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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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diese Einzelheiten hin wurde Zeineb ohnmächtig; als sie mit Razies Hilfe und mehr noch durch die Kraft des köstlichen Wassers wieder zu sich gekommen war, verrieten bald die Tränen der Liebenden, ihre hastigen Fragen und die Freude, die sie wider Willen überkam, ihr Geheimnis.
    Die mitleidige Oberaufseherin beschloß, Zeineb, die sie bisher so unglücklich gesehen hatte und an der sie sehr lebhaften Anteil nahm, zu retten: war es doch das Schicksal unserer Schönen, immer geliebt zu werden. Razie kehrte nach dem Laden des geschickten Apothekers zurück, und nachdem sie lange von ihrer jungen Kranken gesprochen hatte, von der Hilfe, die das Mittel des Arztes ihr gebracht habe, von ihrer Schönheit und Traurigkeit, den Reizen, die sie über alle ihre Gefährtinnen erhebe, und der Liebe des Kalifen, deren Lohn ihm niemals zuteil geworden wäre, wurde nun Nuuman, der alle Worte, die er nur hören konnte, gierig verschlang, seinerseits ohnmächtig.
    Razie, die in dem Herzen des jungen Mannes hatte lesen wollen, war sehr zufrieden, ihn so empfindlich zu sehen. Nachdem sie ihm mit dem Arzte ihre Hilfe hatte zuteil werden lassen, gab sie ihm zu verstehen, daß er sie gerührt habe, und versprach ihm, um seinen Schmerz zu lindern und seine Liebe zu ermutigen, einen Schutz, den der junge Mann mit all seinem Blute würde bezahlt haben und den er sich mit seinem ganzen Vermögen zu vergelten erbot.
    Die erste aller Wohltaten mußte das Zusammenbringen Nuumans mit der sein, die seine Gattin hieß. Mit einer Verkleidung ließ sich solches bequem ins Werk setzen. Nuuman wurde in Mädchenkleider gesteckt. Ungeachtet der Regelmäßigkeit seiner Züge konnte sein Gesicht nicht mehr für das einer Frau gehalten werden; der Schleier, der es verdecken mußte, begünstigte allein diese Täuschung.
    Bei dem Tore des Serails angelangt, räumte die Oberaufseherin die Schwierigkeiten fort, welche die Eunuchen machen, um eine fremde Frau in das Innere zu lassen. Diese ging als das Weib des Arztes durch. Sie stiegen beide zusammen in eine lange Galerie hinauf, und Razie, die aus Zurückhaltung nicht Zeuge des ersten Wiedersehns unserer beiden Liebenden sein wollte, bezeichnete der angeblichen Arztfrau Zeinebs Zimmer. Es war dem der Prinzessin Abaza benachbart. Nuuman, ganz verwirrt, irrte sich in den Türen. Als er in eine Flucht von Zimmern eingetreten war, von denen eines immer noch schöner war als das andre, erblickte er im letzten eine prachtvoll gekleidete Frau, die ihn hart anfuhr: was sie so dreist mache, ungebeten bei ihr einzutreten.
    Der vor Schreck erstarrte Nuuman wollte einige Worte vorbringen, aber seine Stimme verriet ihn noch mehr. Die Prinzessin argwöhnte, daß sich hinter dem Schleier ein Mann verbarg, riß ihn herunter und überzeugte sich alsobald von der Wahrheit ihrer Vermutung. Dann verdoppelte sich ihr Zorn; und als sie willens war, den Kecken seinem Verhängnisse auszuliefern, stürzte er sich ihr zu Füßen und bat sie, zu Zeinebs Füßen sterben zu dürfen, welche die eigentliche Ursache seines Verbrechens wäre; sich rettungslos verloren gebend, erzählte er ihr in wenigen Worten mit ebensoviel Unbefangenheit wie Schmerz, und ohne die Knie der Prinzessin zu lassen, die er immer umfaßt hielt, seine Geschichte. Abaza, die von Haus aus gutmütig war, hörte der Geschichte seiner Leiden teilnahmsvoll zu und war froh, den Grund von Zeinebs Schwermut gefunden zu haben; sie ließ die junge Geliebte sofort kommen und zeigte ihr den, um den sie so viele Tränen vergossen hatte. Wir nehmen davon Abstand, die Überraschung und das Entzücken und die Freude der beiden Liebenden zu schildern. Als sie mehrere köstliche Stunden miteinander verbracht hatten, wollte ihnen die Prinzessin, die ihre Beschützerin geworden war, ein kleines Fest geben, das von allen Sklaven, die ihr dienten, ausgeführt werden sollte. Der stets verschleierte Nuuman ging als eine Fremde, welche die Prinzessin, um Laute zu spielen, herbeordert hatte, die er tatsächlich auch vollendet schlug. Nach einem herrlichen Mahle ließ die Prinzessin Zeineb jene süße Weisen singen, die sie in ihrer Betrübnis mehrere Male angestimmt hatte, als sie um ihren lieben Nuuman klagte; dieser begleitete die Stimme seiner Herrin mit Lautenspiel; und diese durch Künstler, die sich so wohl zu unterstützen wußten, ausgeführte Musik schien selbst denen köstlich, die nicht wußten, welch lebhafte Freude die Musizierenden empfanden, indem sie ihre Talente also

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