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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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wieder in meine Heimat zurückzutragen. Aber statt nach Tauris trug er mich hierher zum König Hindmar und klagte mich nochmals bei ihm an. Hindmar freute sich mit ihm und sagte: Der soll seine Schuld büßen! Ich habe noch acht Menschen, die ich zuerst verzehren will; bis zum neunten Tag soll er gemästet werden, dann kommt die Reihe an ihn. Ich wurde hierauf an den Füßen gehängt, und in diesem Zustand befinde ich mich schon acht Tage. Morgen hätte ich das Los so vieler anderer Unglücklicher geteilt, wärest du nicht, mein Herr Djaudar, zu meiner Befreiung gekommen. Nun weißt du alles, was ich zu erzählen habe. Gelobt sei Gott, der dich noch zur rechten Stunde hierhergesandt. Als der Jüngling so gesprochen hatte, rief ich Misram und befahl ihm, ihn in seine Heimat zurückzutragen. Ich ging dann durch einige Zimmer in einen großen Saal, welcher rings umher von kleinen niedlichen Kabinetten umgeben war: Ich befand mich im Harem des Königs Hindmar. Mitten in diesem Saal stand ein goldener Thron, mit Perlen und Edelsteinen besetzt, und es saß eine Dame darauf, wie die aufgehende Sonne, so blendend schön; ich dachte, sie müsse aus dem Paradies entschlüpft sein in einem Augenblick, wo der es bewachende Engel Ridhwan nachlässig in seinem Amt war. Als diese Dame mich sah, bedeckte sie schnell ihr Gesicht und rief mir zu: Wie wagst du es, in den Harem des mächtigen Königs Hindmar zu dringen? – Hindmar ist tot, antwortete ich ihr; ich bin jetzt Herr dieses Schlosses mit allem, was darin ist. – So bist du der Fischer Djaudar aus Kahirah! versetzte sie und rief sogleich ihre Freundinnen aus ihren Kabinetten herbei. Habe ich euch nicht oft vorausgesagt, fuhr sie dann fort, daß unsere Sklaverei nicht ewig dauert? Nun ist meine Prophezeiung in Erfüllung gegangen: Der Mann, den ihr hier vor euch sehet, hat unseren Räuber mit dem Zauberschwert getötet und wird uns alle unserer Familie und Heimat wieder schenken. Wisse nämlich, mein Herr Djaudar, sagte sie dann, zu mir gewendet, sowohl ich, als alle Mädchen, die du hier siehst, und noch viele andere, welche noch in ihren Zimmern sind, hat Hindmar mit Gewalt entführt. Meine Entführung wurde meinem Vater von einem sehr berühmten Wahrsager schon mehrere Jahre vorher prophezeit; aber auch meine Befreiung durch einen Fischer aus Kahirah, welcher Djaudar heißt und Sintbests Schwert besitzt, wurde vorausgesagt. Ich betrachtete dann die Mädchen, welche alle sehr schön waren, und fragte, welche von ihnen Badiah heiße und vor zwölf Jahren ihrem Vater und ihrer Schwester entrissen wurde. Da trat eine unter ihnen hervor, mit einem Blick, der den einer Gazelle beschämte, und sagte: Ich bin die, nach welcher du dich erkundigst. Ich rief Misram und befahl ihm, sie in ihr väterliches Haus zurückzubringen. Als Misram mit ihr davonflog, bat ich die Dame, welche auf dem Thron saß und Sakirsad hieß, alle Mädchen, welche im Schloß sich befänden, zu versammeln. Da schickte sie einige Sklavinnen umher, welche die Mädchen zu ihr riefen; der Saal füllte sich immer mehr, und Sakirsad zählte immerfort, bis es ihrer achtundneunzig waren. Da sagte sie mir: Jetzt fehlt nur noch eine, welche so hart gefesselt ist, daß wir sie erst befreien müssen; doch lasse zuerst diese achtundneunzig wieder in ihre Heimat bringen. Ich rief Misram, welcher von seiner Reise mit Badiah schon wieder zurück war, und bestellte bei ihm achtundneunzig Geister. In einem Augenblick stiegen sie aus der Erde hervor, und jeder von ihnen nahm ein Mädchen auf die Schultern und schwang sich mit ihm in die Luft.
    »Sakirsad führte mich dann in das Gemach, wo das gefesselte Mädchen lag, und siehe da, es war Heifa, meine Geliebte, welche ich schon einmal aus der Adlerschlucht befreit hatte. Vor Freude über ein so unverhofftes Wiedersehen fiel ich in Ohnmacht. Als mir das Bewußtsein wiederkehrte, stand Heifa schon entfesselt vor mir, ich umarmte und küßte sie, und bat sie, mir zu erzählen, wieso sie in dieses Schloß gekommen. Wisse, Djaudar, erwiderte sie, nicht lange nachdem Sandja mich nach Haus gebracht und ich an der Stelle meines Vaters den Thron bestiegen hatte, kam auf einmal eine Armee gegen meine Hauptstadt herangezogen, so zahlreich, daß meine Truppen ihr nicht zu widerstehen vermochten. Ich schickte ihnen meinen Vezier entgegen, um zu vernehmen, wer sie seien und in welcher Absicht sie gekommen. Da kehrte er bestürzt zurück und sagte: Es sind Truppen Sintbests, von ihm selbst

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