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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Tawaif, der Mensch hat viel Unheil unter uns gestiftet, da aber sein bitterster Feind sein Leben nicht anzutasten wagte, so wäre es doppelt unrecht, wenn wir ihn töteten; bringt mir ihn einmal her! Bei diesen Worten sprang ein Genius aus der Luft auf mich los und trug mich vor Abu Tawaif.
    »Weißt du, sagte er mir, daß ein ganzes Heer Genien um deinetwillen aufgerieben worden ist? Sage mir einmal, wie du es wagen konntest, dir eine Gattin zu wählen, um die so viele Könige und Genien vergebens warben? Als ich ihm hierauf meine ganze Geschichte von meinem Traum bis zu meinem Spaziergang mit dem Mönch erzählte, sagte er: Ich beschwöre euch, Tud und Schulahek, macht euerem Kampf ein Ende und entlasset eure Scharen, ihr kennt ja die List und Macht der Königin Farha, dieser arme Mensch ist ganz unschuldig; ich will ihn durch einen meiner Diener in seine Heimat zurückbringen lassen. – Das darf nicht sein, sagte Schulahek; wenn ihr ihn nicht töten wollt, so soll er doch auch nicht frei in seine Heimat ziehen, wo meine Geliebte sich bald wieder mit ihm vereinigen könnte; laßt uns ihn ins Meer werfen: Steht Gott ihm bei, so wird er sich retten, wo nicht, so mag er untergehen, und wir sagen der Königin Farha, wenn sie uns mit einem Krieg bedroht, bei dem Anblick des blutigen Kampfes zwischen uns hat er die Flucht ergriffen.
    »Dieser Vorschlag fand allgemeinen Beifall, und schon wollten einige Genien mich wegschleppen, als auf einmal unzählbare Lichtchen und Flämmchen zum Vorschein kamen und furchtbare Stimmen hörbar wurden, welche riefen: Tut es nicht, tut es nicht, wir sind Abgeordnete der Königin Farha, welcher euer Vorhaben bekannt wurde, und die uns mit dem König Seisam, der sogleich hier eintreffen wird, zur Rettung Zahers hierher gesandt. Als Abu Tawaif den Namen Seisam, Gebieter des Götzentales, vernahm, wurde er ganz blaß, und sagte zitternd zu Schulahek: Ich habe wohl gedacht, diese verruchte Königin Farha wird alles aufbieten, um ihren Geliebten nicht zu verlieren. Jetzt hat sie meinen teuren Sohn Seisam für sich gewonnen, der wird euch alle vernichten, wenn ihr dem fremden Menschen, dessen er sich annimmt, etwas zu Leid tut. – Beschließe, was dir gut dünkt, rief Schulahek dem Alten zu, nur lasse Zaher nicht mehr zu Farha zurückkehren, das könnte ich nicht ertragen. Abu Tawaif gab dem Wunsch Schulaheks nach und beredete seinen Sohn Seisam, zu erlauben, daß Zaher wieder in seine Heimat gebracht werde. Als sie sich aber nach mir umsahen, war ich verschwunden und nirgends mehr zu finden. Da sagte Seisam zu Schulahek: Gewiß hast du ihn von einem deiner untergeordneten Genien wegbringen lassen, um ihn im verborgenen aus der Welt zu schaffen. Schulahek schwor aber bei dem Siegel Salomos. er wisse nicht, wo ich hingekommen, und glaubte, Seisam habe mich der Königin Farha geschickt. Bald hätte sich aus diesem Wortwechsel ein blutiger Kampf entsponnen, wenn nicht Abu Tawaif sie beschworen hätte, so lange zu warten, bis es sich herausstellen würde, was aus mir geworden; ich selbst, setzte er hinzu, übernehme es dann, den Schuldigen zu bestrafen, und wäre es mein eigener Sohn.
    »Mein Vater Zaher«, fuhr Ali fort, »den nach der göttlichen Bestimmung ein widerspenstiger Geist, Dalhudsch genannt, im Augenblick, als die beiden Genienhäupter miteinander stritten, aus ihrer Mitte entführte, wurde auf dessen Schloß, das auf einer Insel mitten im Meer der Dunkelheit liegt, getragen, um dort, weil er Veranlassung zu einem so mörderischen Krieg zwischen den Genien war, gepeinigt zu werden. Dalhudsch ersann alle möglichen Qualen für ihn, ließ ihn sogleich in Ketten legen und in einen finsteren Kerker werfen. Des Abends, als er beim Wein saß, ließ er ihn holen und zur Belustigung seiner Trinkgenossen durchprügeln, dann ließ er ihn in einer Ecke stehen und schüttete ihm jedesmal, wenn er von neuem einschenkte, das Überbleibsel des Bechers ins Gesicht.«
    Ali erzählte weiter: Mein Vater hatte mehrere Tage hindurch so viel zu dulden, daß sein Wächter, der Geist Mifradj, ihn bemitleidete und, statt ihn nach den Vorschriften Dalhudschs auf verschiedene Weise zu quälen, seine Leiden durch freundliche Worte zu mildem suchte. »Gerne«, sagte er ihm; »würde ich dich in ein von Menschen bewohntes Land zurückbringen, aber eine Strecke von zehn Jahren trennt uns von der Welt des Lichts, die wir nicht ohne die größte Gefahr zurücklegen können, und wo wären wir sicher vor dem gottlosen

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