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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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mich bellend und beißend von einer Straße zur anderen, bis ich zuletzt in eine kleine Sackgasse kam, wo ich keinen Ausweg mehr fand. Da versammelten sich mehr als hundert Hunde um mich, und zerbissen mich von Kopf bis Fuß. Ich bellte so jämmerlich, daß eine Frau, welche in dieser Gasse wohnte, mich bemitleidete und, mit einem Stock in der Hand, herauskam und die Hunde von mir vertrieb. Dann faßte sie mich ins Auge und sagte zu sich selbst: »Dies ist kein Hund, sondern ein verzauberter Mensch;« sie nahm mich daher am Ohr und führte mich in ihr Haus.
    Diese Frau hieß Djarda und hatte es in der Zauberkunst noch weiter als die blaue Königin gebracht. Sobald ich in ihrem Haus war, zog sie sich einen Augenblick in ihr Kabinett zurück, dann kam sie wieder mit einer Kohlenpfanne und einem Schüsselchen Wasser, beräucherte und bespritzte mich, murmelte allerlei Beschwörungen und sagte zuletzt: »Bei den heiligen Namen, die ich soeben ausgesprochen, nimm wieder deine frühere Gestalt an!« Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, als ich in meiner früheren Gestalt vor ihr stand. Sie führte mich dann zu ihren Töchtern, welche schnell mit ihren Ärmeln ihr Gesicht bedeckten und erstaunt fragten: »Woher kommt dieser Jüngling auf einmal, da doch die Haustüre geschlossen ist?« – »Diesen Jüngling,« antwortete Djarda, »habe ich als Hund von der Straße hereingeführt, wir wollen ihn morgen der Königin bringen, die wird ihre Freude an ihm haben; doch holt ihm schnell etwas zu essen, denn er ist gewiß recht hungrig.« Die Mädchen brachten allerlei Speisen und aßen selbst mit mir; dann kam Djarda mit den Weingefäßen und schenkte so lange ein, bis sie und ihre Töchter berauscht waren. Da ich fürchtete, es möchte mir auch in diesem Haus nicht anders gehen, als bei der Königin, und ohnedies nicht wünschen konnte, am folgenden Morgen dieser zurückgebracht zu werden, verließ ich unter dem Vorwand, ein wenig frische Luft zu atmen, das Zimmer und schlich mich leise zum Haus hinaus. Ich lief lange in der Stadt umher, bis ich endlich vor einem schönen großen Haus eine bequeme steinerne Bank mit einer Matte bedeckt sah; ich legte mich darauf und schlief ein. Ich war aber kaum eingeschlafen, als mich jemand am Arm rüttelte; ich öffnete die Augen und sah einen schönen jungen Mann von sehr vornehmem Aussehen vor mir, der mir sagte: »Was schläfst du hier im Freien auf dieser harten Bank? Komm mit mir herein ins Haus!« Ich folgte ihm schüchtern in ein Haus, das ebenso kunstvoll gebaut und eingeteilt, als geschmackvoll verziert war. Nachdem er mich durch manche große Säle mit Springbrunnen geführt hatte, blieb er in einem kleinen niedlichen Zimmer, setzte sich auf einen seidenen Diwan, hieß mich neben ihm Platz nehmen und fragte mich, wo ich herkomme und wer ich sei? Ich machte ihn mit meiner ganzen Lebensgeschichte bekannt, von meiner Geburt an bis zu meiner Flucht aus dem Haus der alten Zauberin. »Danke Gott«, rief er aus, »für deine Rettung aus der Gewalt der blauen Königin und der noch boshaftern und gefährlichern Djarda. Du mußt jetzt ein paar Tage bei mir verborgen bleiben, ich erwarte einen befreundeten Kaufmann aus der Gegend des rauchenden Berges, der bringt uns vielleicht Nachricht von dem König Anan und der Königin Turaja, dann beschließen wir das Heilsamste für dich.«
    Ich blieb nun drei Tage bei diesem Jüngling und wurde von ihm mit der größten Freundlichkeit und Aufmerksamkeit bewirtet. Am vierten Tag trat ein alter Mann von ehrwürdigem Aussehen zu uns herein; der Jüngling bewillkommte ihn herzlich und sagte zu ihm: »Ich habe dich schon lange erwartet, Maher, deine Waren liegen längst bereit, wo bleibst du denn so lange?« –»Unser ganzes Land«, antwortete Maher, »ist sehr mit Kriegern angefüllt, daß man nicht ohne Gefahr und nur auf Umwegen durchkommen kann; der König Anan unternimmt nämlich einen Feldzug mit vielen Verbündeten gegen die Königin Turaja, welche seinen Sohn Tarad nicht eher ausliefern will, bis sie ihren Geliebten, einen gewissen Ali, Sohn Farhas, wiedergefunden,« – »Wenn dem so ist«, sagte der Hausherr, »so reise schnell zur Königin Turaja mit diesem Jüngling, der kein anderer als Ali ist, vielleicht triffst du noch zeitig genug mit ihm ein, um den Krieg zu verhindern, der um seinetwillen auszubrechen droht.« – »Morgen früh«, versetzte Maher, »will ich mich mit ihm auf den Weg machen.«
    Am folgenden Tag schenkte mir mein Wirt

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