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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Amalekiten herzustammen schien, denn er war über dreißig Schuh hoch. Neben ihm standen viele Offiziere, er selbst saß auf einem Throne, an welchem vier Löwen mit goldenen und silbernen Ketten angebunden waren. Wisset ihr, wer ich bin? fragte er uns, als wir die Augen öffneten. Nein, mein Herr, wir kennen dich nicht, antworteten wir. So wisset, versetzte er, ich bin der König Mudsil und habe schon manchen König meinem kristallenen Götzen unterworfen; wer ihm huldigt, erhält von mir, was er wünscht, wer ihm aber seine Huldigung versagt, wird vernichtet. Darum befehle ich auch euch, jetzt meinen Götzen anzubeten; tut ihr es, so verleihe ich dir, sagte er, zu mir gewendet, ein ehrenvolles Amt und nehme das Mädchen, das bei dir ist, in mein Schloß, wo nicht, so werdet ihr eueren Ungehorsam schwer büßen. – Ich werde mich nie deinem Willen fügen, rief ich voller Entrüstung, wie soll ich mich vor einem Götzen verbeugen, der weder nützen noch schaden kann? Ich werde nur den anbeten, der mich geschaffen, der mir Augen zum Sehen, Füße zum Gehen und Ohren zum Hören gegeben hat. Es gibt nur einen einzigen Gott, der den Tag und die Nacht geschaffen, die Sonne und den Mond, dem nichts auf Erden oder im Himmel verborgen ist; darum rate ich auch dir, den Götzendienst aufzugeben und den einzigen Gott anzubeten, dann wirst du von der Hölle befreit und kannst einst das Paradies, das mit Huri und schönen Knaben gefüllt ist, bewohnen. Mudsil sprang zornig auf, als er dies hörte, und sagte: Vor einem Mann, wie ich bin, wagst du es, so zu lästern. Er rief dann einen seiner Diener und befahl ihm, einen der vier Löwen zu schlachten und ihn ihm zu bringen. Der Sklave schlachtete den Löwen und als er ihm die Haut abgezogen hatte, machte er einen Braten daraus und reichte ihn dem König, welcher ihn in einem Augenblick verschlang. Dann ließ er das Zelt aufschlagen, in welchem wir uns eben befinden, und befahl den beiden Sklaven, die du getötet, mich zu foltern, bis ich meinen Glauben abschwöre; was aber aus meiner Braut geworden, weiß ich nicht. Das ist alles, was ich zu erzählen weiß, – Verzage nicht, rief ich ihm zu, derjenige, der mich zu dir gesandt, ist auch mächtig genug, deine Braut zu befreien. Ich rief dann Misram und befahl ihm, mich zu Mudsil zu führen und die Braut Hatems zu befreien. Folge mir, sagte Misram; Mudsil hält sich jetzt im Leopardenschloß auf, das drei Tage weit von hier liegt. Ich machte mich mit Hatem und Misram auf und lief wieder drei Tag lang über Berge und Täler, ohne müde zu werden. Am dritten Tage sagte uns Misram: Bleibt hier sitzen, bis ich wiederkehre. Ich unterhielt mich unter einem Baum mehrere Stunden lang mit Hatem; auf einmal sahen wir in der Ferne einen dicken Staub aufsteigen, dann kamen fünfhundert Reiter auf arabischen Pferden zum Vorschein, mit indischen Lanzen in der Hand und davidischen Panzern auf der Brust. Als sie in unserer Nähe waren, trat ein Reiter von riesenhafter Gestalt aus ihrer Mitte, der ganz in Eisen gehüllt war. Hatem schrie: Wehe uns, das ist gewiß Mudsil; wenn der mich sieht, so bringt er uns beide um. Ich nahm schnell die Klinge aus dem Beutel und setzte sie zusammen; da rief mir aber der Reiter mit einer donnernden Stimme zu: Stecke dein Schwert ein, mein Herr Djaudar, ich bin Misram und komme mit meiner Schar, um für Turaja, die Braut Hatems, gegen Mudsil zu kämpfen; wir sind hier ganz in der Nähe seines Schlosses, bleibe du nur noch hier, bis ich dich rufe. Er kehrte dann zu seinen Kriegern zurück, ließ in die Trompete stoßen und die Fahnen entfalten und ritt gegen das Schloß. Als Mudsil Kriegslärmen vor seinem Schloß hörte, schickte er seinen Vezier heraus zu Misram, um ihn zu fragen, was er wolle und wer er sei? Misram sagte dem Vezier: Geh zu deinem Herrn und sage ihm: Misram, der Sohn Akus, fordert Turaja von ihm, und wenn er sie nicht gleich herausgibt, so wird er seinen Kopf von ihm fordern und seinen kristallenen Götzen in tausend Stücke zerschlagen.
    Als der Vezier mit dieser Antwort zu Mudsil zurückkehrte, schäumte dieser vor Wut und fluchte und lästerte; dann rief er alle seine Leute zusammen und teilte ihnen mit, was er vom Vezier gehört, und forderte sie auf, mit ihm gegen diesen kühnen Misram zu ziehen. Sobald aber Mudsil mit seinen Kriegern aus dem Schloß kam und zu einem allgemeinen Angriff sich vorbereitete, rief Misram: Wer nimmt meine Herausforderung an? Wer hat Lust, sich mit mir zu messen?

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