Taumel der Gefuehle - Roman
er sie ernst genommen.
So hingegen grinste er nur. »Ich zweifle, dass wir uns Sorgen machen müssen. Diese Aussagen gehören zu ihrem Auftritt.«
Southerton war sich nicht so sicher. »Wie kannst du vergessen, dass sie einst den Tod deines Vaters und Bruders vorhersah?«
»Ich habe das nicht vergessen. Allerdings sind sie erst viele Jahre nach unserem Besuch bei ihr verstorben.« Northam erinnerte sich jedoch daran, wie sehr er sich damals den kurzen Wortwechsel mit Madame Fortuna zu Herzen genommen hatte. »Sie ist harmlos«, fügte er hinzu. »Es ist eine Abendunterhaltung, mehr nicht.«
»Sie wusste, dass einer meiner Freunde anwesend ist.«
Erstaunt blickte North ihn an. »Oh? Und hat sie dir einen Namen genannt?«
Southerton erkannte, dass North nicht ganz Unrecht hatte. »Sie zeigte mir zwei weitere Karten«, sagte er leise. »Die Liebenden und der Narr. Was hältst du davon?«
»Genau das, was du der klatschsüchtigen Meute erzählt hast. Du und Lady Powell passt nicht zusammen. Sogar Madame Fortuna scheint dies zu sehen und wollte dich warnen.«
Unter anderen Umständen hätte South gelacht, doch nun verengten sich seine Augen zu Schlitzen. »Die angebliche Romanze existiert nur in Lady Powells Kopf, nicht in meinem. Wir waren sicherlich niemals Liebende.«
North zog die Brauen zusammen. »Was soll das hei ßen?«
»Ich glaube nicht, dass die Karten für mich bestimmt waren. Sie waren eine Botschaft für dich.« Als Northam keine Antwort gab, sondern stattdessen zu Elizabeth
blickte, wusste South, dass er ins Schwarze getroffen hatte. »Was bedeutet das, North?«
Northam schüttelte den Kopf, obwohl er nicht daran zweifelte, dass er der besagte Narr war. Elizabeth hatte ein wenig abseits von den Gästen gestanden, seitdem Southerton sie verlassen hatte. Ihr Teint war blass, und ihre Augen wirkten unnatürlich groß. Sie war weit davon entfernt, die abendliche Unterhaltung zu genießen, sondern sah aus, als fühle sie sich äußerst unwohl.
Und das war kein Wunder, dachte Northam unbarmherzig. Elizabeth Penrose trug beinahe ebenso viele Geheimnisse mit sich herum wie alle Kuriere Wellingtons zusammen. Bei welchem hatte sie wohl die größte Angst, es könnte aufgedeckt werden?
Northam verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere und unterdrückte das Bedürfnis, zu ihr zu eilen. Obwohl er wusste, dass seine Gesellschaft nicht willkommen war, bereitete es ihm immer noch Schwierigkeiten, sich von ihr fern zu halten. Wenn es in seiner Macht stünde, hätte er ihr die Qual erspart, vor Madame Fortuna zu treten. Lord und Lady Battenburn schienen es sich in den Kopf gesetzt zu haben, dass jeder Gast teilnehmen sollte, und North kam es erneut in den Sinn, dass die beiden das Aufspüren des Diebes weit ernster nahmen, als Louises vergnügliche Einleitungsworte hatten Glauben machen sollen.
»Geh zurück zu Lady Elizabeth«, meinte er, »während ich mein Glück bei Madame Fortuna versuche. Mach dich allerdings darauf gefasst zu hören, dass ich in unserem zweiten Jahr in Hambrick bei einer Geographieklausur von dir abschrieb.«
Southertons schallendes Gelächter erntete tadelnde
Blicke der Umstehenden. »In Ordnung. Aber du bist auf der Hut, ja? Madame Fortuna scheint mehr zu wissen als wir.«
Davon war auch Northam überzeugt. Doch wie viel von ihrem Wissen echte Gabe war, und wie viel anderen Quellen entstammte, konnte er nicht beantworten. »Geh!« Er schubste Southerton in Elizabeths Richtung, die sich fest entschlossen einen Weg durch die Menschenmenge bahnte. »Halte sie wenigstens so lange davon ab, zu Madame Fortuna zu gehen, bis ich dort war.«
Wie befohlen ließ South keinen Protest von Elizabeth gelten und führte sie zurück zu ihrem Platz in den hinteren Reihen der Zuschauer.
»Ich wollte die Nächste sein«, schalt sie ihn.
»Oh! Dann tut es mir nicht Leid. Es ist amüsanter, den Präsentierteller zu betrachten, als sich selbst darauf zu befinden. Glaubt Ihr, dass der Abend nach Lady Battenburns Plan verläuft?«
»Ich kenne Louises Pläne nicht.«
»Seltsam. Ich hatte gedacht, Ihr seid ihre Vertraute.«
Elizabeths Tonfall war beabsichtigt kühl. »Dann habt Ihr Euch wohl getäuscht.« Sie entzog ihm den Arm und stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu sehen, wer nun an Madame Fortunas Tisch Platz genommen hatte. Das Herz hämmerte ihr in der Brust. Es war Northam. »Das habt Ihr absichtlich getan«, fauchte sie ihn an.
South unterließ es, den Ahnungslosen zu spielen.
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