Taumel der Gefuehle - Roman
gefeit, die ihn an sie fesselten.
Zärtlich berührte sie sein Gesicht und strich eine seiner hellen Haarlocken zurück. Unter ihren Fingerspitzen konnte sie die Anspannung fühlen, die es ihn kostete, derart regungslos in ihr zu verweilen. »Du hast es für einen Moment vergessen, nicht wahr? Du hast vergessen, dass es jemanden vor dir gab.« Sie streichelte sanft seine Schläfen, dann seine Wange. »Ich kann keine Jungfrau für dich sein.« Mit der Hand hielt sie North fest, der sich von ihr lösen wollte. »Nein. Geh nicht. Bitte. Ich möchte es.«
Er senkte den Kopf, und sein Mund war nur einen Atemzug von ihren Lippen entfernt. »Es soll keine Bestrafung sein«, erwiderte er.
»Du kannst nicht immer deinen Willen durchsetzen, Mylord.«
Daraufhin küsste er sie erneut, hart und fest, und sein Körper bewegte sich langsam in ihr. Bald schon wurde sein Rhythmus immer schneller und gieriger, während Elizabeths lustvolle Seufzer und verhaltenen Schreie ihn antrieben.
Er spürte, wie sein schmerzhaftes Verlangen nach ihr immer stärker wurde und sich eine betörende Hitze in ihm ausbreitete. Seine Haut schien in Flammen zu stehen, sein Körper drohte bis tief in sein Innerstes zu versengen. Seine Schultern hoben sich, sein Rücken drückte sich durch, seine Hüften drängten sich an ihren Körper. Immer näher versuchte er sich an sie zu pressen, und auch Elizabeth wollte ihn ganz und gar spüren, hob ihm
vor Leidenschaft entbrannt das Becken entgegen und warf lustvoll wimmernd den Kopf in den Nacken.
Im letzten Moment erinnerte sich Northam an das Versprechen, das sie ihm abverlangt hatte. Er hatte ihr zwar nicht sein Wort gegeben, aber er wusste, dass er sich ihrem Wunsch unterordnen musste. Trotzdem war es beinahe zu spät. Unter lautem Stöhnen zog er seinen prallen Schaft aus ihr hervor und vergoss seinen Samen auf ihrem flachen Bauch und dem zerwühlten Laken.
Elizabeth lag völlig regungslos unter ihm, lauschte seinem gleichmäßigen Atem, beruhigt in dem Wissen, dass er sein Versprechen gehalten hatte. Für den Moment war sie zufrieden, seinen Rücken zu streicheln. Als er sich von ihr wegrollte, versuchte sie nicht, ihn aufzuhalten.
Wortlos stand sie vom Bett auf und zog sich das zerknitterte Nachtgewand über die Schultern. Elizabeths bloße Füße machten kein Geräusch auf dem Teppich, während sie den Raum durchschritt.
Northam drehte sich nach ihr um und beobachtete, wie sich die Tür zu dem Ankleideraum langsam schloss. Er hörte, wie sie Wasser von einem Krug in eine Schüssel goss. Genüsslich stellte er sich vor, wie das Wasser ihr erhitztes Gesicht kühlte, langsam an ihren Brauen, den Wangen und ihrem Hals bis zu ihren berauschenden Brüsten hinabfloss. Er fragte sich, ob sie in diesem Augenblick in einen Spiegel schaute. Was würde sie dort sehen? Zufriedenheit? Erregung? Oder Selbsthass?
Im Ankleidezimmer war es still geworden. Elizabeth hatte Recht gehabt, darauf zu bestehen, dass er seinen Samen nicht in ihr vergoss, überlegte er jetzt, da er wieder vernünftig denken konnte. Er hatte diese Vorsichtsmaßnahme früher bei den Regimentskurtisanen angewandt,
da ihn die Vorstellung mit Schrecken erfüllt hatte, sie womöglich zu schwängern. Seine Mätressen hatten Derartiges nie von ihm verlangt. Er wusste, dass sie Wege und Mittel hatten, sich zu schützen, und bisher hatte ihm keine der Frauen, mit denen er geschlafen hatte, einen Sohn oder eine Tochter präsentiert.
Eigentlich sollte er erleichtert sein, mahnte er sich. Trotzdem fragte er sich, ob er überhaupt ein Kind zeugen konnte. Seine Mutter wartete ungeduldig auf einen Erben. Er wusste nicht einmal mit Sicherheit zu sagen, ob es sie stören würde, falls der Nachwuchs unehelich war. Und ein Sohn würde sowieso nicht genügen. North kannte nur zu gut die Gründe, warum man einen weiteren Erben zeugte. Er selbst war einer dieser Zweitgeborenen, eine Absicherung gegen ein tragisches Unglück.
Elizabeth stand im Türrahmen. In der einen Hand trug sie einen Kerzenleuchter, dessen Licht kaum das Bett erreichte. Trotzdem konnte sie im Halbdunkeln die unbekleidete Gottheit auf ihrem Bett erkennen. Glänzende Haarsträhnen waren North ins Gesicht gefallen, ein Knie hatte er angewinkelt. Sein ganzer Körper schien zu glühen.
Leise schlich Elizabeth zu dem Nachttisch und berührte mit dem lodernden Docht die Kerze, die sie während des Liebesspiels gelöscht hatte. Das flackernde Licht umschmeichelte seinen perfekten Körper.
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