Taumel der Gefuehle - Roman
dritte Karte um, auf der eine gehörnte Figur zu sehen war. Sie legte sie auf die Liebenden. »Ich denke, Ihr kennt den Teufel.«
Northam hatte genug und wollte sich erheben.
»Setzt Euch, Mylord.«
Ihr Befehl kam derart scharf und mit so viel Autorität, dass Northam nicht wagte aufzustehen. Sein Verhalten sorgte beim Publikum für viel Gelächter, und auch Northam musste grinsen. »Na schön. Was gibt es noch, Madame?«
Sie hielt die nächste Karte hoch, sodass die anderen sie gleichzeitig mit ihm sehen konnten. Es war die Sieben
der Pentakeln. »Dies kündigt nicht nur eine Belohnung an«, erklärte sie den Anwesenden, »sondern ebenfalls einen Richtungswechsel. Ich meine, es handelt sich um Reichtum. Vielleicht einen Schatz, jedoch einen, der nicht Euch gehört.«
Eiskalte Finger begannen Northams Rückgrat hinaufzuwandern. Er sprach gefasst und versuchte, seinen Ärger zu bändigen. »Erklärt das genauer.«
»Ihr besitzt etwas, das Euch nicht gehört.«
Eine Stirnfalte hatte sich auf Northams Gesicht gebildet. »Auch das ist noch nicht klar genug.«
Madame Fortuna wünschte sich nichts mehr, als im Unrecht zu sein. Sie zweifelte nicht an seiner grundlegenden Anständigkeit, die sie bereits vor zweiundzwanzig Jahren bemerkt hatte, und an der sich bis heute nichts geändert hatte. Liebend gerne hätte sie ihn beschützt. Doch sie wusste, dass die Karten nicht logen.
Und sie war sich sicher, dass Brendan David Hampton, der sechste Earl von Northam, derjenige war, der in der Oberschicht als der Gentleman-Dieb bekannt war.
»Es ist Lady Battenburns Halskette«, sagte sie widerwillig. »Sie befindet sich in Eurem Schrankkoffer, in einem kleinen Beutel in der Innenseite des Futterals.«
Northams Kopf fuhr in die Höhe. Er hörte ein Summen in seinen Ohren, das sich nicht allein mit dem tosenden Gemurmel der Gäste erklären ließ. »Ihr müsst Euch irren!«, entgegnete er mit bedrohlichem Unterton. Doch noch bevor sie widersprechen konnte, spürte er, dass er derjenige war, der sich getäuscht hatte.
»Oh, das kann nicht sein«, zwitscherte Lady Battenburn. Sie klatschte in die Hände und ließ sie wie zum Gebet aneinander gelegt. »Nun, Ihr habt nicht mit allen Anwesenden
gesprochen. Lord Northam gehört nicht zu den Verdächtigen. Er ist so reich wie ein Krösus. Jeder weiß das.«
Lord Battenburn schritt aufgeregt zum Tisch. »Ich muss meiner Gattin beipflichten, Madame. Es ist unmöglich.«
Verächtlich zuckte die Wahrsagerin mit den Schultern. »Alles ist möglich.«
Der Baron schien die nahe liegende Lösung des Problems nicht vorschlagen zu wollen. Die Truhe durchsuchen zu lassen wäre ein gewaltiger Vertrauensbruch und könnte unangenehme Folgen für die Gastgeber haben. Sein Schweigen zwang Northam, das Angebot selbst zu unterbreiten. »Ich bitte Euch, meine Habseligkeiten nach der Kette Eurer Gemahlin zu durchsuchen.«
Entrüstet schüttelte Battenburn den Kopf. »Nein, das lasse ich nicht zu.«
»Oh, aber denkt an Euren Ruf, Mylord«, pflichtete Lady Powell bei.
»Ich denke, er kann dadurch nur gewinnen, Mylady.« Northam sprang auf. »Sagt nur, Ihr findet es nicht aufregend, dass ich der Gentleman-Dieb sein könnte.«
Eine verräterische Röte stieg ihr in die Wangen. »Das ist grässlich von Euch, Northam«, tadelte sie ihn und blickte Hilfe suchend zu Southerton. »Sagt auch etwas. Er könnte dafür deportiert werden!«
Southerton wünschte, sie hätte dieses Schreckgespenst nicht heraufbeschworen, bevor North die Möglichkeit hatte, sich den nächsten Schritt zu überlegen. Er versuchte in Northams Gesichtszügen zu lesen, wusste jedoch nicht, wie er seinem Freund beistehen konnte. »Nur, wenn die Kette tatsächlich bei ihm gefunden wird«, entgegnete
er streng. »Und ich kann Ihnen versichern, dass dies nicht der Fall sein wird.«
Northam seufzte. Er war sich dieses Umstandes nicht mehr so sicher, wusste allerdings die Loyalität seines Freundes zu schätzen. »Wir sollten wohl nachsehen«, meinte South schließlich. Er ließ den Blick über die Gäste schweifen und machte einen zögerlichen Vorschlag. »Vielleicht sollte man die Truhe herbringen lassen.«
Es war Northam, der antwortete: »Auf jeden Fall. Im Interesse der Gerechtigkeit sollten jedoch zwei Männer gehen.«
»Natürlich«, versetzte der Baron. »Southerton und Allen. Seid Ihr damit einverstanden?«
»Gerne.« North war sich sicherer als zuvor, dass dies am Ergebnis nichts ändern würde. Mit einer ausladenden
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