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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Ankunft des Königs Anan mit Abu Tawaif und einigen anderen Genienhäuptern. Farkad und Turaja bestiegen ihre Pferde und ritten ihm, in Begleitung einiger fliegender Genien, deren Flügel so bunt wie Pfauenfedern aussahen, entgegen. Als sie ihm vor dem Tor begegneten, stieg Anan vom Pferd und verbeugte sich vor Farkad; dieser wollte ebenfalls absteigen, aber Anan schwor, er gebe dies nicht zu. Da schwor Turaja auch, er dürfe nicht zu Fuß gehen und redete ihm solange zu, bis er wieder aufstieg und zwischen Farkad und Turaja in die Stadt ritt. Schon waren auf dem Schloß alle Vorkehrungen zum Empfang Anans und Abu Tawaifs getroffen, und es harrte ihrer ein Mittagsmahl, wie man es nur bei so mächtigen Genienkönigen findet, die sich das beste, was da kriecht und läuft und schwimmt und fliegt, zu verschaffen wissen. Während der Mahlzeit wurde wenig und nur von unbedeutenden Dingen gesprochen; erst als der Nachtisch aufgetragen wurde, erhob sich Abu Tawaif und sagte: Der glorreiche König Farkad weiß schon durch unseren Boten, was den König Anan bewogen hat, seine Insel zu verlassen und hierher zu kommen; darf ich wohl dem betrübten Vater die Versicherung geben, daß sein Sohn ihm zurückgegeben wird? Da erhob sich Duha, der Vezier des Königs Farkad, der klügste Mann seines Jahrhunderts und bat ums Wort.
    »Als der König Farkad Duhas Bitte gewährte, sagte er: Es ist jedermann bekannt, daß der König Farkad der friedliebendste Regent dieser Inseln ist, daß aber Tarad ohne allen Grund und gegen alles Recht die Ehre der Königin Turaja angegriffen hat; er ist nun selbst in die Grube gefallen, die er ihr zu graben glaubte; er ist jetzt ihr Gefangener, statt daß er sie mit Gewalt aus ihrer Heimat fortzuschleppen hoffte; gern wird sie ihm indessen, so groß auch sein Verbrechen war, um seines Vaters und des ehrwürdigen Abu Tawaif willen verzeihen; aber wer bürgt uns dafür, daß dieser tollkühne Jüngling, einmal wieder in Freiheit, seine verbrecherischen Absichten aufgeben und nicht neue Ränke gegen sie schmieden wird?«
    »Da erhob sich Abu Tawaif und sagte: Sein Vater Anan und ich, wir verbürgen uns für ihn, wir selbst übernehmen es, ihn zu züchtigen, wenn er es je wieder wagen sollte, gegen die erhabene Königin Turaja etwas zu unternehmen; laßt ihn nur rufen, ich will es ihm selbst verkünden. Ich wurde hierauf aus meinem Zimmer geholt und in den Saal geführt, wo mein Vater, Abu Tawaif, Farkad, Turaja, Duha und einige andere Veziere und Genienhäupter beisammen saßen. Ich senkte den Kopf zur Erde und befand mich in einem Zustand, der tausendmal schlimmer als der Tod war, denn mein Herz war von Reue, Ärger, Scham und Liebe gedrückt. Auch sah ich so niedergeschlagen und zerknirscht aus, daß alle Anwesenden aus Mitleid weinten. Abu Tawaif redete mich dann folgenderweise an: Weißt du nicht, verwegener Jüngling, daß Gutes mit Gutem vergolten wird, daß aber der Bessere den Anfang macht? Daß Böses mit Bösem bestraft wird, der Schlimmere aber es zuerst übt? Hast du eine so geringe Meinung von der allenthalben verehrten und gefürchteten Königin Turaja, daß du glaubtest, sie ungestraft beleidigen zu können? Doch du bist ein unüberlegter Jüngling, darum will sie dich auch begnadigen, schwöre aber in unserem Beisein, daß du sie fernerhin nie mehr beunruhigen, daß du nie mehr ihr Land betreten, noch ihren Namen aussprechen willst, schwöre dies, dann bürgen wir für dich; bedenke aber, daß der unsichtbare Gott deinen Eid hört und daß du in diesem und jenem Leben verloren bist, wenn du ihn brichst. Ich schwor bei Dem, der die Himmel wie ein Zelt ausgedehnt und die Erde wie eine Wiege geschaffen, der den Morgen in ein weißes und die Nacht in ein schwarzes Gewand hüllt, daß ich mich ihr nie mehr nähern, noch ihren Namen aussprechen wollte. Kaum hatte ich diesen furchtbaren Eid geschworen, als ich in Ohnmacht fiel; ich brachte die ganze Nacht halb bewußtlos zu, und am folgenden Morgen, als ich wieder zu mir kam, erschien mein Vater und forderte mich auf, ihm zu folgen. Ich mußte mit ihm hierher zurückkehren, ohne zuvor meine Geliebte wieder gesehen zu haben, und auf der ganzen Reise machte er mir Vorwürfe über meine Unbesonnenheit, die mir noch härter waren, als der Verlust meiner Geliebten. Ich mußte, ehe er von mir Abschied nahm, ihm noch einmal schwören, daß ich Turaja ganz vergessen wollte; aber kaum war ich allein, da dachte ich nur noch an Turajas Reize, die ich über

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