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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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nun die Sklavin noch manches von ihrer Königin erzählte, erschienen auf einmal vierhundert Mamelucken in Atlaskleidern, mit goldenem Gürtel um den Hüften und gezogenem Schwert in der Hand, und ihr Anführer sagte mir: »Mein Herr, die Königin Turaja schickt uns hierher, um dich abzuholen.« Die Sklavin sah ihn mit Erstaunen an und sagte mir: »Wisse, daß du der erste Fremde bist, den die Königin vor dem dritten Tag nach seiner Ankunft ins Schloß rufen läßt, das ist eine gute Vorbedeutung; sei nur recht ehrerbietig und gehorsam gegen sie, sprich nicht zu laut vor ihr, und sei recht bescheiden.« Ich verließ hierauf das Fremdenhotel, der Anführer der Mamelucken hieß mich ein Maultier besteigen, dessen Geschirr ein Königreich wert war, und ritt mit mir nach dem Schloß durch sieben Vorhöfe, welche von mehreren tausend Genien bewacht waren. Als ich endlich in den Thronsaal gelangte, bewillkommte mich die Königin, und alle Veziere und Generäle welche bei ihr waren, erhoben sich vor mir. Nachdem ich ihren Gruß erwidert, und noch einen Wunsch für die lange Dauer ihres Reiches und ihres Lebens hinzugefügt hatte, sagte sie: »Ich weiß schon, wer du bist, und kenne deine Mutter recht gut, darum habe ich dich auch heute schon sprechen wollen; erzähle mir nur zuerst, wie es dir seit deiner Abreise von deiner Heimat gegangen?« Als ich ihr alles von meiner Einschiffung bis zu dieser Stunde mitgeteilt hatte, bewillkommte sie mich nochmals und sagte: »Betrachte mein Land als das deinige, und meine Diener als die deinigen!« Dann erhob sie sich, ergriff meine Hand und führte mich in das Schloß ihres Vaters. Dieser sagte ihr: »Warum besuchst du mich heute so spät, meine teure Tochter?« – »Der Jüngling, den ich hier vorstelle«, antwortete sie, »ist die Ursache meines ungewöhnlich langen Ausbleibens.« Der König, welcher sogleich merkte, daß ich seiner Tochter nicht gleichgültig war, hieß mich näher treten und neben ihn sitzen, und lud mich ein, mit ihm das Frühstück zu nehmen. Die Königin Turaja legte mir die besten Bissen vor, und ich stülpte meine Ärmel zurück und aß mit den Spitzen meiner Finger, bis ich satt war. Nachdem wir gegessen, und unsere Hände aus goldenen Waschbecken mit Rosenwasser und parfümierter Seife gewaschen hatten, wurden die Trinkgefäße mit allerlei frischen und trockenen Früchten nebst Zuckerwerk aufgetragen, und als wir den Wein im Kopf spürten, befahl der König einer seiner Sklavinnen, die Sängerinnen zu holen. Sie kehrte bald wieder mit hundert königlich geschmückten jungen Mädchen, deren jede einen golddurchwirkten Atlasbeutel mit grünen seidenen Schnüren und einem diamantenen Schloß in der Hand trug. Sie nahmen ihrem Rang nach rings um den Saal herum Platz, zogen ihre Instrumente aus den Beuteln und fingen an zu singen und zu spielen, daß ich glaubte, das ganze Schloß tanze mit mir herum. Sie wurden erst nach einigen Stunden wieder entlassen, und als wir allein waren, fragte mich die Königin, ob ich ihr Gatte werden wollte? Da ich vom ersten Augenblick an, wo ich sie sah, eine heftige Liebe für sie fühlte, antwortete ich ihr: »Es ist das höchste Glück, das mir in diesem Leben zuteil werden könnte.«
    Turaja machte hierauf ihren Vater mit meiner Familie und meinen Abenteuern näher bekannt, gestand ihm ihre Liebe zu mir und bat ihn um seine Einwilligung in unsere Verbindung. Der König Farkad erteilte uns seinen Segen, worauf die Königin Turaja mich wieder bei der Hand nahm und in ihr Schloß zurückführte. Als wir allein waren, holte sie ein Schwert, ein Stückchen Brot und einen Koran und schwor, daß sie weder in meiner Anwesenheit noch in meiner Abwesenheit, weder bei meinem Leben noch nach meinem Tod einem anderen Mann gehören wolle als mir. Dann bat sie mich, denselben Eid zu schwören, und als ich geschworen hatte, küßte und umarmte sie mich als ihren Gatten. – Am folgenden Morgen sagte sie mir: »Bleibe du hier im Schloß, ich muß wegen einer dringenden Angelegenheit meinen Vater besuchen.« Als sie mich verließ, ging ich im Schloß umher, von einem Gemach zum andern, bis ich zuletzt auf die Terrasse stieg, welche mir eine wundervolle Aussicht auf die ganze Stadt und das Meer gewährte. Schon wollte ich wieder herunter ins Schloß steigen, als ein Vogel auf mich zuflog, mich bis zu den Wolken hinaufhob und den ganzen Tag mit mir herumflog. Erst gegen Sonnenuntergang ließ er sich mit mir auf eine sehr blühende, stark

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