Tausend und eine Nacht, Band 4
Dalilah, welche anwesend war, sagte sogleich: »Ich nehme es an und werde heute noch den Ehe-Kontrakt schreiben lassen.« Ali ließ auch, seinem Versprechen und der Bitte des Kalifen für Kamr zufolge, einen Ehe-Kontrakt zwischen ihm und Kamr, sowie auch zwischen ihm und der ehemaligen Sklavin des Juden und ihrer Gebieterin schreiben, und nach kurzer Zeit, als seine Jünger aus Kahirah ankamen, heiratete er diese vier Mädchen und fand sich höchst glücklich in ihrem Besitz. Der Kalif ließ dann eines Abends sich von Ali nochmals alle seine Abenteuer mit der Gaunerin Dalilah, mit ihrer Tochter Seinab, mit dem Fischer Sureik und dem Juden Usra erzählen und fand sie so merkwürdig, daß er seinem Sekretär befahl, sie niederzuschreiben und in seinem Archiv aufzubewahren. Aber nur der erhabene Gott ist allwissend!
Ein Bagdadenser und seine Sklavin.
Einst lebte in Bagdad ein wohlhabender Mann, der von seinem Vater ein großes Vermögen geerbt hatte. Er liebte eine Sklavin und kaufte sie und wurde auch von ihr zärtlich geliebt. Für diese Sklavin machte er nach und nach so viele Ausgaben, daß endlich sein ganzer Besitz dahin war und ihm nichts mehr übrig blieb, wovon er leben konnte. Dieser Mann hatte in seinen besseren Tagen die Gesellschaften von Leuten gesucht, die Kenner der Gesangkunst waren, und selbst darin eine große Meisterschaft erlangt. Als er daher einen seiner Freunde um Rat fragte, sagte ihm dieser, er wisse keinen besseren Erwerb für ihn, als daß er mit seiner Sklavin singe, das werde ihm viel Geld einbringen, wovon er gut essen und trinken könne. Dieser Rat gefiel aber weder ihm noch der Sklavin. Diese sagte: Ich halte es für das Beste, du verkaufst mich, dann sind wir aus aller Not, denn mich kauft nur ein wohlhabender Mann und es findet sich schon wieder Gelegenheit zu unserer Vereinigung. Da führte er sie auf den Sklavenmarkt und der erste, der sie sah, war ein edler gebildeter Haschimite aus Baßrah (aus dem Geschlecht der Propheten) und er kaufte sie für fünfzehnhundert Dinare. Als ich das Geld in Empfang genommen, – so erzählt der Bagdadenser selbst – reute mich der Verkauf, ich weinte und die Sklavin weinte mit mir, und ich wollte den Handel wieder rückgängig machen, der Käufer ging aber nicht darauf ein. Ich legte nun das Geld in einen Beutel und wußte nicht, wohin mich wenden, denn mein Haus schien mir durch ihre Abwesenheit verödet. Ich seufzte, weinte und schlug mich selbst, wie nie zuvor. Endlich trat ich in eine Moschee, legte den Beutel als Kissen unter mein Haupt, fiel, vom vielen Weinen erschöpft, in einen Zustand der Betäubung und schlief ein. Da kam, ohne daß ich es bemerkte, ein Mann, zog mir den Beutel unter dem Kopf hervor und lief schnell davon. Hierauf erwachte ich in großem Schrecken und da ich den Beutel nicht mehr fand, wollte ich aufstehen, um dem Dieb nachzulaufen, aber meine Füße waren mit einem Strick zusammengebunden, so daß ich umstürzte. Da weinte ich wieder und schlug mich und sagte zu mir selbst: Nun ist dein Leben fern von dir und dein Geld ist auch dahin. Meine Verzweiflung war so groß, daß ich an den Tigris ging, mein Gesicht mit meinem Gewand bedeckte und in den Fluß sprang. Als aber umherstehende Leute dies bemerkten, sagten sie: Gewiß hat ihn schweres Unglück dazu veranlaßt, sie sprangen mir daher nach, brachten mich wieder ans Land und erkundigen sich nach meinen Umständen. Ich erzählte ihnen, was mir widerfahren und sie bedauerten mich sehr. Dann kam ein Greis auf mich zu und sagte: Willst du, weil dein Besitz verloren ist, auch deine Seele zugrunde richten und dich in die Hölle stürzen? Komm und zeige mir deine Wohnung! Ich führte ihn dahin und er setzte sich zu mir, bis ich ruhiger wurde und ich dankte ihm für seine Teilnahme. Als er sich wieder entfernt hatte, war ich nahe daran, meinem Leben ein Ende zu machen, aber ich dachte an das Jenseits und an die Hölle, darum verließ ich in Eile mein Haus und begab mich zu einem Freund und erzählte ihm, was mir zugestoßen. Er weinte aus Mitleid mit mir und schenkte mir fünfzig Dinare und sagte: Folge meinem Rat, verlasse Bagdad sogleich und lebe von diesem Geld, bis die Liebe aus deinem Herzen weicht, dann wende dich an irgend einen Statthalter, du kannst als gewandter Schönschreiber und gebildeter Mann leicht Mittel finden, mit Gottes Hilfe wieder zu deiner Sklavin zu gelangen. Ich beherzigte diese Worte, die meinen Schmerz einigermaßen linderten und beschloß nach
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