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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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ihr hierher gekommen. Ich zweifle zwar nicht im mindesten an euren friedlichen Gesinnungen; ihr werdet wohl die Macht des Königs Amrad kennen und um keinen Preis euch in einen Krieg mit ihm einlassen wollen, der euch jedenfalls nur verderblich werden kann; denn solltet ihr auch einmal über seine Truppen siegen, so steht es ihm doch immer frei, euch zu verweigern, was ihr von ihm begehrt, und sich auf den Berg Kaf zurückzuziehen, wo ihn Engel beschützen, deren feurige Pfeile euch abhalten, ihn weiter zu verfolgen.« – »Allerdings«, erwiderte Abu Tawaif, »wünschen wir sehnlich, mit deinem Herrn in gutem Einverständnis zu bleiben; jedoch können wir es nur unter der Bedingung, daß er uns den Menschen aus Damaskus ausliefere, der sich bei ihm aufhält und um dessentwillen, weil die Königin Farha ihn liebt, schon so viel Genienblut geflossen ist.« Dilhat kehrte darauf wieder zu Amrad zurück und machte ihn mit den Namen und der Forderung der vereinigten Könige bekannt.
    Amrad versammelte sogleich seine Räte und trug ihnen die ganze Geschichte Zahers und das Verlangen der Genienhäupter Tud, Seisam, Dalhudsch und Schuhalek vor und sagte: »Bei den Lichtstrahlen des Propheten Mohammed! So ungern ich auch Krieg führe, werde ich doch niemals einen rechtgläubigen Muselmann, der meinen Schutz anfleht, gegen seinen Willen ungläubigen Genien ausliefern; ich will sogleich Zaher kommen lassen, und will er nicht gern mit den Genienkönigen von hier ziehen, so mögen sie sehen, ob sie stark genug sind, ihn mir mit Gewalt zu entreißen.« Als mein Vater erschien, sagte ihm der König: »Die Genienhäupter, von denen du mir schon erzählt hast, sind mit ihren Heeren hier angelangt, um dich abzuholen; willst du mit ihnen zu deiner Gattin ziehen, oder ziehst du es vor, hier zu bleiben?« Mein Vater neigte eine Weile den Kopf zur Erde und sagte: »Wenn ich die Wahrheit gestehen soll, erhabener König, so sehne ich mich am meisten nach meinen Verwandten und Freunden in Damaskus; doch auch hier verweile ich nicht ungern, da man hier den einzigen Gott anbetet, der auch mein Gott ist. Aber diese ungläubigen Genien verabscheue ich so sehr, daß ich, selbst wenn sie mir vorschlügen, mich wieder mit der Königin Farha zu vereinen, auch nicht mit ihnen ziehen möchte.« – »Du hast die Antwort Zahers gehört«, sagte der König entschlossen zu Dilhat; »kehre zu den Genienhäuptern zurück und sage ihnen, ich sei zum Kampf bereit, wenn sie darauf bestehen, daß ich den Menschen, dem ich Schutz gewährt, ihnen herausgebe.« Als Dilhat diese Antwort den Königen hinterbrachte, entbrannte ihr Zorn und sie riefen voller Entrüstung aus: »Wie, wegen eines elenden Menschen, der uns schon so viele Not verursachte, fordert uns der König Amrad zum Kampf heraus? Das ist ein Verfahren, das wir nicht dulden dürfen! Laßt uns aufbrechen und seine Stadt verheeren und alle ihre Bewohner töten oder gefangen nehmen!«
    Nachdem sich aber die erste Wut der Könige gelegt hatte, sagte ihnen Abu Tawaif: »Wisset, meine Kinder, der König Amrad ist nicht so leicht zu überwinden, wie ihr wohl glaubt, er ist selbst ein Held und seine Armee gleicht einem tobenden Meer. Das beste ist, wir ziehen von hier ab und sagen dem König, wir seien nur auf das dringende Verlangen der Königin Farha gekommen, weil sie glaubte, ihr Gatte wäre neuen Mißhandlungen ausgesetzt; da wir aber sehen, daß ihn der König so sehr liebt, daß er seinetwillen uns den Krieg erklärt, so können wir ihn ohne Sorge hier lassen. Wir lassen aber«, fahr Abu Tawaif fort, »einige unsichtbare Genien hier und beauftragen sie, Zaher zu rauben, sobald sie ihn einen Augenblick allein finden. So erreichen wir unseren Zweck, ohne unsere Truppen einem zweifelhaften Kampf auszusetzen.« Dieser Vorschlag wurde mit jubelndem Beifall angenommen, und es wurde sogleich ein Bote an den König Amrad gesandt, der ihm den Abzug der Genien aus den angeführten Gründen mitteilen sollte. Aber der König Amrad, den ein Engel von den treulosen Anschlägen Abu Tawaifs in Kenntnis gesetzt hatte, ließ sogleich meinen Vater rufen und sagte ihm: »Dein Leben ist hier in Gefahr; du bist von unsichtbaren Genien umgeben, die nur einen günstigen Augenblick abwarten, um dich zu entführen. Ich werde dich daher von einem meiner dienstbaren Geister entweder in deine Heimat oder zur Königin Farha zurücktragen lassen; welches von beiden ziehst du vor?« – »Gnädiger König!« antwortete mein Vater,

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