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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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vorgefallen, worauf sie alle Muselmänner wurden. Er ließ dann Turaja rufen, und sie fiel vor Freude in Ohnmacht, als sie Hatem wieder sah. Wir blieben dann noch drei Tage bei Mudsil und lehrten ihn das Gebet, die Reinigung, das Fasten, und beschrieben ihm die Hölle, das Paradies und die übrigen Glaubensartikel des Islamismus.
    »Er ließ uns königlich bewirten und wollte uns sehr kostbare Geschenke machen, ich dankte ihm aber und sagte: Tu für Hatem, was du im Sinne hattest, für mich zu tun. Mudsil fragte dann Hatem, wohin er sich wenden wolle, und ob er nicht etwa wünsche, bei ihm zu bleiben? Schenke mir das Zelt, antwortete Hatem, welches in dem freundlichen Tal aufgeschlagen worden ist, wo ich so viel gelitten habe, mit einigen dabei liegenden Gütern, ich werde darin glücklich sein mit Turaja.
    Mudsil sprach hierauf zu Hatem: Das sollst du haben, und dazu ein jährliches Gehalt, das nicht nur für deine Bedürfnisse hinreicht, sondern dir auch gestattet, alle Reisenden, welche in diese Gegend kommen, zu bewirten; das bin ich dem einzigen Gott, zu dem ich mich bekehrt habe, schuldig für die vielen Mißhandlungen, welche die Reisenden, die sich durch die Tafel an der marmornen Säule dahin locken ließen, von mir zu dulden hatten. Der König Mudsil begleitete hierauf selbst Hatem und Turaja bis an ihr Zelt und ließ eine Abteilung Truppen zu ihrer Sicherheit in der Nähe lagern. Misram und ich aber, wir nahmen Abschied von ihnen und reisten wieder zehn Tage durch Wüsten und Einöden, wo kein grünes Blättchen, noch ein lebendes Wesen zu sehen war. Am elften Tag, als wir in ein fruchtbares Tal kamen, bat mich Misram um einen dreitägigen Urlaub. Ich reichte ihm eines jener Pergamentblätter, und er flog davon. Als ich aber meinen Hunger an den Früchten dieses Tales stillen wollte, fand ich sie so bitter, daß ich sie nicht genießen konnte; ich mußte daher an meinem Vorrat zehren, der so klein war, daß mir schon am zweiten Tag nichts mehr übrig blieb. Am dritten Tag plagte mich der Hunger so sehr, daß ich mich aufmachte, um entweder Nahrungsmittel oder eine bewohnte Stelle zu finden. Da erblickte ich am Ausgang des Tales auf einem Hügel ein großes steinernes Kloster mit einem schönen nußbaumenen Tor. Ich ging darauf zu und fand am Tor folgende Inschrift: Wanderer, den das Geschick hierher führt, bist du hungrig, so speisen wir dich, bist du nackt, so kleiden wir dich, bist du verirrt, so führen wir dich auf den rechten Weg, besuche uns nur, wir werden uns als Gäste und dich als den Hausherrn ansehen. Als ich diese Verse gelesen hatte, dachte ich: Was ist mir in diesem Augenblick wünschenswerter, als ein gastfreundliches Kloster, ich gehe hinein und stille meinen Hunger, inzwischen wird Misram wiederkehren. Kaum hatte ich angeklopft, da rief eine Stimme von innen: Wer ist da? Ich antwortete: Ein armer, hungriger Reisender. – So sei uns willkommen! versetzte die Stimme, und sogleich wurde das Tor geöffnet. Ein schwarzer Sklave trat mir entgegen, führte mich in einen freundlichen Saal und hieß mich auf einen schönen Divan sitzen. Er verließ mich dann einen Augenblick und kehrte wieder mit einer goldenen Schüssel, welche mit Fleisch und Gemüse gefüllt war, die im Fett schwammen, stellte sie mit zitternder Hand vor mir hin und entfernte sich wieder. Da ich fast vor Hunger starb, streckte ich meine Hand danach aus und sagte: Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen. Als ich aber einen Bissen in den Mund stecken wollte, hörte ich eine Stimme mir zurufen: Iß nicht! Ich legte den Bissen nieder, drehte mich nach allen Seiten um, sah aber niemanden. Da streckte ich wieder die Hand nach der Schüssel aus und griff nach einem Stückchen Fleisch, als ich es aber an den Lippen hatte, rief dieselbe Stimme wieder: Iß nicht! Ich sah mich wieder rechts und links um und erblickte wieder niemanden. Als ich aber zum drittenmal essen wollte und auch dieses Mal dieselbe Warnung vernahm, ohne jemanden zu sehen, sagte ich: Wer du auch seist, der du mit mir sprichst ohne dich mir zu zeigen, sage mir, warum ich nicht essen soll, da mich doch der Hunger bald umbringt?
    »Hierauf antwortete die Stimme: Blicke einmal nach deiner Rechten! Ich drehte mich um, und siehe da, Misram stand neben mir und sagte: Mein Herr Djaudar, hättest du einen einzigen Bissen von diesem Fleisch gegessen, du würdest jetzt wie heißes Blei zusammenschmelzen, dein Schwert wäre dir entrissen worden, ich müßte mein ganzes Leben durch

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