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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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dichter Rauch gen Himmel, der sich bald sammelte, und siehe da! Schah Bair stand vor mir, wie ich ihn in der Adlersschlucht gesehen, und dankte mir für seine Befreiung. Ich bat ihn dann, mir zu erzählen, wieso er in dieses Schloß gesperrt worden. Da hob er an: Wisse, Djaudar, ich bin der Sohn Abu Tawaifs, welcher auch Iblis genannt wird, und habe einen Bruder, der Schamhurisch heißt und in der Nähe von Tunis sich aufhielt. Eines Tages, als letzterer allein in seiner Wohnung war, wurde er von zwei großen Genien ergriffen und gefesselt vor den alten Abul Adjaib geführt. Mein Bruder fragte ihn erstaunt, wodurch er eine so gewalttätige Behandlung verdient habe. Aber Abul Adjaib antwortete bloß, er wolle seinen Vater Iblis zu sich berufen, ihm wolle er sagen, was er mit dieser Entführung bezwecke. Schamhurisch sandte einen Boten an unseren Vater, und als er zu Abul Adjaib kam und ihn fragte, was er von ihm begehre, antwortete jener: Wisse, ich habe seit vielen Jahren an einem heiligen Buch gearbeitet, bis es mir gelang, ihm tausend Geister zu unterwerfen; dieses Buch schenkte ich meinem frommen Schüler Mahmud, aber er wurde von seinen Brüdern verraten, und das Buch liegt jetzt in der Adlerschlucht in dem Schloß Sintbests neben dessen Schwert, welchem fünfhundert Geister gehorchen. Beide sind der Obhut deines Sohnes Schah Bair anvertraut, welcher in der Gestalt einer schwarzen Katze auf einer Säule Wache hält. Liegt dir daher das Leben und die Freiheit deines Sohnes Schamhurisch am Herzen, so bewege deinen Sohn Schah Bair, meinem Schüler Mahmud, der mit Djaudar in die Adlerschlucht kommen wird, Schwert und Buch auszuliefern. Mein Vater eilte zu mir, und sobald ich den Zweck seiner Reise erfuhr, faßte ich den Entschluß, um meinen Bruder zu befreien, dem Wunsch Abul Adjaibs zu willfahren. Als ich dir Schwert und Buch übergeben hatte, flog ich zu Abul Adjaib und benachrichtigte ihn davon. Darauf gab er meinen Bruder frei, und ich reiste mit ihm zu unserem Vater. Wenige Tage nach meiner Flucht verlangte aber Sintbest nach Heifa, und als er hörte, sie sei von zwei Männern befreit worden, denen ich Schwert und Buch übergeben, fing er an zu toben und zu lärmen, zu schäumen und zu fluchen, und Sonne und Mond und alle seine Gatter zu lästern; dann versammelte er alle seine Scharen, Menschen und Genien, und zog mit ihnen gegen uns aus, Wir konnten ihm nicht lange widerstehen, denn unser Häuflein Truppen war bald aufgerieben; doch gelang es meinem Vater und meinem Bruder, durch die Flucht zu entkommen; ich aber wurde gefangen und mit Ketten beladen vor Sintbest geführt, Schon hatte er den Befehl zu meiner Hinrichtung erteilt, als meine Freunde, unter denen auch Hindmar war, ihn um Gnade für mich baten. Aber Sintbest wollte mich nicht begnadigen und befahl Hindmar, mich in eine kupferne Flasche zu sperren und ins Meer zu werfen. Hindmar beschwor aber Sintbest so lange, mich beim Leben zu lassen, daß er ihm endlich erlaubte, mich in der Flasche mit in sein Säulenschloß zu nehmen; er mußte jedoch vorher schwören, daß er mich nie befreien würde.
    Fünf Monate bring ich nun schon in dieser Flasche zu, verzweifelte aber nicht, weil ich wohl wußte, daß du einst mit dem Zauberschwert Hindmar töten und mich befreien würdest. Nun weißt du alles, mein Herr Djaudar; jetzt bitte ich dich, mich zu entlassen, daß ich zu den Meinigen zurückkehre und ihnen von dem Gelingen des Unternehmens Nachricht bringe. – Reise mit Gottes Segen! rief ich ihm zu, und er breitete seine Flügel aus und flog davon. Als Schah Bair fort war, verließ ich dieses leere Zimmer und kam durch einen langen Gang in eine Küche, da standen vier Kessel über dem Feuer; in dem einen waren Granatäpfelbeeren, welche im Fett schwammen, im anderen Pilaw, im dritten Kulkas und im vierten Fleisch. Da ich sehr hungrig war, langte ich mit einem goldenen Löffel, der neben jedem Kessel lag, nach dem Fleisch; aber siehe da, es kam eine Menschenhand heraus. Ich warf sie mit Abscheu wieder in den Kessel und dankte Gott, daß ich auch von den übrigen Speisen nichts gegessen, weiche wahrscheinlich mit Menschenfett geschmälzt waren. Von der Küche aus kam ich wieder in einen Gang und hörte, wie jemand in einem Zimmer zu meiner Rechten rief. O mein Gott, welch schwere Versuchung! Allein in einem fremden Land auf eine so schauerliche Weise zu sterben! Ich rief nach der Richtung, wo die Stimme herkam: Wer bist du, der du so klagst, und wie kann ich

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