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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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Zigarette an, kotzte und humpelte westwärts ins Stadtzentrum.
    Ich blickte mich noch einmal zu meinem Pick-up um und hatte keine Hoffnung, ihn jemals wiederzusehen. Was für eine Lebenserwartung hatte ein herrenloser Wagen in einem Slum in Mexicali? Ich gab ihm zwei Stunden oder bis zum Einbruch der Dunkelheit, falls der früher war. Ob geklaut oder ausgeschlachtet,
die Stadt würde ihn auf jeden Fall mit Haut und Haaren schlucken. Die verdammte Rostlaube würde mir fehlen.
    Eine Stunde später holte mich Angie am einzigen Orientierungspunkt ab, den ich im Westen von Mexicali finden konnte, einem McDonald’s auf der Avenida Yugoslavia. Mit etwas Kleingeld kaufte ich etwas, das McNifica hieß. Es sah aus wie ein Whopper und schmeckte wie aus der Klärgrube gefischt. Ich hinterließ immer wieder Nachrichten auf Bobbys Mailbox. Als Angie und ich zurück über die Grenze nach Calexico kamen, hatte ich immer noch nichts von ihm gehört.
    »Was ist los? Wo ist Bobby? Wo ist dein Wagen?«
    »Ich weiß nicht, wo Bobby ist. Mein Wagen ist weg«, sagte ich und musste mich zusammenreißen, um sie nicht aus Frust anzublöken. »Lass mir etwas Zeit. Wenigstens, bis wir bei mir zu Hause sind. Ich muss nachdenken. Ich muss meine Gedanken ordnen.«
    »Bis wir bei dir zu Hause sind«, sagte sie, offensichtlich nicht sehr glücklich.
    »Ich muss Buck Buck anrufen. Ich wollte die Auskunft anrufen, aber ich weiß nicht, wie er mit Vornamen heißt. Ich kenne ihn nur als Buck Buck. Ich weiß, dass er mit Nachnamen Buckley heißt. Hast du eine Ahnung?«
    »Ich will ja nicht klugscheißerisch daherkommen«, sagte Angie, »aber ich glaube, Buck Buck ist sein richtiger Name. Hast du’s mal versucht?«
    Ich sah sie kurz böse an und rief dann die Auskunft an. Im verdammten Telefonbuch stand tatsächlich Buck Buck Buckley. Im Zeitalter des Handys musste ich aber trotzdem warten. »Buck Buck, Jimmy Veeder hier. Schnapp dir deinen Bruder und komm zu mir. Bobby ist in Schwierigkeiten. Wenn du eine Waffe hast, bring sie mit.«
    Angie sah mich streng an.
    Bevor sie loslegen konnte, sagte ich: »Ich weiß. Wenn wir zu Hause sind, erkläre ich dir alles.«
    Zu Hause angekommen erklärte ich gar nichts. Stattdessen ging ich direkt zum Dielenschrank und holte zum zweiten Mal seit meiner Rückkehr Pops Schrotflinte raus. Ich rollte die funktionstüchtige, aber antike Winchester aus ihrer mexikanischen Decke. Ich klappte sie auf, beide Läufe waren leer. Als ich die Flinte wieder zuschnappen ließ und ihr Gewicht in der Hand spürte, fühlte ich mich unbesiegbar. Ich fand eine Schachtel Patronen im Schrank. Vogelschrot, aber das musste reichen. Ein paar Schalenwildgeschosse wären mir trotzdem lieber gewesen. Ich wickelte die Flinte wieder ein und ging Richtung Tür.
    Angie hatte mir wortlos zugesehen, aber dann, als ich versuchte, an ihr vorbeizugehen, packte sie mich am Arm. »Du erzählst mir jetzt besser, was für einen Schwachsinn du vorhast.«
    »Bobby ist in Schwierigkeiten«, sagte ich.
    »Bobby ist immer in Schwierigkeiten«, sagte sie trocken.
    »Angie, ich hab ihn da reingeritten.«
    »Und jetzt willst du ihn rausholen? Das ist kein Plan. Du hast gesagt, du wüsstest nicht, wo er ist. Was willst du denn machen? Solange ich nicht genau weiß, was hier abläuft, fährst du mit meinem Wagen nirgendwohin. Schon gar nicht mit einer Schrotflinte nach Mexicali.«
    Ich befreite meinen Arm, konnte aber nichts einwenden.
    Dann sagte sie: »Warte wenigstens, bis Buck Buck und Snout sich melden. Mach das nicht allein. Erzähl mir schon, was passiert ist. Bobby ist normalerweise der Letzte, der Hilfe braucht. Denk in Ruhe nach. Denk an Bobby. Pack die Flinte weg. Wir warten erst mal ab. Ich weiß zwar nicht, was los ist, aber planlos mit einer Schrotflinte in der Hand aus dem Haus zu laufen, wird ihm auch nicht helfen.«
    Eine Minute lang sagte ich gar nichts.
    »Ich hoffe nur, diesem verdammten Bobby geht’s gut«, sagte ich schließlich und gab mich geschlagen.
    Angie nahm Flinte und Patronen und tat sie wieder in den Schrank.
    Ich wusste einfach nichts mit mir anzufangen. Wenn ich eine Aufgabe zu erfüllen habe, bin ich zielgerichtet. Aber wenn alles ungewiss ist, weiß ich weder ein noch aus. Ich überlegte zu duschen, aber beim Gedanken an Yolandas Leiche im Tank blieb ich lieber dreckig. Diese Warterei war Folter, aber Angie hatte recht. Blinder Aktionismus brachte nichts. Ich musste nachdenken.
    Ich tat eine Handvoll Eiswürfel in einen

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