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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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verbarg mich hinter einem Baum in der Nähe und wartete, bis die Sklaven kamen. Als sie im Zelt waren, näherte ich mich der Tür des Zeltes, um Hatem in jedem Augenblick beistehen zu können, zog mein Schwert aus dein Beutel und setzte es zusammen.
    Bald hörte ich, wie einer der Sklaven zu Hatem sagte: Habe doch Mitleid mit dir selbst, gib deinen Glauben auf und nimm den unseres Königs an, und ermahne deine Braut zum Gehorsam gegen unseren König, so hast du nur Gutes von uns zu erwarten; tust du dies aber nicht, so wirst du und deine Braut gepeinigt bis zu unserem großen Fest, dann werdet ihr beide unserem kristallenen Götzen geopfert. Hatem antwortete hierauf: Es gibt keinen wahren Glauben als den Mohammeds, den Sohn Abd Allahs; euer König mag mit mir verfahren, wie er will, ich werde bis zum letzten Atemzug bekennen: Es gibt nur einen einzigen Gott und Mohammed ist sein Prophet! Als die Sklaven dies hörten, stellten sie sich der eine zur Rechten und der andere zur Linken Hatems und hoben ihre Arme auf, bis man das Schwarze unter ihrer Achsel sah, aber im Augenblicke, wo sie Hatem schlagen wollten, stürzte ich in das Zelt und rief: Ihr verruchten Götzendiener, wehe euch! Lasset diesen Mann in Ruhe oder ich räche ihn. Die Sklaven drehten sich nach mir um, und als sie mich sahen, sagten sie lachend: Wer bist du? und hoben ihren Strick gegen mich auf, aber ich kam ihnen mit meinem Schwert zuvor, und kaum hatte ich sie mit demselben berührt, als ihre Köpfe vom Rumpf flogen. Ich entfesselte dann Hatem, der vor Freude und Erstaunen ganz außer sich war, und reichte ihm einige Speisen. Als er wieder gestärkt war, fragte ich ihn, wieso er hierher gekommen? Meine Geschichte ist wunderbar, antwortete er mir; wenn man sie mit einer Nadel in die Tiefe des Auges schriebe, so könnte sie jedem zur Warnung dienen. Wisse nämlich, in Baser, meiner Heimatstadt, regiert seit einem Jahr ein junger König, man nennt ihn den Perser Kink, der das ausschweifendste Leben auf der ganzen Welt führt. Die Weinkrüge weichen nicht von seinem Tisch, und weiß er ein schönes Mädchen oder sogar eine schöne Frau in der Stadt, so muß er sie haben, oder er läßt alle ihre Verwandten hängen. Die meisten Leute, welche schöne Töchter oder Frauen haben, verbergen sie daher, damit er nichts von ihnen höre. Da aber der König viele Spione unterhält, welche unter allerlei Vorwand ins Innere der Häuser dringen und auskundschaften, wo junge Frauen oder Mädchen sich aufhalten, so ist auch dieses Mittel nicht immer sicher. Eines Nachts, als ein Mädchen aus einem Nachbarhaus gewaltsam zum König geschleppt wurde, fing ich auch an, für meines Bruders Tochter, welche ich bei mir verborgen hatte, und mit der ich schon seit einigen Monaten verlobt war, zu fürchten und faßte daher den Entschluß, mit ihr zu entfliehen. Meine Braut, die mich leidenschaftlich liebt, war mit mir einverstanden, und gleich in der folgenden Nacht verließen wir die Stadt Baser, dachten weiter an nichts, als der Tyrannei unseres Königs zu entgehen, und wußten nicht, wohin wir uns wenden, noch welchen Weg wir einschlagen sollten.
    Zehn Tage lang reisten ich und meine Braut aufs Geratewohl umher, da kamen wir in einer großen Wüste vor eine hohe marmorne Säule, an welcher eine stählerne Tafel hing mit der Inschrift: Wanderer, der du hierher kommst, wende dich nicht rechts, sonst gehst du zugrunde, auch nicht links, sonst ist dir der Tod gewiß, sondern gehe gerade vor dich hin, mitten durch das Tal, so wirst du gerettet. Ich sagte zu meiner Braut: Sieh einmal, was gute Leute für Reisende tun. Wir schlugen dann das bezeichnete Tal ein und gelangten bald in eine Ebene, welche ein klarer Bach durchströmte und auf der die herrlichsten Obstbäume prangten, auf deren Zweigen muntere Vögel den Schöpfer priesen. Jetzt sind wir aus aller Not, sagte ich zu meiner Braut, laß uns hier ausruhen. Ich stieg von meinem Kamel herunter und hob auch meine Braut aus ihrer Sänfte; die Kamele weideten auf der grünen Wiese vor uns, während wir einiges Obst pflückten und Wasser aus dem Bach tranken. Wir befanden uns hier sehr behaglich, nachdem wir zehn Tage mit sehr spärlichen Lebensmitteln in unwirtbaren Gegenden umhergeirrt waren. Auch überfiel uns der Schlaf, sobald wir unseren Hunger und Durst gestillt und uns auf unseren Teppich gelegt hatten. (Gepriesen sei der Herr, der nie schläft!) Als wir aber erwachten, befanden wir uns vor einem König, der noch von den

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