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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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König Dalhudsch? Der würde uns bis ans Ende der Welt verfolgen.« Während aber Mifradj, auf diese Weise fortfahrend, meinem Vater versprach, so viel es von ihm abhinge, seine Lage erträglich zu machen, trat plötzlich Dalhudsch ins Gefängnis und schwor bei der Dunkelheit, nun müsse Mifradj für Zaher leiden, und ließ ihm sogleich tausend Prügel geben. Mifradj stellte sich ohnmächtig, bis Dalhudsch wieder das Gefängnis verlassen hatte; dann machte er sich schnell auf, entfesselte meinen Vater, nahm ihn auf den Arm und flog mit ihm die ganze Nacht durch über die Wolken hinauf; dann sagte er ihm: »Weißt du, Zaher, daß wir schon eine Strecke von zehn Jahren zurückgelegt haben?« Voll Erstaunen rief mein Vater, nicht bedenkend, daß sein Genius bei dem Namen Gottes vernichtet würde: »Es gibt nur einen einzigen Gott, und Mohammed ist sein Abgesandter!« Kaum hatte er diesen Spruch vollendet, da fiel ein feuriger Pfeil vom Himmel auf Mifradj und verbrannte ihn: Mein Vater aber fiel zur Erde herunter, ohne sich jedoch zu beschädigen.
    Die ihm unbekannte Gegend, wo er wieder die Erde berührte, war sehr öde; erst als er einen halben Tag hindurch aufs Geratewohl umherirrte, kam er in ein wohlbebautes, frucht- und wasserreiches Land, und sah am Ufer eines Flusses einen Mann, der sich zum Beten wusch. Er wusch sich auch und betete mit ihm. Nach vollendetem Gebet sagte er ihm: »Ich beschwöre dich bei dem, den wir anbeten, sage mir doch, in welchem Land ich mich befinde und unter welchen Geschöpfen.« – »Wisse«, antwortete er, »diese Insel ist von rechtgläubigen Genien bewohnt, die der Prophet Hidhr den Koran gelehrt hat; man nennt sie die Diamanteninsel; sie ist vom grünen Meer umgeben, das sich bis zum Berg Kaf erstreckt. Hier ist der Sammelplatz der Engel, welche täglich auf der Erde umherstreifen, um die Befehle Gottes zu vollziehen.« Er fragte ihn dann: »Wie sieht denn der Berg Kaf aus?« – »Der Berg Kaf«, antwortete er, »besteht aus einer grünen Perle, ist von den edelsten Geschöpfen Gottes bewohnt und von den mächtigsten Engeln rings umher bewacht, niemand kann ihn betreten ohne besondere Erlaubnis Gottes. Doch komme mit mir zu unserem König, der kann dir besser als ich über alles Auskunft geben.«
    Ali erzählte weiter: Der Genius führte meinen Vater hierauf in eine herrliche, sehr feste Stadt, deren Tore von Engeln bewacht waren, welche Geister unter sich hatten, die mit silbernen und goldenen Pfeilern in der Hand auf und ab gingen. Da mein Vater aber in der Stadt keine Minaretts sah, auf denen bei uns das Gebet ausgerufen wird, fragte er seinen Begleiter, wieso sie die Stunde des Gebetes wüßten. Er antwortete: »Wenn die Zeit kommt, wo uns von dem Propheten Hidhr das Gebet vorgeschrieben ist, steigt eine Lichtsäule aus dem Berg, der über der Stadt sich erhebt, und tausend Engel rufen laut: »Gott ist groß! O ihr Geschöpfe des Herrn verkündet, daß es nur einen Gott gibt und daß Mohammed sein Abgesandter!« Er erzählte ihm hierauf von vielen anderen wunderbaren Erscheinungen dieser Insel und versprach ihm, wenn der König es erlauben würde, ihn auf dieser ganzen Insel herum zu führen.
    Unter solchen Gesprächen erreichten sie das Schloß des Königs Amrad, dem nichts von allem, was mein Vater bisher gesehen, zu vergleichen ist. Sein Begleiter trat in den Diwan, wo Amrad von seinen Vezieren, Räten und Truppenanführern umgeben saß, und meldete ihn. Dann holte er ihn ab, stellte ihn dem König vor und sagte ihm: »Der König wünscht zu wissen, wieso du hierher gekommen, da doch vor dir kein Mensch noch dieses Land je betrat.«
    Er erzählte dem König seine ganze Geschichte von seinem ersten Traum von Farha an, bis zu seiner Flucht mit Mifradj, den er ohne seinen Willen verbrannte. Er hatte aber seine Erzählung noch nicht ganz vollendet, als man einen furchtbaren Lärm vernahm und eine unzählbare Menge Lichtchen und Flämmchen in der Luft erblickte. Auch trat ein Adjutant des Königs in den Diwan und sagte: »Erhabener Herrscher, vor unserer Stadt liegt eine Armee, deren Stärke nur Gott kennt; ich habe natürlich sogleich deine Truppen rings um die Stadt aufgestellt; doch wollte ich nichts weiteres unternehmen, ohne zuvor deine Befehle darüber einzuholen.« – »Da wir noch nicht wissen«, sagte der König Amrad zu seinen Räten, »ob sie in feindseliger Absicht hierher kommen, so ist das beste, wir schicken ihnen einen Gesandten und lassen sie fragen, was sie

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