Tausend und eine Nacht, Band 4
ruchlosen Leuten dienen und Mahmud müßte vor Verzweiflung sterben, Gelobt sei Gott, der mich noch zur rechten Stunde hierhergesandt hat. Wisse, Djaudar, dieses Kloster gehört einer Alten, welche das Feuer anbetet, die Inschrift auf dem Tor soll ihr Reisende herbeilocken, die sie alle ihrem Vetter Hindmar zuführt, der sie dann brät und wie gebackene Hühner frißt. Doch das Nähere will ich dir erzählen, wenn du den schwarzen Sklaven umgebracht hast, der jetzt auf der Terrasse des Schlosses sitzt. Geh nur hinauf, er wird einen lauten Schrei ausstoßen, wenn er dich hört, berühre ihn nur mit deinem Schwert, und er wird ein Haufen Asche werden; wenn dann morgen die Alte mit ihrem Vetter Hindmar zurückkommt, in der Hoffnung, neue Beute für ihn zu finden, so verfahre mit ihr ebenso, dann ziehen wir zusammen gegen Hindmar, das Verderben der Muselmänner. Als ich nach Misrams Befehl den schwarzen Sklaven getötet hatte und wieder zu ihm herunter kam, sagte er mir: Komm, wir wollen uns in einem Kabinett verbergen, damit die Alte nicht davonlaufe, sobald sie uns sieht, und noch ferner Unheil stiftet in der Welt. Ich folgte Misram in ein Kabinett, das dicht an der Tür des Saales war, und wir blieben bis zum folgenden Tag darin. Da hörten wir auf einmal ein Getöse im Kloster, als wenn es donnerte, und siehe da, ein altes Weib trat in den Saal und setzte sich auf den im oberen Teil desselben angebrachten Divan. Sie hatte einen Kopf wie ein Büffel, dazu aber kleine Augen wie Oliven, einen Hals hatte sie, so gelb wie abgefallene Blätter, einen Mund wie eine Trompete, eine Brust wie eine Kiste, einen Leib wie ein Esel, Zähne hatte sie wie ein Elefant und eine Zunge, die bis über die Brust herabhing, Das ist die alte Djachka, sagte mir Misram, Hindmars ruchlose Base. Als ich dies hörte, zog ich mein Schwert, sprang aus dem Kabinett und teilte sie entzwei. Da stieg ein Rauch gen Himmel, der sich dann sammelte und zu einem Haufen Asche wurde. Misram jubelte vor Freude wie ein Frauenzimmer, als er die Alte in einen Haufen Asche verwandelt sah, und sagte: Es wird alles gelingen, Djaudar, bald wird Hindmar das Los seiner Base teilen, und wir sind dann nicht mehr fern vom Ziel. Misram sammelte dann alles Silber, Gold und alle Edelsteine, welche in großer Masse im Kloster aufgehäuft waren, belud damit zehn Geister und sagte ihnen: Gehet nach Ägypten zur Adlersschlucht, dort findet ihr den Abendländer Mahmud, der euch erwartet, küsset ihm seine Hände und Füße, bringet ihm diese Kostbarkeiten und saget ihm, es gehe alles gut, wir hoffen bald wieder bei ihm zu sein. Nach einigen Stunden waren die Geister schon wieder zurück und brachten uns Grüße von Mahmud und versicherten uns, er habe schon durch sein Buch den Tod der Alten gewußt, und nun bete er fortwährend, daß auch unser Unternehmen gegen Hindmar gelinge. Daran zweifle ich jetzt noch weniger als früher, sagte Misram, denn auf meiner letzten Reise habe ich Schilschanum, den Sohn Djaldjamuks, vertrauten Priester Hindmars, für unsere Sache zu gewinnen gewußt. Djaldjamuk, von dem man eigentlich nicht recht weiß, ob er ein Jude, Christ oder Muselmann ist, wußte durch seine Geschicklichkeit in der Arzneikunst sich bei Hindmar sehr beliebt zu machen. Hindmar war nämlich einmal so krank, daß seine besten Ärzte ihn für unrettbar erklärten, und es nicht der Mühe wert hielten, ihm Arzneimittel zu geben. Als Djaldjamuk dies hörte, ließ er sich zum König führen, und kaum hatte er den Puls gefühlt, so sagte er: Mein König, du hast eine innere Krankheit, für die es nur ein Heilmittel gibt, und zwar, Menschenfleisch essen und Menschenblut trinken.
Sobald Djaldjamuk dies gesagt hatte, rief Hindmar einen seiner ihm untergeordneten Geister und befahl ihm, einen Menschen herbeizuschaffen. Der Geist flog wie ein Blitz in ein von Menschen bewohntes Land, raubte einen fetten Mann und brachte ihn vor Hindmar. Djaldjamuk untersuchte ihn und sagte: Der ist recht, hänge ihn nun an den Füßen auf und lasse ihn drei Tage mit dem Kopf gegen die Erde gerichtet hängen, am vierten Tag schneide ihm den Kopf ab, fange das Blut in eine goldene Schüssel und trinke es ganz warm, du wirst bald darauf einschlafen; inzwischen kann man das Fleisch des Geschlachteten braten, das ißt du beim Erwachen, und du wirst wieder so gesund sein, wie früher. Da Hindmar auf diese Weise sehr bald wieder seine frühere Gesundheit erlangt hatte, beschenkte er Djaldjamuk königlich und
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