Tauchstation
aus sicherem Abstand von ihrer Tri büne auf uns hinuntergaffen.«
»Stimmt auch wieder«, räumte Perry ein. »Was meinen Sie, Suzanne?«
»Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich meinen soll«, antwortete sie. »Dieses ganze Abenteuer kommt mir immer unwirklicher vor. Ist das über uns eigentlich ein Stück freier Himmel?«
»Sieht zumindest so aus«, mutmaßte Perry.
»Ob wir möglicherweise während unseres sturzartigen Absinkens mit der Oceanus ziemlich weit nach Osten abge driftet sind?«, fragte Suzanne. »Dann könnten wir uns auf einer der Azoreninseln befinden.«
»Das werden wir wohl nur herausfinden, wenn wir diese Leute fragen und sie bereit sind, es uns zu sagen«, erwider te Donald.
»Ist doch scheißegal, wo wir sind«, mischte sich Michael ein. »Seht euch bloß mal diese Frauen an! Mann, sehen die geil aus! Ob die echt sind oder nur eine Sinnestäuschung?«
»Ein interessanter Gedanke«, warf Suzanne ein. »Immer hin schmeckte unser Essen gestern Abend – oder wann immer das war – genauso, wie es jedem von uns am besten gefiel. Gar nicht ausgeschlossen also, dass sie unser Sehver mögen jetzt auf ähnliche Weise manipulieren. Das wäre, als würden wir über einen weiteren Sinn verfügen. Vielleicht sehen wir einfach nur das, was wir sehen wollen.«
»Das übersteigt mein Vorstellungsvermögen«, stellte Per ry fest. »Ich habe noch nie an diesen ganzen übernatürlichen Hokuspokus geglaubt.«
»Ist doch auch scheißegal«, grunzte Richard. »Seht euch mal diese Schönheit mit den langen braunen Haaren und der Superfigur an! He, ich werd verrückt! Jetzt sieht sie mich an.«
Er grinste über das ganze Gesicht, hob seine rechte Hand und winkte der Frau begeistert zu. Die Frau lächelte zu rück, hob den Arm und drückte ihre Handfläche gegen das Glas.
»Seht ihr das?«, jubelte Richard. »Sie steht auf mich!« Animiert von der positiven Reaktion, warf er ihr Kusshände zu. Die Frau strahlte ihn offen an.
Der Erfolg seines Kumpels ermutigte jetzt auch Michael. Er nahm Augenkontakt zu einer Frau mit glänzendem, pechschwarzem Haar auf. Sie reagierte genau wie Richards Flirtpartnerin und drückte ebenfalls ihre Hand gegen das Glas. Michael war ganz aus dem Häuschen; er sprang wie ein Wilder auf und nieder und winkte ihr mit beiden Händen zu. Die Frau musste daraufhin herzhaft lachen, was die fünf wegen der gläsernen Abtrennung jedoch nicht hören konnten.
Suzanne senkte ihren Blick und sah Donald an. »Ich er kenne keinerlei Anzeichen von Feindseligkeit. In meinen Augen machen sie einen durch und durch friedlichen Ein druck.«
»Wahrscheinlich ist das nur eine geschickte Täuschung«, warnte Donald. »Erst lullen sie uns ein, und dann überwäl tigen sie uns.«
Widerstrebend wandte auch Perry schließlich seinen Blick von den schönen Menschen ab und beriet sich mit Suzanne und Donald. Richard und Michael machten der weil weiter ihre Mätzchen mit den beiden Frauen. Sie ver suchten gerade, sich mit Hilfe einer improvisierten Zeichen sprache zu verständigen.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Perry.
»Also, mir stinkt es gewaltig, hier herumzustehen und mich zum Affen zu machen«, stellte Donald klar. »Ich schla ge vor, dass wir in den Wohn- und Schlafraum zurückgehen und abwarten, was passiert. Jetzt sind die anderen am Zuge. Sollen sie doch gefälligst bei uns vorsprechen, wenn sie etwas von uns wollen.«
»Aber was sind das nur für Leute?«, wunderte sich Su zanne. »Ich komme mir vor wie in einem völlig abgedreh ten Science-Fiction-Film.«
Perry wollte gerade etwas erwidern, als es ihm die Spra che verschlug. Er deutete über Suzannes und Donalds Schultern, wo sich auf mysteriöse Weise plötzlich eine der Wände öffnete. Dahinter führte eine Treppe zur Loggia hi nauf.
»Sie haben Recht, Donald«, bekräftigte Suzanne. »Jetzt sind die anderen am Zuge. Wie es scheint, lädt man uns gerade zu einer Begegnung von Angesicht zu Angesicht ein.«
»Was sollen wir tun?«, fragte Perry nervös.
»Ich glaube, wir sollten zu ihnen hinaufgehen«, erwiderte Donald. »Aber ganz langsam, und wir müssen unbedingt zusammenbleiben. Sie, Perry, übernehmen das Reden – wie wir es vereinbart haben.«
Richard und Michael waren so intensiv mit ihrer mittlerweile nur noch albernen Gebärdensprache beschäftigt, dass sie das geheimnisvolle leise Auftauchen der Treppe gar nicht mitbekamen. Das oben stehende Publikum ließ sich von ihren Sperenzchen bereitwillig in Stimmung
Weitere Kostenlose Bücher