Tausend und eine Nacht, Band 4
Herr bei uns ist. Da sagte der Haschimite: Ich will einmal die Matrosen fragen. Als er auf ihren Wunsch jene fragte, ob sie einen fremden Mann mitgenommen, sagten sie: Nein. Da ich nun fürchtete, er werde keine weitere Frage an sie richten, lachte ich und sagte: Ich war ihr Lehrer und habe ihr Unterricht erteilt, als ich noch ihr Herr war, und sie sagte: Bei Gott, das ist die Stimme meines Herrn. Da kamen die Diener und führten mich zum Haschimiten, der mich alsbald wieder erkannte und mir zurief: Wehe dir! In welchem Zustand bist du? Was ist dir zugestoßen? Ich erzählte ihm unter Tränen, was mir widerfahren, alsbald hörte man das Schluchzen der Sklavin hinter dem Vorhang her, und der Haschimite selbst und seine Brüder weinten mit uns aus Mitleid. Dann sagte er: Bei Gott, ich bin dieser Sklavin nicht nahe gekommen und habe sie bis heute nicht einmal singen hören. Ich bin ein Mann, den Gott mit Reichtum gesegnet und bin nur nach Bagdad gereist, um meine Pension vom Fürsten der Gläubigen in Empfang zu nehmen und um schön singen zu hören; als ich daher beides erreicht hatte, dachte ich, nun will ich doch, ehe ich heimkehre. noch einmal eine Bagdadenserin singen hören und kaufte daher deine Sklavin, ohne etwas von eurem Verhältnis zu ahnen, ich nehme aber Gott zum Zeugen, daß ich bei unserer Ankunft in Bagdad diesem Mädchen die Freiheit schenken und sie mit dir verheiraten und euch mehr als nötig zu leben geben will, jedoch unter der Bedingung, daß, sooft ich Lust habe, sie singen zu hören, mir dies hinter einem Vorhang gestattet werde, du sollst dann einer meiner Freunde und Gesellschafter werden. Ich freute mich mit diesem Vorschlag und der Haschimite steckte seinen Kopf zur Sklavin hinein und fragte sie: Bist du damit einverstanden? Sie dankte ihm und wünschte ihm alles Gute. Er rief dann einen Diener und befahl ihm, mich zu entkleiden und mir kostbare Kleider anzuziehen, mich zu beräuchern und ihm wieder vorzustellen. Als dies geschehen war, wurde mir wie den anderen Wein vorgestellt und die Sklavin sang dann in schönster Weise folgende Verse:
»Sie tadeln mich, weil ich beim Abschied vom Geliebten Tränen vergoß, sie haben den Trennungsschmerz nie gekostet und das Feuer nicht gefühlt, das mein Inneres verzehrt. Nur die Betrübte, deren Herz in diesem Lager verloren gegangen ist, kennt die Liebespein.«
Alle Zuhörer waren entzückt über diesen Gesang und ich selbst nahm im Übermaß des Glücks die Laute aus ihrer Hand und sang mit schönster Begleitung folgende Verse:
»Verlangst du eine Wohltat, so wende dich an einen Edlen, der nur Reichtümer und Wohlhabenheit kennt; eine Bitte an einen Edlen bringt Ehre, eine solche an einen Gemeinen bringt Schande. Bist du gezwungen, dich zu erniedrigen, so tu es nur vor einem Großen, du erniedrigst dich nicht, wenn du einen Edlen verehrst, wohl aber, wenn du vor einem Geringen dich beugst.«
Die Leute hatten ihre Freude an mir und wir fuhren nun so fort, die Sklavin und ich, abwechselnd zu singen, bis das Schiff an einem gewissen Ufer anlangte und alle Leute ausstiegen. Ich ging auch in trunkenem Zustand ans Land und wurde vom Schlaf überwältigt und schlief noch fort, als alle wieder ins Schiff stiegen und weiterfuhren. Sie hatten meine Abwesenheit nicht bemerkt, denn auch sie waren vom Weine erhitzt und langten ohne mich in Baßrah an, ich aber schlief, bis mich die Sonnenglut weckte, da fand ich mich ganz allein und ohne Geld, denn ich hatte es der Sklavin gegeben. Auch hatte ich vergessen, den Haschimiten nach seiner Wohnung und seinem Namen zu fragen, so daß ich in größter Verzweiflung war und das freudige Wiedersehen der Sklavin für einen Traum hielt. Ich blieb trostlos am Ufer sitzen, bis ein großes Schiff vorübersegelte, da bestieg ich es und gelangte nach Baßrah, ohne jemanden in dieser Stadt zu kennen und ohne zu wissen, wo der Haschimite wohnte. Ich ging zu einem Gemüsehändler, forderte Tinte und Papier und schrieb etwas, und da er meine Schrift schön fand und mich in schmutzigem Kleid sah, erkundigte er sich nach meinem Zustand, und als ich mich für einen armen Fremden ausgab, schlug er mir vor, bei ihm zu bleiben, um sein Buch zu führen und bot mir für meine Dienste Kost und Wohnung und einen halben Drachmen Lohn für den Tag. Ich willigte ein und blieb einen Monat bei ihm, besorgte sein Geschäft und führte Buch über seine Ausgaben und Einnahmen. Nach einem Monat, als seine Einnahmen gestiegen waren und seine
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