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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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des Kalifen«, sagte Ali zu den drei Mädchen; »da wollen wir in seiner Gegenwart den Ehe-Kontrakt schreiben lassen.« Er nahm dann die goldene Platte mit Kamrs Schmuck und ihres Vaters Kopf, und verließ sie, in der Absicht, nach Hause zu gehen. Als er auf der Straße war, kam ein herumziehender Zuckerbäcker zu ihm, bot ihm ein Stück Kuchen an und erbat sich ein Geschenk; Ali war so freudetrunken, daß er den Kuchen annahm und sogleich ein Stückchen davon aß. Aber er enthielt eine starke Dosis einschläferndes Pulver, daß er sogleich bewußtlos hinfiel, worauf der scheinbare Zuckerbäcker die Platte mit allem was darin war, nahm, und sie in die Kiste, welche die Kuchen enthielt, einschloß. Er war aber kaum ein paar Schritte weit damit fort, da kam ein Kadhi auf ihn zu, überreichte ihm ein Stückchen Kuchen und sagte ihm: »Koste einmal diesen Kuchen und backe mir einen ähnlichen.« Kaum hatte er ihn mit den Lippen berührt, fiel er um, denn auch dieser Kuchen enthielt einschläferndes Pulver. Der Kadhi nahm ihm dann die ganze Kiste weg und ging damit fort. Dieser als Kadhi verkleidete Mann war kein anderer, als Hasan Schuman, und der als Zuckerbäcker umhergehende Jüngling war Ahmed Lakit, der Neffe Seinabs, derselbe, der Ali bei seiner Ankunft in Bagdad des Polizeipräfekten Ahmeds Haus gezeigt hatte. Sureik war nämlich zu Dalilah gegangen und hatte ihr gesagt, sie möchte nur auf ihrer Hut sein, da Ali am Ende doch noch den versprochenen Schmuck dem Juden entlocken könnte. Dalilah rief hierauf ihren Enkel Ahmed Lakit und bat ihn, sich als Zuckerbäcker zu verkleiden, um Ali, wenn er mit des Juden Schätzen käme, derselben wieder zu berauben. Ahmed suchte ihn lange vergebens, begegnete ihm aber wie wir eben gesehen haben, im Augenblick, als er seine drei Bräute verließ. Hasan Schuman aber, der ebenfalls mit einigen seiner Leute, als Kadhi verkleidet, Ali aufsuchte, den er schon mehrere Tage vermißte, erkannte Ahmed Lakit sogleich und überlistete ihn auf die angeführte Weise, während seine Leute den schlafenden Ali von der Erde aufhoben und in seine Wohnung trugen. Als letzterer wieder zu sich kam, fragte ihn Hasan, der schon vor ihm mit den Schätzen und dem noch schlafenden Ahmed Lakit nach Hause kam: »Hast du das versprochene Hochzeitgeschenk?« – »Ich hatte es«, antwortete Ali, »aber ein Zuckerbäcker hat es mir durch List wieder genommen.« – »Kennst du ihn?« fragte Hasan. Er antwortete: »Jawohl, wenn ich ihn sehe, so kenne ich ihn.« Da führte ihn Hasan in ein Nebenzimmer, wo Ahmed Lakit lag. Ali weckte ihn auf und wollte ihn töten, aber Hasan hielt ihn zurück und sagte ihm: »Hüte dich, ihm etwas zuleide zu tun, denn er ist der Neffe deiner Braut Seinab, dem ich alles wieder entlockt habe.« – »So gehe zu deiner Großmutter Dalilah«, sagte ihm Ali, »und zu dem Fischer Sureik, und sage ihnen, daß ich die versprochene Hochzeitsgabe besitze und dazu noch den Kopf des Zauberers Usra, und daß ich sie morgen im Diwan des Kalifen erwarte.«
    Am folgenden Tag ging Ahmed Denf mit Ali zum Kalifen und stellte ihn ihm als den wackersten seiner Zöglinge und Häuptling der Gauner Ägyptens vor, Ali machte einen sehr günstigen Eindruck auf den Kalifen, denn die Tapferkeit und Klugheit leuchteten aus seinen Augen hervor. Ahmed erzählte dem Kalifen manche Streiche, welche Ali mit bewunderungswürdiger Gewandtheit durchgeführt, und zuletzt den gegen den Juden Usra. Der Kalif äußerte einige Zweifel gegen den Tod dieses Zauberers, als Kamr in den Diwan trat und alles bestätigte, was ihm Ahmed erzählt hatte. Zugleich erneuerte sie vor dem Kalifen ihr muselmännisches Glaubensbekenntnis und bat ihn, als ihr Bevollmächtigter, sie mit Ali zu vermählen. Der Kalif schenkte Ali das Schloß des Juden mit allem, was darin war, und fragte ihn, was er sonst noch wünsche, »Ich habe keinen anderen Wunsch, als stets deinen Teppich betreten und an deiner Tafel speisen zu dürfen.« – »Das sei dir gewährt«, sagte der Kalif; »was wünschest du noch?« – »Erlaube mir, meine vierzig Jünger von Kahirah hierher zu berufen,« – »Tu dies, und ich werde sogleich meinem Schatzmeister den Befehl erteilen, zehntausend Dinare herzugeben, um dir mit deinen Jüngern ein schönes Haus zu bauen. Hast du sonst keinen Wunsch mehr?« – »König der Zeit, suche Dalilah zu bereden, daß sie mir ihre Tochter Seinab zur Gattin gebe, und Kleider und Schmuck Kamrs als Morgengabe für sie annehme.«

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