Tausend und eine Nacht, Band 4
zwanzigtausend an der Zahl; mein Vater selbst bestieg dann ein Pferd, das etwas größer war, als das seiner Truppen, und leichter als ein Rabe flog, und ritt an ihrer Spitze, in Begleitung Kandarins, nach Dalaß. Der König Schamkur erschrak sehr, als er auf einmal eine so zahlreiche Armee vor den Toren der Stadt sah, und sandte seinen Vezier zu meinem Vater, um ihn zu fragen, in welcher Absicht er gekommen. Mein Vater bat den Vezier, seinem Herrn zu sagen, der König Kaschuch sei gekommen, um bei ihm um die Hand seiner Tochter anzuhalten; gewähre er sie ihm, so werde er ihm Freund sein und so viel Morgengabe versprechen, als von ihm gefordert wird. Als der Vezier dem König Schamkur diese Antwort brachte, ging dieser zu seiner Tochter und fragte sie, ob sie den mächtigen König Kaschuch heiraten wolle. Er soll auf die Rennbahn kommen, antwortete die Prinzessin, da kann ich ihn vom Schloß aus sehen; gefällt er mir dann, so heirate ich ihn, wo nicht, so lasse ich mich lieber von ihm in Stücke hauen, als daß ich seine Gattin werde. Der König Schamkur ritt selbst zu meinem Vater und brachte ihm die Antwort seiner Tochter. Mein Vater nahm ihre Bedingungen an, und begab sich am anderen Morgen an der Spitze seiner Djinn in menschlicher Kriegergestalt auf die Rennbahn und zeigte sich als einen so gewandten Ritter, daß die Prinzessin bald ihrem Vater erklärte, sie wolle gern seine Gattin werden. Schamkur ließ sogleich meinen Vater rufen und sagte ihm: Nimm meine Tochter zur Gattin, denn du hast ihr Herz gewonnen. Er ließ dann alsbald an der Ausstattung seiner Tochter arbeiten, und als sie vollendet war, reiste mein Vater mit ihr voraus zu Pferd, ihre Aussteuer aber folgte nach auf dreihundert Kamelen. Als mein Vater in seiner Heimat war und die Hochzeitsnacht feiern wollte, sagte ihm Kandarin: Deine Gattin ist verloren, wenn du sie berührst, denn du bist aus Feuer geschaffen, sie aber aus Erde, welche das Feuer verzehrt. Du wirst dann ihren Tod beweinen, wenn es zu spät ist. Morgen, fuhr er fort, will ich dir eine Salbe bringen, mit der du dich und sie einreiben mußt: Dann könnt ihr lange miteinander glücklich leben. Am folgenden Tage brachte er eine weiße Salbe, mein Vater salbte sich und seine Gattin damit und feierte ohne Gefahr die Hochzeitsnacht. Nach neun Monaten wurde ich zur großen Freude meiner Eltern geboren und Daruma genannt. Schon als Kind war ich von auffallender Schönheit, denn das Sanfte und Liebliche des Menschen war mit der Kraft und Majestät des Djinn wunderbar gepaart; als ich aber mein fünfzehntes Jahr erreichte, wurde meine Schönheit so sehr gepriesen, daß auch der Tyrann Hindmar von mir hörte und bei meinem Vater um mich werben ließ. Mein Vater ließ sogleich Kandarin rufen und fragte ihn um Rat, wie er, ohne sein Verderben herbeizuziehen, dem bösen König Hindmar mich verweigern könne? Kandarin antwortete: Laß ihm sagen, deine Tochter sei noch zu schwach und zu jung, um jetzt schon zu heiraten, er möchte doch noch zwei Jahre warten, dann solle sie seine Gattin werden. Ist er mit dieser Antwort zufrieden, fuhr Kandarin fort, so bist du aus aller Not, denn ich habe in einem Buch gelesen: Nach einem Jahr wird ein Fischer aus Kahirah, mit Namen Djaudar, Sohn Omars, hierher kommen und Hindmar mit einem Zauberschwert töten.
Mein Vater befolgte Kandarins Rat, und als die Boten, welche er mit dieser ausweichenden Antwort zu Hindmar schickte, zurückkehrten und einen Brief von Hindmar brachten, in welchem er erklärte, daß er gern noch zwei Jahre warten wolle, sagte Kandarin zu meinem Vater: Ich rate dir, damit deine Tochter jedenfalls sicher vor den möglichen Nachstellungen Hindmars sei, sie mit mir auf mein Schloß, das im Kamillental liegt, zu schicken; auch habe ich eine kupferne Statue, mit einer Trompete in der Hand, verfertigt, welche in die Trompete stoßen wird, sobald Djaudar den Berg übersteigt, der zu meinem Schloß führt. Djaudar wird nämlich in meinem Schloß den Geist Misram suchen, und um ihn herbei zu beschwören, muß er ein kleines Türchen öffnen, das am Leib der kupfernen Statue sich befindet; er findet in dessen Leib ein kleines Kästchen, in welchem viele zerstreute Blätter liegen, auf welchen ein Alef steht; die lasse er liegen, bis er ein Blatt findet, auf dem gar nichts geschrieben ist; dieses werfe er ins Feuer, und sogleich wird ihm Misram erscheinen und ihm helfen, den Tyrannen Hindmar umbringen. Mein Vater übergab mich Kandarin mit
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