Tausend und eine Nacht, Band 4
seinen Beistand und betete zu ihm, daß er mir nun auch meine Rückkehr nach Ägypten erleichtere. Als ich aber das Gebet vollendet hatte, kamen zwei der Geister, welche Misram mit den Mädchen abgeschickt hatte, mit zerstörtem Gesicht zurück, und als Misram sie fragte, was ihnen zugestoßen sei, sagte einer von ihnen: Wisse, mein Gebieter, als wir mit den Mädchen in die Nähe des schwarzen Berges kamen, an dem uns der Weg nach Hindmars Schloß vorüberführte, sprangen zehn Geister auf uns zu und hielten uns an. Als ich ihnen sagte, ich sei ein Abgesandter Misrams und Djaudars aus Ägypten, erwiderten sie: Die sind es eben, die wir suchen, einer von euch bleibe hier mit den Mädchen bei uns, und die übrigen beiden müssen zu Misram und Djaudar zurückkehren und sie hierher bringen. Als Misram dies hörte, sagte er mir: Mache dich auf, Djaudar, hier darf keine Zeit verloren werden, man will uns gewiß etwas Wichtiges mitteilen.
Wir reisten nun zusammen nach dem schwarzen Berg, bis wir zu den Geistern kamen, welche die Mädchen gefangen hielten. Misram fragte sie: Wer seid ihr und was wollt ihr von mir? – Wir sind auf Befehl Schilschanums, des Sohnes Djaldjamuks, hier, antwortete einer von ihnen, um euch zu sagen, daß ihr ihn hier erwarten sollt, und wir hielten einen eurer Geister mit den Mädchen zurück, um desto sicherer zu sein, daß ihr hierher kommt. Kaum hatte der Geist ausgesprochen, da erschien Schilschanum selbst in der Gestalt eines weißen Vogels, und sagte uns: Ich suche euch schon drei Tage überall, denn in meinem Herzen glüht eine glühende Kohle wegen dessen, was ich im Schloß Hindmars gesehen. Bald nachdem ihr nämlich dasselbe verlassen hattet, um den eisernen Baum des Magiers Bahram zu vernichten, rief mich mein Vater zu sich und befahl mir, ihn zu Hindmar zu begleiten. Sobald er aber den Vogel, welcher auf der Säule war, umgestürzt und das Tor des Schlosses geöffnet fand, rief er: Wehe mir! Es ist um meinen Ruf geschehen, mein Freund Hindmar ist tot, alle meine Zauberei vermochte nichts gegen das Zauberschwert Djaudars; aber ich will mich rächen. Er ging hierauf ins Schloß und nahm alles, was an Silber, Gold, Edelsteinen und kostbaren Stoffen darin war, und befahl einigen Geistern, es ins Meer zu werfen. Als er dann in das Gemach kam, wo Heifa und Sakirsad mit ihren Sklavinnen saßen, stieß er einen Schrei aus, daß ich glaubte, das ganze Schloß stürze über uns zusammen; dann sagte er mir: Mein Sohn, Djaudar soll nun sehen, daß man gegen mich nicht ungestraft sich vergeht. Bringe mir eine goldene Tasse und etwas weißen Sand; als ich ihm dies brachte, rührte er den Sand mit einer Flüssigkeit an, die er bei sich trug, murmelte einige unverständliche Worte darüber, dann sagte er mit lauter Stimme: Behaltet eure Menschengestalt nur an der obern Hälfte eures Körpers, eure untere Hälfte aber werde zu Stein; er bespritzte sie hierauf mit der Flüssigkeit aus der Tasse, welche zu kochen anfing, als stünde sie über dem Feuer, und siehe da, Heifa, Sakirsad und die anderen acht Mädchen wurden zur Hälfte in Stein verwandelt, so daß sie sich nicht mehr von der Stelle bewegen konnten. Hierauf zog mein Vater ein Buch aus der Tasche und las ein wenig darin, wurde blaß, fing an zu zittern und zu beben. Was ist dir, mein Vater? fragte ich ihn. Wehe mir, antwortete er, mich reut, was ich eben getan habe, denn Djaudar wird mich zuletzt doch noch überwinden und zwar mit Hilfe eines mir nahestehenden Wesens; doch will ich wenigstens dafür sorgen, daß seine Geliebte nicht ihre frühere Gestalt wieder erlange. Er schrieb daher ihren und der übrigen Mädchen Namen auf eine Tafel, schloß sie in ein smaragdenes Kästchen und befahl dem Geist Schamhurisch, es in eine Statue zu legen, welche nicht weit von dem Schloß des Zauberers Munkich im Königstal steht. Auch ich, fuhr er dann fort, begebe mich jetzt zu Munkich, wo ich doch gewiß eine geraume Zeit von den Nachstellungen Djaudars sicher sein werde. Hierauf zerstörte er das ganze Schloß Hindmars bis auf das Gemach, in welchem die verzauberten Mädchen waren, und nahm Abschied von mir. Sobald er aber fern war, ging ich zu den Mädchen, die ich von Herzen bedauerte, gab mich ihnen zu erkennen und tröstete sie, indem ich ihnen versprach, euch von allem in Kenntnis zu setzten, und sie versicherte, daß es euch nicht allzu schwer fallen werde, ihren Zauber zu lösen. Ich verließ dann die Mädchen und nahm zehn Geister mit mir, die
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