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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Leuten, welche auf den Schiffen sich befinden, keine andere Wahl, als den Berg zu besteigen. Sobald dies aber die verzauberten Affen sehen, fallen sie über sie her und fressen sie. Als die Kaufleute, welche auf dem Schiff waren, dies hörten, weinten sie und jammerten laut wie Frauen. Aber Misram, der mich stets in der Gestalt eines schönen Jünglings begleitete, fing an so laut zu lachen und zu jubeln, daß die Kaufleute ihn für verrückt hielten und ihm sagten: Spottest du über unsere Not? Glaubst du etwa, du allein würdest dem Tod entgehen? – Seid ohne Furcht! sagte Misram; was euch der Hauptmann hier erzählt hat, ist zwar ganz wahr, aber wir besitzen ein Schwert, das den eisernen Baum wie ein Blatt Papier zerschneidet, und niemand hindert uns dann, unserem Schiff jede beliebige Richtung zu geben. Da die Leute sich des guten Windes erinnerten, der mit unserer Einschiffung zu wehen anfing, beruhigten sie sich ein wenig, wurden aber doch immer noch ängstlicher, je näher unser Schiff dem eisernen Baum kam. Als es endlich ganz in der Nähe desselben auf den Berg stieß, rief Misram: Wer das Schiff verläßt, wird von den Affen gefressen. Djaudar allein darf es wagen, ans Land zu steigen, denn sein Zauberschwert schützt ihn. Er sagte mir dann: Geh nur ohne Furcht auf den Baum zu und rufe: O du, der du Moses das Meer gespalten, David das Eisen erweicht und unserem Herrn Mohammed den Koran geoffenbaret hast, steh mir bei und lasse mich diesen eisernen Baum umhauen, du bist ja allmächtig. Ich befolgte, was mich Misram hieß, das Eisen gab meinem Schwert wie ein weiches Rohr nach und stürzte mit einem donnernden Getöse ins Meer. Hierauf lief ich wieder zum Schiff zurück, und kaum hatte ich es wieder bestiegen, da blies der Wind vom Berg her und stieß unser Schiff ins offene Meer.
    »Der Hauptmann tanzte vor Freude auf dem Verdeck umher und küßte mich einige Male, und wer auf dem Schiff war, dankte mir und entschuldigte die geringe Aufmerksamkeit, die er mir bisher geschenkt. Wir segelten nun drei Tage lang nach Osten, bis wir an eine grüne Insel kamen, welche Misram die Smaragdinsel nannte; hier stieg dieser mit mir aus und belehrte den Hauptmann über die Richtung, die er zu nehmen hatte, um an den Ort seiner Bestimmung zu gelangen. Mich führte dann Misram drei Tage lang durch ein grünes Tal, welches ein kleiner Fluß bewässert, dessen Wasser süßer als Honig und frischer als Schnee war; aus der Erde sproßen nichts als wohlriechende Kräuter und Blumen hervor, und die Bäume waren mit den schönsten und schmackhaftesten Früchten beladen. Endlich, als wir vor einen großen Nußbaum kamen, in dessen Nähe der Fluß sich ins Meer ergießt, sagte Misram: Jetzt sind wir am rechten Platz; hier ist das Gazellental und hier der Baum, von welchem Mahmud auf die Töchter des Königs Numan herabsah. Besteige nun auch du diesen Baum, und warte, bis die Mädchen wiederkehren. Siehst du sie ans Land steigen, so verbirg dich sorgfältig hinter den Zweigen des Baumes, sobald sie aber ihre Fischhaut abgelegt haben, so springe schnell mit deinem Schwert darauf los, es ist ihnen dann unmöglich, wieder heimzukehren und du kannst sie deinem Freund Mahmud zuführen, um dessentwillen wir diese ganze Reise unternommen; das ist der letzte Rat, den ich dir zu erteilen habe. (Nur Gott ist allwissend!) Ich hatte kaum nach Misrams Rat den Nußbaum bestiegen, als drei Fische, ein blauer, ein grüner und ein gelber, aus dem Meer den Fluß aufwärts bis in die Nähe des Nußbaums geschwommen kamen. Hier stiegen sie ans Ufer und warfen ihre Fischhaut ab, und es wandelten drei Mädchen vor mir umher, so schön und wohlgestaltet, wie ich noch keine im Leben gesehen. Ich versteckte mich sorgfältig, weil ich dachte, es würden ihnen noch andere nachfolgen, da hörte ich aber, wie eine derselben zur anderen sagte: Heute wollen wir uns nicht lange hier aufhalten, weil unsere Schwestern zu Hause geblieben sind, nach denen ich mich sehr zurücksehne. Ich wartete daher nur so lange, bis sie sich von ihren Fischgewändern entfernt hatten, dann sprang ich vom Baum und bemächtigte mich derselben. Misram freute sich sehr, als er dies sah, und befahl drei Geistern, die drei Mädchen in Hindmars Schloß zu Heifa und Sakirsad zu tragen und uns dort zu erwarten. Jetzt glaubte auch ich am Ziel meiner Bemühungen zu sein, denn ich dachte, mit drei solchen Mädchen kann Mahmud schon zufrieden sein; ich wusch mich daher im Fluß, dankte Gott für

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