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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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schwächer, mein Auge wird trübe, meine Hand erstarrt, mein Fuß kann nicht vom Platz weichen, eile also, daß mir meine Lebenskraft wiederkehre, und ich dir zur Befreiung der Mädchen und zu deiner Rückkehr in die Heimat beistehe. Diese in einem wehmütigen Ton gesprochenen Worte Djaldjamuks rührten mich so sehr, daß ich, alle früheren Feindseligkeiten vergessend, ihn verließ, in der Absicht, den Spatzen wieder loszubinden. Ich fand aber Schilschanum vor der Statue, der den Spatzen immer fester band, so daß er ihn fast erwürgte. Als er mich sah, stieß er einen Schrei aus, daß ich vor Angst zu Boden stürzte, und Feuer sprühte dabei aus seinen Nasenlöchern, das, wenn ich mich nicht schnell entfernt hätte, mich gewiß verzehrte. Dann sagte er: Bestände nicht ein alter Bund zwischen uns, so wärest du jetzt nicht mehr; du ließest dich von meinem Vater erweichen und wolltest den Spatzen wieder befreien, hättest du dies aber getan, so wäre für dich, für mich und die Mädchen, welche in Hindmars Schloß schmachten, keine Rettung mehr möglich; mein Vater hätte dann die ausgedehnteste Gewalt über uns, und du dürftest nie mehr daran denken, deine Heimat wiederzusehen. Gehe nun als ein Mann zu meinem Vater zurück und kehre dich nicht an seine Klagen und Versprechungen, bis du zuerst die Befreiung der Mädchen von ihm erlangt hast. Ich ging wieder zu Djaldjamuk und fand ihn in den letzten Zügen auf die Erde gestreckt. Als er mich erblickte, sagte er: Du hast mir doch versprochen, meinen Zustand zu erleichtern, und nun geht es mir noch schlimmer als vorher. – Ich durchschaue deine Treulosigkeit, antwortete ich ihm, zuerst befreie die Mädchen, dann soll auch dir Erleichterung werden. Als er dies hörte, sagte er vor Zorn lachend: Nun, mein Sohn, du bist unschuldig, ein anderer hat mich verraten, so höre mich denn an: Nimm den Siegelring, den ich an meinem Finger trage, und geh damit zu meinem Sohn Schilschanum, er wird dich zu Schamhurisch führen, welcher die heiligen Namen aufbewahrt, vermöge derer die Mädchen in Stein verwandelt wurden. Gib ihm den Ring als Zeichen, daß du von mir gesandt bist; er wird dir eine kleine, mit vielen Talismanen beschriebene, smaragdene Tafel verschaffen, mit dieser gehst du zu den Mädchen. Dort nimmst du weißen Sand aus einer Büchse, welche zu ihrer Rechten steht, streust ein wenig davon in eine goldene Tasse mit Wasser gefüllt. Mein Sohn Schilschanum lese dann siebenmal, was auf der Tafel geschrieben ist, dann bespritze er die Mädchen mit dem Wasser aus der Tasse und sage: Bei diesen heiligen Namen und dem Schöpfer des Himmels und der Erde, nehmet euere frühere Gestalt wieder an! So wird der Zauber sich lösen und die Mädchen können frei mit menschlichen Füßen umherlaufen wie zuvor; ja sie werden noch schöner und wohlgestalteter sein, als je. Ist dies geschehen, dann verfahre mit mir, wie ich es verdiene. Ich nahm den Ring von seinem Finger und ging damit zu Schilschanum; als dieser ihn sah, sagte er: Jetzt sind wir unserem Ziel nahe, folge mir nur! Ich ging mit ihm bis in die Nähe eines schönen Gartens, in welchem die herrlichsten Früchte prangten. In diesem Garten, sagte Schilschanum, sitzt der Geist Schamhurisch mit einer Schlange in der Hand, deren Gift den härtesten Felsen zermalmen könnte, er hat diese Schlange nur um deinetwillen in der Hand, damit, wenn du dich ihm näherst, du von ihr getötet werdest. Du mußt daher auf den Geist von hinten her zugehen und ihm, ehe er dich bemerkt, den Ring meines Vaters zeigen, dann wird er nicht zulassen, daß die Schlange dich beschädige. Ich ging nun in den Garten, der mit den schönsten Bächen, Blumen, Früchten und Vögeln angefüllt war, die je eine Zunge genannt oder ein Auge gesehen hat. Am Ufer eines Baches blieb ich stehen, wusch mich und betete. Nach vollendetem Gebet ging ich weiter, bis ich in die Mitte des Gartens kam, da sah ich einen furchtbar langen Geist mit einem dicken Kopf und einem Kamelhals vor einer Wasserleitung sitzen, wo ein goldener Ochs mit diamantenen Hörnern ein Rad aus Sandelholz mit einer smaragdenen Achse in Bewegung setzte. Ich schlich wie ein Dieb ganz leise heran, bis ich den Geist von hinten her umarmen konnte, dann hielt ich ihm den Ring vor die Augen und sagte: Djaldjamuk sendet mich zu dir wegen der Befreiung der in Hindmars Schloß verzauberten Mädchen. – Alles hat seine bestimmte Zeit, sagte Schamhurisch, ich glaubte schon, die Mädchen müßten bis zum

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