vorbeigehen mit der flachen Seite der Schaufel in den Rücken. Das brachte ihn eher in Rage, als dass es ihm wehtat, aber ich musste mich mit dem zufriedengeben, was ging.
Er drehte sich um und wir umkreisten einander. Mit einem kräftigen Schwung hätte er die Schaufel durchbrechen können. Ich hatte eine größere Reichweite, deshalb schlug ich ein paarmal mit dem Schaufelblatt nach ihm. Er wehrte meine Schläge mit Leichtigkeit ab.
Ich hatte mich im Laufe meins Lebens oft genug geprügelt, um zu wissen, dass Gewalt nicht emotional geladen sein musste.
Manche werden wütend. Das nimmt ihnen die Konzentration. Dies war ein Kampf, also dachte ich ans Kämpfen. Viele machen den Fehler, dass sie an den Ausgang des Kampfs denken und nicht an den Verlauf. Aber im Verlauf wird der Ausgang entschieden.
Ich hatte eine Lösung gefunden. Ich würde meine Schwäche zu meinem Vorteil nutzen.
Er holte zum Schlag aus. Ich hielt den Griff der Schaufel hoch, sodass er ihn genau in der Mitte traf. Der Griff brach entzwei und das Holz splitterte. Als er noch im Schlagen begriffen war, stieß ich mit einer Hälfte des Schaufelgriffs auf seinen Fuß. Das spitze, zersplitterte Ende drang tief in die Oberseite seines Schuhs ein. Er schrie auf, und ich stieß schnell das Schaufelblatt hoch gegen sein Kinn. Er fiel zu Boden, noch bei Bewusstsein, aber er hatte derartige Schmerzen, dass ich ihm egal geworden war. Als er nach seinem Fuß tastete, konnte ich sehen, wie die blutige Spitze des Griffs aus der Gummisohle seines Stiefels ragte.
Ich hatte meine Lektion gelernt und bot ihm keine Hilfe an.
Vier platte Reifen. Damals konnte ich die Ironie eines nun nutzlos gewordenen Wagens vor der regenbogenfarbenen Reifenmauer der Ciudad Perdida gar nicht komisch finden.
Bobby war auch nicht da. Mit zwei niedergestreckten Angreifern im Kielwasser hielt ich es für ratsam, mich aus dem Staub zu machen. Ich machte eine kurze Verschnaufpause, gerade lang genug, um die in meiner Speiseröhre aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken. Mein Herz raste im Adrenalinrausch und mein Schädel brummte. Nach einer Minute hatte ich meine Kräfte wieder unter Kontrolle, zündete mir eine
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