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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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heilige Buch. Sie ist eine der berühmtesten und gefürchtetsten Zauberinnen unter den Genien und heißt Schah Bair. Mein Name aber ist: Schwarzer Abd Allah, Kadhi der muselmännischen Genien. Um diese Katze zu befreien, rufet sie nur bei ihrem Namen und bespritzet den Teich mit der Flüssigkeit aus der schwarzen Büchse, sogleich wird die Katze ihre Pfote ausstrecken, die Kette von der Säule losbinden und davonfliegen. Als der Kadhi der Djinn so gesprochen hatte, breitete er seine Flügel aus, und in einem Augenblick war er verschwunden. Wir gingen dann um den Teich herum, den wir mit der Flüssigkeit aus der schwarzen Büchse bespritzen sollten. Dann rief ich: Schah Bair, besorge unser Anliegen! Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, stand die Katze auf und machte sich zweimal so groß als die Säule war, zerriß die Kette, die sie am Hals hatte, und flog auf das Dach des Schlosses. Bald kehrte sie aber wieder in Menschengestalt mit sechs Hörnern, eins auf jeder Seite, zwei zwischen den Augen und zwei auf dem Rücken, und hatte eine messingene Kiste mit einem Buch auf dem Kopf und ein Schwert unter dem Arm, legte beides vor uns nieder und verschwand. Mahmud war außer sich vor Freude, als er die Kiste, welche sein Buch enthielt, sah. Es hing aber ein goldenes Schloß davor, und als er es öffnen wollte, ließen sich viele furchtbare Stimmen vernehmen. Die eine rief: Ergreifet ihn! Die andere: Haut ihn in Stücke! Die dritte: Schlagt ihn zu Boden! Dabei waren wir von allen Seiten von kleinen Flämmchen umgeben, die uns zu verzehren drohten. Mahmud bemühte sich vergebens, die Kiste zu öffnen; ich aber zitterte an allen Gliedern, und all mein Blut stockte.
    »Heifa, welche über unsere Angst lachte, sagte zu Mahmud: Gieße ein wenig Flüssigkeit aus der schwarzen Büchse auf das Feuer, du sollst dann Wunder sehen. Als Mahmud dies tat, stieg ein schwarzer Rauch gen Himmel, wir sahen und hörten nichts mehr. Mahmud küßte dann Heifa den Kopf und die Hände, und diese sagte: Jetzt öffne die Kiste und ziehe das Schwert aus der Scheide, du hast nichts mehr zu fürchten, denn alle Geister, welche Sintbest zu ihrer Bewachung aufgestellt, sind dahin. Mahmud sagte: Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen, und das Kästchen öffnete sich von selbst. Als er aber sein Buch wieder sah, fiel er vor Freude in Ohnmacht. Wir mußten ihn lange bespritzen bis er wieder zu sich kam, dann öffnete er das andere Kistchen von Smaragd, da lag ein grüner seidener Beutel darin, und neben demselben ein Siegelring, welcher strahlte wie ein Stern in einer dunklen Nacht. In dem Beutel lagen drei Stücke Stahl, welche Mahmud zusammensetzte und in ein blitzendes Schwert umgestaltete. Es hatte eine ganz feine Inschrift, wie Ameisenfüße; die letzten Worte lauteten: Ich bin ein edles Schwert, nur zum Guten brauchbar; wer mich besitzt, den bewahre ich vor Unglück und bringe seinen Feinden Verderben. Auf dem Siegelring, welcher daneben lag, stand: Dieser Ring ist für Zaher Beibars, Sultan von Ägypten. Als ich diese Inschrift gelesen hatte, bat ich Mahmud, mir diesen Ring zu geben, er antwortete mir aber: Dieser Ring, der den Sultan Zaher zum mächtigsten Herrscher seiner Zeit erheben und ihm die glänzendsten Siege über die Ungläubigen verleihen wird, kann ihm nicht eher zukommen, bis du mich in den Besitz der Mädchen setzest, die ich im Gazellental gesehen. Mit Hilfe dieses Schwertes, fuhr er dann fort, indem er mir das Zauberschwert überreichte, können wir ans Ziel gelangen. Er las dann ein wenig in seinem Buch und rief: Sandja! Beflügelter Sandja! Da stieg ein Rauch aus dem Buch gen Himmel, dann sammelte er sich und nahm die Gestalt eines Geistes an, so groß wie der höchste Dattelbaum; er hatte drei Flügel, einen auf jeder Seite und einen auf dem Rücken, welche, wenn er sie ausbreitete, wie Segel eines großen Schiffes aussahen. Er küßte Mahmud Hände und Füße und fragte ihn, was er befehle. Da trat Heifa hervor und sagte: Ihr wisset, daß ich schon zwanzig Jahre euch hier erwarte, ihr bedürfet nun meiner nicht mehr, darum bitte ich euch, lasset mich in meine Heimat zu meiner Familie zurückbringen, der ich gewaltsam entrissen wurde. – Sandja! rief Mahmud dem Geiste zu, nimm Heifa auf den Rücken und trage sie nach dem goldenen Schloß auf dem Luftberg. Heifa nahm Abschied von uns, und Sandja flog mit ihr davon. Als wir sie aus dem Gesicht verloren hatten, kehrten wir auf demselben Weg, durch welchen wir in den Garten

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