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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Stadt, welche auch wegen der vielen Säulen, auf denen nicht nur das königliche Schloß, sondern auch viele Privathäuser ruhen, die Säulenreiche genannt wird; diese Stadt und Insel wird von einer Frau beherrscht, welche die blaue Königin heißt; sie ist eine der mächtigsten Königinnen der Erde und behandelt ihre Untertanen mit vieler Härte, um so gütiger ist sie aber gegen fremde Jünglinge deinesgleichen.« Der Schiffer gab mir dann ein Stück von seinem Brot und einen Trunk süßes Wasser, und ich fischte mit ihm den ganzen Tag, bis der Kahn mit den schönsten Fischen angefüllt war. Gegen Abend, als wir in den Hafen einliefen, sagte mir der Schiffer: »Morgen bringe ich die Fische der Königin, denn ich bin ihr Leibfischer, und sage ihr, daß ich sie einem fremden Jüngling verdanke, den ich auf einer Klippe gefunden, und bitte sie um die Erlaubnis, dich ihr vorzustellen.« Wir waren aber kaum gelandet, als die Diener der Königin kamen und dem Fischer sagten: »Gib schnell her, was du gefangen, denn wir brauchen diesen Abend Fische zu einem Festmahl.« Der Fischer gab die Fische her und begleitete die Diener bis zur Königin, um ihr zu sagen, daß er seinen reichen Fang nur mir verdanke, worauf sie ihm sogleich befahl, mich zu ihr zu führen. Als ich vor ihr erschien, verbeugte ich mich wie ihre Diener, aber sie bewillkommte mich sehr freundlich und hieß mich sitzen. Da setzte ich mich einen Augenblick, stand aber gleich wieder auf. »Warum bleibst du nicht sitzen?« fragte sie mich. Ich antwortete ihr: »Ich habe mich nur einen Augenblick niedergelassen, um den Befehl der erhabenen Königin zu vollziehen, ich erhob mich aber wieder aus Ehrfurcht vor ihr.« Sie hieß mich dann wieder sitzen, ließ sich bei ihren Gästen als unwohl melden und blieb allein bei mir. Ich mußte ihr alle meine Abenteuer erzählen, und als ich vollendet hatte, sagte sie: »Armer Mann, du hast viel gelitten, ein Säugekind könnte grau davon werden, doch sei frohen Mutes, du bist hier in einem Hause des Trostes und der Freude.« Sie ließ dann ein köstliches Abendessen auftragen und nach der Mahlzeit mich von einer Sklavin in ein Schlafgemach führen, wie ich noch keines in meinem Leben gesehen. Ich schlief bald auf einem seidenen Diwan ein, und erwachte erst am folgenden Morgen, als die Sonne schon längst aufgegangen war. Als ich mich gewaschen und gebetet hatte, kamen vier Diener in mein Zimmer und sagten: »Ist es unserem Herrn gefällig, ins Bad zu kommen?« Ich machte mich auf und folgte ihnen in ein königlich eingerichtetes Badzimmer; die Diener wuschen mich, bis ich wie eine Silberstange aussah, dann zogen sie mir ein recht prachtvolles Kleid an, umgürteten mich mit einem juwelenbesetzten Gürtel und setzten mir eine goldene Krone auf, die mit allerhand Edelsteinen verziert war, und führten mich, so geschmückt, zur blauen Königin. Sie stand vor mir auf, zog mich zu sich auf den Diwan und fragte mich, wie ich die Nacht zugebracht. Ich küßte ihr die Hand, grüßte sie und die Veziere, die um sie versammelt waren, und dankte für die ausgezeichnete Bewirtung. Wir unterhielten uns dann bis zur Mittagsstunde; die Königin wandte keinen Blick von mir, und ich hörte, wie sie zu einer Dame, die in ihrer Nähe saß, sagte. »Ich habe in meinem Leben keinen so schönen Jüngling gesehen.« Nach dem Mittagsgebet gingen wir zur Tafel, wo ich wieder neben der Königin Platz nehmen mußte. Aber nach Tisch, als sie vom Wein erhitzt war und die übrigen Gäste sich entfernt hatten, sah ich ein, daß ich meine gute Aufnahme nicht der Gastfreundschaft der Königin, sondern ihrer leidenschaftlichen Liebe zu mir verdankte, denn kaum waren wir allein, da fiel sie mir wie ein schamloses Weib um den Hals. Mir schwebte aber Turajas Bild vor Augen, ich dachte an den Eid der Treue, den ich ihr geschworen, und wand mich aus ihren Armen los. Da sagte sie voller Wut: »Wie, eine Königin, wie ich, läßt sich zu dir herab und du verschmähst sie?« Sie murmelte dann einige mir unverständliche Worte, stieß mich aus dem Zimmer und sagte: »Verlasse deine menschliche Gestalt und werde ein zahnloser Hund von ekelhaftem Aussehen.« Bei diesen Worten, die ich noch als Mensch vernahm, fing ich an zu zittern und zu beben, und in einem Augenblick war ich ein häßlicher Hund ohne Zähne und konnte kein Wort mehr sprechen. Ich lief nun, wie andere Hunde, in den Straßen umher; aber die Hunde spürten doch etwas Fremdartiges an mir, und verfolgten

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