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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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sie den unschuldigen Tarad nicht freilasse, er mit allen seinen Verbündeten gegen sie ausrücken würde. Aber der fliegende Genius, der diesen Brief überbrachte, kehrte nicht wieder, und statt seiner erblickte mein Vater auf einmal nichts als Flügel am Himmel und Füße auf der Erde; es waren die fliegenden Genien und andere Truppen der Königin Turaja, welche sein Schloß von oben und von unten her zugleich angriffen, ihn gefangennahmen und mit sich fortschleppten. Mein Bruder und ich, wir kamen gerade von einer Reise zurück, als dies geschah, und es blieb mir nichts als eine schnelle Flucht übrig. Nun sei Gott gelobt, der uns so unverhofft zu dir führte: Denn du ziehst jetzt mit uns zur Königin Turaja, sie wird sich dann von der Unschuld meines Vaters und meines Bruders überzeugen und ihnen wieder ihre Freiheit schenken.«
    Am folgenden Morgen nahm ich von Maher Abschied, und setzte meine Reise mit Tarads Brüdern nach dem rauchenden Berg fort, wo Turaja noch immer Anans Schloß besetzt hielt. Wir hatten auf der Reise noch manchen harten Kampf mit Räubern und mit Genien, welche mir die blaue Königin und die Zauberin Djarda nachgesandt, zu bestehen, und ohne den Beistand einiger der Königin Turaja ergebenen Geister, welche ebenfalls umherstreiften, um mich aufzusuchen, wäre ich wieder zu jenen zurückgebracht worden; aber durch die Gnade Gottes erreichten wir am achten Tag nach unserer Trennung von Maher die Residenz des Königs Anan. Turaja war außer sich vor Freude, als sie mich wiedersah, und auch ich vergaß in ihrer Nähe alle überstandene Gefahr und sank ohnmächtig in ihre Arme. Als ich wieder zu mir kam, sagte Madjad zu Turaja: »Du siehst nun, erhabene Königin, daß weder mein Bruder noch mein Vater deinem Geliebten etwas zuleide getan, lasse dir nun selbst von ihm erzählen, wie ihn Tarad behandelt und wie er dir auf so lange entrissen worden, sei dann gerecht gegen meinen Vater und gnädig gegen meinen Bruder!« Turaja begab sich mit mir allein in ein Gemach und bat mich nach nochmaliger Umarmung, ihr nichts zu verbergen von allem, was mir seit unserer Trennung widerfahren.
    Nachdem ich mehrere Male alle meine Abenteuer mit Tarad, mit der blauen Königin und ihren Töchtern, mit Djarda und dem gastfreundlichen Jüngling wiederholt hatte, begab sie sich zu ihrem Vater, dem König Farkad, erzählte ihm alles wieder und fragte ihn, was er nun über Tarad und Anan verfüge. Farkad ließ sogleich Anan, Tarad und Abu Tawaif rufen und sagte zu ersterem: »Da du ganz unschuldig an den Leiden bist, die den armen Ali trafen, so können wir nur bedauern, daß der Leichtsinn deines Sohnes dich in einen für dich so unheilbringenden Krieg stürzte; wir können das Geschehene nicht ändern, aber alles, was wir dir genommen haben, soll dir wiedergegeben werden; dein Sohn Tarad hingegen, wenn er auch selbst Ali nichts zuleide getan hat, so ist er doch Veranlassung zu all dem Unglück gewesen, das seither diese Länder getroffen, auch hat er seinen, vor euch allen geschworenen Eid gebrochen, indem er auf die Terrasse des Schlosses meiner Tochter flog und einen darauf sich befindlichen Gast entführte; er kann daher nicht mehr begnadigt, auch deine und Abu Tawaifs Bürgschaft für ihn nicht mehr angenommen werden, er soll als Gefangener in meine Heimat geschickt werden, wo ich ihn übrigens als König behandeln will; ihm soll auch die blaue Königin mit ihren Töchtern folgen, welche Ali für sich haben wollten und noch in unserer Nähe ihn mit ihren Scharen überfielen.« Er suchte dann Turaja zu bewegen, mit ihm in ihre Heimat zu ziehen; aber sie konnte sich nicht entschließen, dieses schöne Land zu verlassen, denn die Insel des rauchenden Berges ist nach Übereinstimmung aller Reisenden die reizendste auf der ganzen Welt und ist zuerst von Salomo angebaut worden, dem es auf seiner Wanderung durch die Welt hier am besten gefiel, er nannte sie daher auch die Paradiesinsel. Sie ließ also ihren Vater mit den Gefangenen und dem größten Teil der Armee voranziehen und versprach ihm, bald mit mir zu folgen. Als sie aber nach einigen Tagen mit mir und Anan einen größern Spaziergang machte, sahen wir auf einmal etwas wie eine weiße Wolke vom Himmel herabsteigen und uns von allen Seiten umlagern, und siehe da, es waren mehr als zweitausend Genien mit weißen Flügeln, angeführt von der blauen Königin, dem König Tarad, der alten Feirusadj und der Zauberin Djarda. Beide letzteren hatten nämlich, sobald sie

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