Tauchstation
möglichen sonstigen Dinge, lag zwischen den Kojen auf einem Haufen. Die Tauchmasken befanden sich zusammen mit den Schläuchen und Kommu nikationsdrähten oben in der Tauchglocke. Am anderen Ende des Dekompressionsraums standen frei im Raum eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken. Sättigungstauchen bedeutete Gemeinschaftsleben pur. Man hatte absolut keine Privatsphäre.
Louis und Michael folgten Richard in den engen Raum. Louis kletterte umgehend hinauf in die Tauchglocke, wäh rend Michael Ordnung in die auf dem Boden liegenden Utensilien brachte. Richard ging laut die Checkliste durch, und Louis oder Michael brüllten zurück, ob der jeweilige Gegenstand da war oder nicht. Was da war, hakte Richard auf seiner Liste ab, was fehlte, wurde umgehend von einem der bereitstehenden Helfer durch die offene Luke hinein gereicht.
Als die vierseitige Checkliste abgehakt war, streckte Ri chard dem Leiter der Tauchstation via der an der Decke montierten Videokamera den hochgereckten Daumen ent gegen.
»Okay, roter Taucher«, schnarrte Larry Nelsons Stimme aus den Lautsprechern. »Einstiegsluke schließen und Start der Kompression vorbereiten!«
Richard befolgte die Anweisung. Sofort war das Zischen des komprimierten Gases zu hören, und die Nadel des analogen Druckmessgerätes begann zu steigen. Die Taucher machten es sich gut gelaunt auf ihren Kojen gemütlich, und Richard kramte aus der Tasche seiner Jogginghose ein ab gegriffenes Kartenspiel hervor.
K APITEL 3
Perry verließ das Schiffsinnere und trat hinaus auf die Roste, die das Deck der Gillung bildeten. Auf Marks Empfehlung hin hatte er sich einen Pullover und seinen braunen Jogginganzug angezogen. Wie Mark ihn erinnerte, hatte er während seiner letzten Mitfahrt in dem U-Boot das Gleiche getragen. Angeblich war es in dem Boot so beengt, dass man sich am besten so bequem wie möglich kleidete und mehrere Schichten übereinander trug, da es ziemlich kalt werden könne. Das Wasser habe in den Tiefen, die sie ansteuerten, nur um die fünf Grad, hatte Mark erklärt, und es sei nicht zu verantworten, für die Beheizung des Bootes zu viel Batterie zu verschwenden.
Als Perry über die Metallroste ging und auf den knapp zwanzig Meter unter ihm liegenden Ozean hinabblickte, war er beunruhigt. Das Wasser sah eisig, graugrün und bedrohlich aus. Trotz des angenehm warmen Wetters lief ihm plötzlich ein kalter Schauer über den Rücken. Sollte er wirklich mit auf den Tauchgang gehen? Auf einmal verspürte er wieder dieses ungute Gefühl, mit dem er bereits aufgewacht war. Irgendwie schien sich alles in ihm gegen den Tauchgang zu sträuben. Er litt zwar nicht unter Klaustrophobie, doch in engen geschlos senen Räumen hatte er sich noch nie wohl gefühlt, also wür de es ihm im Innern des U-Bootes nicht anders ergehen. Eine seiner schlimmsten Kindheitserinnerungen war, wie sein älterer Bruder ihn einmal beim Versteckspiel unter der Bettdecke entdeckt hatte. Anstatt die Decke einfach wegzuziehen, hatte sein Bruder sich auf ihn gestürzt und ihn, wie es ihm schien, eine Ewigkeit unter der Decke festgehalten. Noch heute wurde Perry hin und wieder von Albträumen geplagt, in denen er in seinem Gefängnis aus dichtem Stoff lag und verzweifelt ge gen den Erstickungstod ankämpfte.
Er blieb stehen und musterte das kleine im Achterschiff aufgebockte U-Boot. Direkt über dem Boot befand sich ein großer Kran, mit dem es hinausgeschwenkt und zu Wasser gelassen werden konnte. Rund um das Boot herrschte ein emsiges Treiben wie in einem Bienenstock. Auch wenn Per ry kein Experte war, erkannte er, dass die Arbeiter gerade den letzten Check vor dem Zuwasserlassen durchführten.
Auf den Böcken wirkte das Boot wesentlich größer als im Wasser, was Perrys frisch aufgekommene Platzangst ein wenig dämpfte. Das U-Boot war nicht so winzig wie andere seiner Art. Es war fünfzehn Meter lang, drei Meter sechzig breit und ähnelte auf Grund seiner knolligen Form einer aufgeblasenen Wurst aus HY-140-Stahl mit Fiberglasaufbauten. Es verfügte über vier Bullaugen aus zwanzig Zentimeter dickem koni schem Plexiglas: zwei vorne und jeweils eins an jeder Seite. Mit den unter dem Bug zusammengeklappten hydraulischen Schwenkarmen sah es aus wie ein riesiges Krustentier. Der Schiffskörper war rot angestrichen, und auf den Seiten stand in großen weißen Buchstaben Oceanus. Man hatte das U-Boot nach dem griechischen Gott der Weltmeere benannt.
»Ein hübsches kleines Ungetüm, nicht wahr?«,
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