Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
Vom Netzwerk:
bevölkerte Insel herunter und verwandelte sich plötzlich in einen schönen, königlich gekleideten und geschmückten Jüngling. Höchst erstaunt über diese Verwandlung fragte ich ihn, zu welcher Gattung Geschöpfe er gehöre? Er antwortete mir: »Ich bin ein Mensch wie du, und heiße Tarad, Sohn Anans, König des rauchenden Berges; doch komme nur weiter mit mir, ich will dich mit meinem ganzen Leben bekannt machen.« Er führte mich dann in ein Schloß, vor dessen Toren viele Diener mit goldenen Stäben und Mamelucken mit indischen Schwertern standen, die sich alle vor ihm bis zur Erde verbeugten. In einem großen Saal des Schlosses setzte er sich auf einen Divan, hieß mich neben ihn sitzen und begann:
    »Wisse, mein Freund, mein Vater, der mächtige König Anan, hat außer mir noch zwölf Söhne, deren jeder ein großes Königreich besitzt. Er liebte mich aber von meiner Jugend an mehr als alle meine übrigen Brüder, daher beneideten mich diese, und bald verwandelte sich sogar ihr Neid in bitteren Haß. Mein Vater, welcher befürchtete, meine Brüder möchten mir einmal in seiner Abwesenheit etwas zuleide tun, rief eines Tages einen ihm ergebenen Genienfürsten mit Namen Dahisch, der über unzählbare mächtige Genien zu gebieten hat, zu sich und sagte ihm: »Von heute an sollst du nicht mehr mir, sondern meinem Sohn Tarad dienen, vollziehe alle seine Befehle, und hieße er dich auch Berge ausreißen oder Meere austrocknen, und schütze ihn besonders gegen die bösen Anschläge seiner Brüder.« Da mich dieser Genienfürst aller Mühe, Sorge und Arbeit enthob, gab ich mich ganz dem Studium der Zauber- und Beschwörungskunst hin, zu der ich von meiner Kindheit an schon viel Neigung hatte. Ich brachte es bald in dieser Kunst so weit, daß ich glaubte, mich mit den anerkanntesten Zauberern messen zu dürfen. Als ich das Mannesalter erreicht hatte und mich nach einer Gattin sehnte, rief ich Dahisch und sagte ihm: Wisse, daß ich nicht mehr länger hier allein leben mag, ich will mich verheiraten, möchte aber keine andere Gattin als Turaja, die Königin der Moschusinsel, denn nach allem, was ich gehört und gelesen habe, übertrifft sie alle anderen Frauen an Schönheit, Macht, Weisheit und Gelehrsamkeit; darum geh' zu ihr und sage ihr: Der König Tarad, der Sohn Anans, Herr des rauchenden Berges, will dich zur Gattin haben, gewährst du ihm sein Verlangen, so sollst du das glücklichste Weib auf Erden werden, wo nicht, so wird er mit Menschen- und Genienscharen zu dir ziehen, dein Land verwüsten und dich als Gefangene fortschleppen. Dahisch entgegnete mir: Weißt du nicht, erhabener König, daß Turaja so mächtig ist, daß sie den Berg Kaf umzustürzen vermag? Alle Könige dieser Meere sind ihre Verbündeten, selbst Abu Tawaif gehorcht ihr und fürchtet sie: Wie soll ich eine solche Sprache gegen sie führen? – Thu' was ich dir befehle, versetzte ich zornig; mich schrecken ihre Zauberkünste nicht ab; indessen nimm doch aus Vorsicht tausend Riesengenien mit verbranntem Gesicht mit dir und bringe mir bald ihre Antwort. Dahisch weigerte sich nicht länger und flog in sehr kurzer Zeit, von tausend Genien begleitet, nach der Moschusinsel. Als die Königin Turaja die Ankunft eines Genienfürsten mit tausend fliegenden Genien vernahm, schickte sie ihnen einen ergebenen Geist entgegen und ließ sie fragen, in welcher Absicht sie gekommen. Der Geist flog zu Dahisch und grüßte ihn, dieser erwiderte aber den Gruß nicht und der Geist schloß daraus, daß es widerspenstige Genien sein müßten. Einer derselben fragte dann in einem unsanften Ton: Was verlangst du von uns? – Ich bin, antwortete der Geist, von der erhabenen Königin Turaja zu euch gesandt, um euch zu fragen, wer ihr seid, wem ihr gehorchet und was ihr begehret? Dahisch erwiderte hierauf: Ich bin gekommen, um im Namen des Königs Tarad um die Königin Turaja zu werben. Als der Geist mit dieser Antwort zu seiner Herrin zurückkehrte, sagte sie ihm: »Geh' wieder zu Dahisch und sage ihm, er möge mich allein in meinem Schloß besuchen, und mir das Nähere über seine Botschaft mitteilen.
    »Als aber der Geist den Wunsch seiner Herrin dem Fürsten Dahisch vortrug, sagte dieser: Du Hund, wie wagst du es, eine solche Botschaft an mich zu übernehmen? Wer ist deine Herrin, daß sie es wagt, mich allein zu sich zu rufen, statt zu mir herauszukommen? Er zog hierauf sein Schwert, tötete den Geist, und drang mit seinen verbrannten Genien ins Schloß.
    »Schon

Weitere Kostenlose Bücher