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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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hierher geführt.« Er begab sich dann auf die Terrasse des Schlosses, und als er fand, daß sein Adjutant in seinem Bericht von der Anzahl der angerückten Heere nichts übertrieben hatte, rief er seinen Großvezier Dilhat zu sich und sagte ihm: »Gehe zur Stadt hinaus zu den Häuptern der fremden Truppen, frage sie, wer sie sind, welchen Glauben sie haben und in welcher Absicht sie gekommen.« Dilhat bestieg sein Pferd und ritt, von einigen Dienern begleitet, zur Stadt hinaus, und bat einen fremden Soldaten, ihn zu den Häuptern der Armee zu geleiten und ihm zu sagen, wer sie eigentlich sind. »Die Armee, die du hier vor dir siehst,« sagte der Soldat, »gehört vier Königen, die selbst hier an ihrer Spitze stehen. Der eine heißt Schulahek, der andere Tud, der dritte Seisam und der vierte Dalhudsch; auch Abu Tawaif, der schlaueste aller Genienhäupter, ist bei ihnen. Wenn du zu den Königen willst, so gehe nur in Abu Tawaifs Zelt, dort unten auf der grünen Wiese, da findest du sie alle beisammen.« Dilhat ging nach dem ihm bezeichneten Ort, wo ein äußerst geschmackvolles und reich verziertes Zelt aufgeschlagen war, in das er als Abgesandter des Königs Amrad eingelassen wurde.
    Folgendes ist die Ursache, warum diese vier Könige nach der Diamanteninsel zum König Amrad gezogen. Als Dalhudsch an dem Tage nach meines Vaters Flucht in dessen Gefängnis kam, in der Absicht, ihn dem Gott der Finsternis zu opfern, und weder ihn noch seinen Wächter Mifradj fand, dachte er gleich, daß dieser, wegen seiner harten Strafe erbittert, es versucht haben werde, mit Zaher zu entkommen. Er machte sich daher gleich auf und flog nach allen Meeren und Inseln, um sie aufzusuchen, bis er auch auf die Diamanteninsel kam. Dort hörte er, wie ein Genius zum anderen sagte: »Heute habe ich ein großes Wunder gesehen: Einen Menschen auf dem Rücken eines Genius; letzterer wurde dann plötzlich zu Asche, der Mensch aber hat unbeschädigt die Erde erreicht und befindet sich gegenwärtig bei unserem König.« Als Dalhudsch dies hörte, freute er sich über den Untergang Mifradjs, und da er wohl wußte, daß Zaher nunmehr in sichere Obhut gelangt, flog er wieder heimwärts. Da fand er aber vor seinem Schloß ein Heer, so zahlreich wie die Regentropfen der Sündflut, und dachte: Bei der Nacht und der Dunkelheit! Hier muß sich etwas Außerordentliches ereignet haben, denn so viele Truppen habe ich noch nie beisammen gesehen; auch hat es bisher noch niemand gewagt, mein Schloß zu belagern. Er wendete sich daher an einen der Belagerer und sagte ihm: Ich bringe schon mein ganzes Leben auf dieser Insel zu, und noch nie sah ich einen Genius des Lichts darauf; was führt nun auf einmal ein so großes Heer zu uns, und unter welchen Befehlen steht es?« – »Dieses Heer«, antwortete der Soldat, besteht aus drei Abteilungen, deren eine dem König Schulahek, die andere dem König Tud und die dritte dem König Seisam gehorcht; letzterer ist der Sohn des Teufels Abu Tawaif, der sich auch hier befindet, um mit ihnen einen Menschen Namens Zaher aufzusuchen, den der König Dalhudsch geraubt haben soll.« – »Und woher wissen sie denn«, fragte Dalhudsch, »daß Zaher hierher gebracht worden?« – »Sie haben es«, antwortete der Soldat, »von Mifradjs Gattin gehört, welche, um ihren Gatten und Zaher zu befreien, die Hilfe des Königs Seisam anflehte.« Als Dalhudsch dies hörte, dachte er bei sich selbst: Da doch Zaher noch lebt, so habe ich von diesen Königen nichts zu befürchten. Er ging daher zu Abu Tawaif und sagte ihm: »Zaher aus Damaskus, um dessentwillen du mit den drei Königen hierhergezogen bist, befindet sich auf der Diamanteninsel bei dem König Amrad; ich hatte ihn geraubt, weil ich eurem Krieg ein Ende machen und den Menschen, der so viel Unheil unter Genien stiftet, züchtigen wollte; aber der Wächter, den ich über ihn setzte, hat mich verraten und ihn nach der Diamanteninsel getragen. Wenn euch daher so viel an diesem Menschen gelegen ist, so will ich euch mit meinen Truppen dahin begleiten.« Dieser Vorschlag wurde von Abu Tawaif angenommen, und so zog er denn mit den vier Königen weiter, um Zaher aufzusuchen.
    Als der Abgesandte Dilhat diese Könige in Abu Tawaifs Zelt auf goldenen Stühlen sitzend fand, grüßte er mit Ehrerbietung und sagte zu Abu Tawaif: »Ich bin ein Abgesandter des Königs Amrad, welcher mit Erstaunen ein so zahlreiches fremdes Heer auf seinem Gebiet erblickt und gern wissen möchte, in welcher Absicht

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