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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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ich beauftragte, alles anzuhalten, was vom Gazellental herkomme, weil ich wohl wußte, daß ihr der Töchter des Königs Numan willen dorthin ziehen würdet; ich selbst wanderte auch umher, um euch zu suchen, und danke nun Gott, euch gefunden zu haben, damit ihr mir folget, um die armen Mädchen zu befreien.
    »Als Schilschanum seinen Bericht vollendet hatte, weinten wir heftig und waren, ohne Wein getrunken zu haben, in einem furchtbaren Taumel. Ganz bewußtlos folgten wir Schilschanum nach dem verwüsteten Schloß Hindmars, und als wir zu den halbversteinerten Mädchen kamen, verwünschten sie uns und sagten: O lebte doch Hindmar noch! O hätten wir euch doch nie gesehen! Aber Misram ermutigte sie, indem er ihnen schwor, nicht eher seine geliebten Söhne wiederzusehen, bis er ihnen wieder ihre frühere Gestalt mit Hilfe Gottes zurückgegeben. Er befahl dann drei Geistern, die drei Töchter des Königs Numan nach Ägypten zu tragen, sie Mahmud zu bringen und ihn dann im Schloß bei Heifa zu erwarten. Als dies geschehen war, nahm mich Schilschanum auf seine Schultern und flog mit mir von morgens bis mittags durch die Luft, dann setzte er mich auf eine Insel nieder und sagte mir: Das ist die Insel der Tochter des Veziers Schems, den Gott mit einem roten Kamm wie einen Hahn geschaffen, mit Zähnen, wie die eines Elefanten und Flügel, wie die Segel eines großen Schiffes. Er hat diese Insel seiner Tochter überlassen und will seine Tage im Königstal bei seinem Freund Munkich beschließen. Von dieser Insel bis ins Königstal braucht ein leichtes Schiff bei immer günstigem Wind wenigstens zwanzig Jahre, Geister durchfliegen aber diesen Raum in zwei Tagen, und Besitzer der heiligen Namen in einer Stunde; auch gibt es eine eigene Gattung Vögel, welche den Weg von hier nach dem Königstal in einem Tag zurücklegen. Ich werde jetzt ein Kamel schlachten, ihm die Haut abziehen und dich in dieselbe einnähen, es wird gewiß bald einer dieser Vögel kommen und dich ins Königstal tragen, wohin auch ich dir folge. Gerne hätte ich dich auf meinen Schultern dahin getragen, aber wir kommen an vielen feindlichen Ländern vorüber, wo ich, um jeden Angriff abwehren zu können, frei sein muß. Ich werde aber stets hinter dir sein, und du hast ebensowenig zu fürchten, als wärest du auf meinen Schultern. Er verließ mich dann eine Weile und kehrte mit einem großen Kamel wieder, schlachtete es, zog ihm die Haut ab, nähte sie um mich zu und entfernte sich ein wenig. Sogleich kam ein Vogel, so groß wie ein Elefant, nahm mich zwischen seine Krallen und flog mit mir von morgens bis abends. Dann setzte er mich nieder und wollte mich aufpicken, aber Schilschanum, der stets hinter mir geblieben war, verscheuchte ihn, riß die Haut auf und sagte: Steh auf, Djaudar! Wir sind am Ziel; gelobt sei Gott, der uns auf keinen Feind stoßen ließ. Ich stand auf und sah mich nach allen Seiten um, und befand mich in einem der reizendsten Täler in der Welt, bei jedem meiner Tritte duftete Moschus aus der Erde hervor. Bäche, Bäume und Vögel priesen vereint den allmächtigen Schöpfer. Das ist das Königstal, sagte mir Schilschanum, und nicht weit von hier liegt das Schloß Munkichs mit seinen vier eisernen Toren. Vor einem dieser Tore steht eine Statue, neben welcher ein goldener Skorpion liegt; reibe diesen Skorpion an der rechten Seite, so wird sich am Leib der Statue ein Türchen öffnen, gerade so groß, daß du mit der Hand hineinlangen kannst; strecke sie hinauf bis an das Hirn der Statue, da findest du einen kupfernen Käfig, mitten in diesem Käfig erhebt sich eine goldene Säule, auf der ein Spatz aus grünem Smaragd steht; greife nach diesem Spatz, er wird sich dreimal im Kreis herumdrehen, dann bindest du ihn an der Säule mit einer seidenen Schnur fest. Hüte dich aber wohl, daß der Vogel dich weder mit dem Schnabel noch mit den Krallen berühre, denn die kleinste Wunde die er dir beibringt, ist tödlich.
    Djaudar setzte seine Erzählung vor dem Sultan Zaher Beibars also fort: »Als ich alles vollbracht hatte, was Schilschanum mich geheißen, trat Djaldjamuk aus dem Schloß zu mir heraus und sagte: Alles hat seine bestimmte Zeit; ich bin jetzt dein Freund, geh und befreie den Spatzen wieder, dann will ich dir die Mittel angeben, wie du deiner Geliebten ihre frühere Gestalt wieder geben kannst. Eile aber, denn mein Leben geht bald zu Ende und ich darf nicht sprechen, so lange der Spatz angebunden ist. Sieh, ich werde jeden Augenblick

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