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Taumel der Gefuehle - Roman

Taumel der Gefuehle - Roman

Titel: Taumel der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Beate Brammertz
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schicken, doch mein Großvater war weitsichtig genug, um einzuschreiten. Es hat damals einen gro ßen Familienzwist gegeben. Die beiden Männer haben sich nie auf etwas einigen können, angefangen mit der Heirat meiner Eltern.«
    Elizabeth schmunzelte. »Aber dein Großvater hat nachgegeben. Schließlich haben deine Eltern ja geheiratet.«
    Ein schelmisches Glitzern war in Northams Augen getreten. »Sie sind durchgebrannt«, flüsterte er und nahm den verstohlenen Tonfall an, mit dem jeder in seiner Familie über diesen Vorfall sprach. »Nach Gretna Green.«

    »Wirklich?«
    North nickte feierlich. »Es war ein schrecklicher Skandal.« Dann setzte er sich auf und bedeckte seine Blöße mit einem Laken. Er klopfte neben sich auf das Bett, und Elizabeth folgte seiner Aufforderung und schmiegte sich in seine Armbeuge. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, eigentlich wollte ich über meine Zeit in Hambrick sprechen.«
    »Lord Southerton hat mir über euren Kompass Klub berichtet. Er erzählte, ihr wärt eine eingeschworene Gemeinschaft gewesen.«
    »Das hat er gesagt?«
    Sie versuchte sich an die genauen Worte zu erinnern. »Nun, er meinte, ihr hättet niemand anderen aufgenommen.«
    »Er hat vielleicht vergessen zu erwähnen, dass das auch niemand wollte. Wir schlossen niemanden aus, sondern waren ausgeschlossen.«
    Ungläubig zog sie die Brauen zusammen. Wer würde sich ihnen nicht anschließen wollen? Sie hätte es gewollt. Obwohl sie die vier noch nicht einmal näher gekannt hatte, hatte sie sich gefragt, wie es sein würde, ihre Picknickdecke und ihr Gelächter zu teilen. »Wie ist das nur möglich?«
    »Man könnte alles auf West schieben«, entgegnete er. »Aber das wäre zu einfach«
    »Was ist mit Mr Marchman?«
    »Er ist unehelich geboren.«
    »Ein Bastard«, sagte sie sanft und spürte, wie Northam sich versteifte. »Nein, so meinte ich das nicht. Ich habe nur|... daran gedacht, wie grausam Jungen sein können zu|... zu jemandem wie ihm.«

    »Jemandem wie ihm«, wiederholte Northam, der den bitteren Beigeschmack dieses Satzes nicht mochte, besonders nicht, da er ihn aus Elizabeths Mund hörte. »Er ist genauso jemand wie du und ich.«
    »Oh doch, das ist er.«
    Northam ließ die Hand sinken, mit dem er sie gerade noch gestreichelt hatte. »Erklär mir das.«
    Instinktiv wusste Elizabeth, dass er mit ihrer Aussage nicht einverstanden war, aber sie würde sie nicht zurücknehmen. Es würde ihm gut tun, daran erinnert zu werden, dass sie in vielen Dingen eine andere Meinung vertrat.
    »Unehelich geboren zu sein unterscheidet ihn natürlich nicht an sich von den anderen Menschen. Nicht bei seiner Geburt. Doch schon kurz danach verändert es ihn. Es könnte daran liegen, dass seine Mutter sich schämt oder er seinem Vater gleichgültig ist. Vielleicht reagieren die anderen Menschen langsamer darauf, wenn er schreit, oder trösten ihn nicht sofort, wenn er sich verletzt hat. Er beginnt, selbst zu glauben, er sei ein Außenseiter. Du kannst nicht so tun, als sei die Gesellschaft gütig zu Bastarden, North, und zum Schluss bekommt die Gesellschaft Recht. Ein unehelicher Sohn lernt, das zu nehmen, was er braucht, ihm wird nichts freiwillig geschenkt. Früher oder später wird er in eine von zwei Richtungen tendieren: entweder wird er sich sein ganzes Leben schämen und den Kopf einziehen, oder er wird ihn höher tragen als jeder andere und sich ständig an den Größeren und Stärkeren messen. Ich weiß nichts über deinen Mr Marchman, aber ich vermute, dass er der zweiten Kategorie angehört. Du wurdest sein Freund, da er sich eher umbringen lassen wollte als aufzuhören, dich herauszufordern.«
    Für einen langen Moment sagte Northam nichts. Elizabeth
blickte ihm fest in die Augen, überzeugt, Verachtung oder Ablehnung in ihnen zu lesen. Stattdessen glänzten sie tränenfeucht. Unter dem Laken ergriff sie seine Hand und drückte sie fest. Seine Anständigkeit war überwältigend, seine Güte grenzenlos.
    Er sammelte sich und atmete tief durch. »Es war genau so, wie du sagtest«, erklärte er. »West kam immer wieder zu uns. Zuerst zu mir, dann zu East, später zu South. Wir mussten etwas tun, sonst hätte es nie aufgehört.« Northam schüttelte den Kopf, während Erinnerungen auf ihn einströmten. »Er brach mir die Nase, was man immer noch sehen kann.« Mit dem Zeigefinger fuhr er sich über den Nasenrücken. »Er meinte, dass ich zu hübsch sei, und er mir damit einen Gefallen täte.«
    Elizabeth lachte leise.

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