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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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paar noch übrigen schwarzen Haare deuten auf einige dir noch bevorstehende Hindernisse und Mühseligkeiten, über die du aber mit Gottes Hilfe gewiß siegen wirst. Er holte dann einige Lebensmittel herbei und sagte mir: Geh nur weiter in diesem Tal, bis du an einen schwarzen Berg kommst, auf den ein bequemer Pfad führt, folge diesem Pfad über einen Berg, der führt dich zum Schloß der Königin Daruma. Ich brauchte zehn Tage, bis ich den schwarzen Berg überstiegen hatte; am elften Tage gelangte ich wieder in ein blühendes Tal, in welchem sich ein großes Schloß bis zu den Wolken erhob. Auf diesem Schloß stand eine kupferne Statue, die, als ich mich demselben näherte, in eine Trompete stieß. Sogleich öffnete sich die Tür des Schlosses, es traten mehr als hundert Jungfrauen heraus, in die feinsten seidenen Stoffe gehüllt, mit goldenen Gürteln um den Leib und diamantenen Kronen auf dem Haupt, verbeugten sich vor mir, als wäre ich ein Vezier oder ein Sultan und führten mich ins Schloß zu Daruma, Tochter des Königs Kaschuch. Sie saß auf einem goldenen, mit vielen Edelsteinen verzierten Thron, dessen Füße von Elefantenzähnen waren, die Krone auf ihrem Haupt verbreitete einen Glanz, der meinen Augen nicht erlaubte, sich zu ihr zu erheben. Sie war schön wie der Mond, hatte aber doch ein würdiges, ehrfurchtgebietendes Aussehen. Zu ihrer Rechten saßen hundertundfünfzig Sklavinnen, zu ihrer Linken ebenso viele. Daruma erhob sich von ihrem Thron, als ich in den Saal trat, reichte mir die Hand, bewillkommte mich bei meinem Namen und zog mich zu sich auf ihren Thron. Ich grüßte sie vom Priester Schanuda, und überreichte ihr die Tafel, die er mir für sie mitgegeben. Sie freute sich sehr damit und verschloß sie in ein Kästchen.
    »Daruma ließ mir dann Speisen und Getränke geben, trank selbst mit mir, und befahl einigen ihrer Jungfrauen, zu singen und zu spielen; dann sagte sie: Da du doch liebst, hast du gewiß auch schon gedichtet, ich möchte wohl einige Verse von dir hören. Als ich ihr hierauf einige Verse rezitierte, in welchen ich meine Sehnsucht nach Heifa ausdrückte, sagte sie: Heifas Besitz ist dir sicher, doch vorher muß dem armen Mahmud, der vor Liebe zu den Töchtern des Königs Numan fast wahnsinnig wird, geholfen werden. Vor allem aber muß der Tyrann Hindmar durch dich sterben, denn auch mir würde Gefahr drohen, wenn er noch ein Jahr lebte. Wisse nämlich, Djaudar, mein Vater, welcher ein mächtiger Genienfürst war, hatte einen Weisen bei sich, welcher Kandarin hieß. Eines Tages, als dieser von einer Reise nach einem von Menschen bewohnten Land heimkehrte, fragte ihn mein Vater, was er Schönes auf seiner Reise gesehen? Er antwortete: Als ich in die Stadt Dalaß kam, da fand ich alle Einwohner in Bewegung und die Stadt ganz festlich geschmückt, ich nahm die Gestalt eines Menschen an und fragte einen alten Mann, was denn für ein Fest gefeiert werde, das die ganze Stadt in Bewegung setze? Der Alte antwortete mir: Wisse, der König dieser Stadt, welcher Schamkur heißt, hat eine Tochter, so schön, daß noch kein Menschenauge ihresgleichen gesehen. Diese Prinzessin wurde vor einiger Zeit plötzlich so krank, daß man sie schon als tot beweinte, nun ist sie aber genesen, und da sie heute zum erstenmal wieder ausreitet, wird auf Befehl ihres Vaters ein öffentliches Fest gefeiert. – Als ich dies hörte, beschloß ich, Dalaß nicht zu verlassen, bevor ich die schöne Prinzessin gesehen. Es dauerte nicht lange, da kam der König Schamkur mit seiner Tochter geritten, von vielen Offizieren begleitet, mit Musikern und Fackelträgern vor ihnen her. Ich mischte mich unter das Gefolge, um die Prinzessin länger und näher zu sehen, und fand sie in der Tat so vollkommen schön, daß ich es gar nicht versuchen mag, sie zu schildern; das ist das Schönste, was ich im Land der Menschen gesehen. Als mein Vater, welcher ohnedies Menschentöchter mehr liebte, als weibliche Djinn, den weisen Kandarin so sprechen hörte, sagte er: Ich werde in der Gestalt eines menschlichen Königs nach Dalaß reisen und bei dem König Schamkur um seine Tochter werben; gibt er mir sie freiwillig, so soll es ihm gut gehen: Verweigert er mir sie aber, so nehme ich sie mit Gewalt. Er rief dann sogleich eine Abteilung Djinn herbei und sagte ihnen: Kommt morgen früh in Menschengestalt auf leichten Rennern in einem reichen Kriegeraufzug hierher. Am folgenden Tag erschienen sie, wie ihnen mein Vater befohlen hatte,

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