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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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»so sehr ich auch meine Gattin, die vielleicht schon Mutter ist, liebe, so habe ich doch seit meinem ersten Traum von ihr so viel gelitten, daß ich nicht von neuem ein so unruhiges, gefahrvolles Leben wieder beginnen möchte; am liebsten ist es mir daher, wieder in ein Land, das von Menschen meinesgleichen bewohnt ist, gebracht zu werden.« Der König ließ sogleich einen fliegenden Geist rufen und sagte ihm: »Bringe diesen Menschen in seine Heimat und gib ihm so viel, daß er sein ganzes Leben sorgenlos bei seiner Familie zubringen kann.« Der Geist nahm meinen Vater und einen Beutel voll mit Edelsteinen auf seinen Rücken und flog mit ihm die halbe Nacht durch; dann setzte er ihn auf den Gipfel eines hohen Berges, gab ihm den Beutel und sagte ihm: »Ich muß jetzt zurückkehren, denn bei Tagesanbruch muß ich wieder zu Hause sein; bleibe du hier bis Tag, dann steige den Berg hinab, da findest du eine große Stadt, von der aus du leicht in deine Heimat gelangen kannst.« Aber mein Vater wollte nicht lange auf einer Stelle sitzen bleiben und ging, sobald der Geist sich entfernt hatte, auf dem Berg umher und kam immer mehr von dem einzigen Pfad ab, der zur bezeichneten Stadt führte. Als der Tag heranbrach, befand er sich mitten zwischen furchtbaren Klüften und Abgründen, aus denen er gar keinen Ausweg mehr sah. Da warf er sich nieder und betete: »O Gott, der du mich aus den Händen der ungläubigen Genien befreit, ist meine Lebenszeit abgelaufen, so beschleunige meinen Tod und lasse mich nicht länger auf diesem öden Berg umherirren; willst du aber durch deine Gnade mich noch länger beim Leben erhalten, so zeige mir einen Ausweg aus diesem wilden Gebirge, wo weder ein grünes Blättchen, noch ein Tropfen Wasser zu sehen ist!« Als er sich aber wieder erholte, sah er zwei Füchse vor sich, welche wohlgenährt aussahen; er dachte, hier muß ein fruchtbares Land in der Nähe sein, sonst hielten sich keine Tiere da auf. Er ging daher diesen Füchsen über Felsen und Klippen nach, bis sie in eine Höhle sich verloren. Er folgte ihnen und fand eine sehr künstlich ausgehauene Treppe, welche von der Öffnung, durch welche er hineingegangen, eine Weile beleuchtet war; aber das Licht verlor sich allmählich, je tiefer er hinunterstieg. Die Treppe war indessen so bequem, daß er auch in der Dunkelheit vorwärts schreiten konnte, und bald erblickte er zu seiner größten Freude von der entgegengesetzten Seite eine Öffnung, der ähnlich, welche ihm den Eingang in die Höhle gestattete. Er setzte daher rastlos seinen Weg fort, bis er wieder auf die Oberfläche der Erde kam am Ufer des Meeres, in der fruchtbarsten und blühendsten Gegend, die er in seinem Leben gesehen.
    Nachdem er sich an den süßen Früchten und dem frischen Wasser, das hier reichlich aus der Erde sprudelte, gelabt hatte, ging er auf eine kupferne Statue zu, welche er auf einer zwanzig Ellen hohen, marmornen Säule vor sich sah. Die Statue hatte die rechte Hand ausgestreckt und hielt eine goldene Tafel, welche folgende Inschrift hatte: »Im Namen Gottes des Barmherzigen! Wisse, o Wanderer, der du hierher gelangst, du stehst an der äußersten Grenze des von Menschen bewohnten Landes; hier beginnt das Reich der Genien. Diese Insel des Ozeans ist der Fuß eines der höchsten Berge nach dem Berg Kaf. Als Salomo, der Sohn Davids (Gottes Friede sei mit ihm!), sich einst vom Wind durch die ganze Welt tragen ließ und, diesen Berg auf der oberen Seite so öde und steinig und auf der unteren so äußerst lieblich und fruchtbar fand, sagte er zu seinen Genien: O gäbe es doch einen Weg durch diesen Berg, damit, wenn jemals ein Mensch sich hierher verirrt, er nicht vor Durst und Hunger umkomme! Da sagte ein Genius: O Prophet Gottes, alle Berge haben Zweige und Adern wie die Bäume; auch dieser Berg hat unter anderen eine große Ader, welche von dessen Gipfel bis zu dieser Insel sich erstreckt; wenn du es befiehlst, so erweitere ich sie, so daß man bequem von dem Berg zur Insel herabsteigen kann. Auf Salomos Befehl machte er sich sogleich an die Arbeit, bis der Weg durchgebrochen war; dann baute er auch noch einen Hafen in der Nähe, welcher bei den heftigsten Stürmen den Schiffen ein sicheres Obdach gewährt.«
    Als mein Vater diese Inschrift gelesen hatte, besuchte er den von Genien erbauten Hafen und dachte: Kämen nicht zuweilen Schiffe hierher, so würden die Genien hier keinen Hafen erbaut haben; ich will also hier warten, bis ich Gelegenheit zur

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